Das Bild zeigt einen Cybertruck im Schnee
Die Leichtigkeit, mit der Tesla den Cybertruck in einer Landschaft aus Schnee und Eis platziert, kann unter realen Bedingungen nicht immer nachvollzogen werden.
Tesla

Keine Schneeflocke trübt den kantigen Auftritt. Erhaben steht er da in der Eislandschaft und legt nahe, dass ihm die widrigsten Umstände nichts anhaben haben können. So stellt Tesla seinen neuen Cybertruck für Pressfotos gerne da. Die Realität kann aber – die langjährige Erfahrung mit Werbung lässt es bereits erahnen – offenbar eine ganz andere sein. Auf Social Media erfreuen sich gerade Videos großer Beliebtheit, in denen der Pick-up auf einer verschneiten Fahrbahn buchstäblich nicht gut wegkommt.

Besonders zwei Vorfälle erregten zuletzt auf Tiktok und Instagram Aufmerksamkeit: einer im Stanislaus National Forest in Kalifornien und ein weiterer, bei dem sich ein Cybertruck offenbar in einer verschneiten Einfahrt festgefahren hat, wie nun Electrek berichtet. Und beide Male mussten die bulligen Elektrotrucks, die in der Schneelandschaft stecken blieben, zur Schmach auch noch von konventionellen Verbrennern befreit werden. Anders als vom Hersteller beworben, lassen sich mit dem Fahrzeug für die Apokalypse also nicht unter allen Umständen "alle Wege beschreiten".

Der Cybertruck kann nichts dafür, Tesla schon

So, gut gelacht. Aber wenn man sich die Schadenfreude verkneift und nüchtern betrachtet, woran es liegt, dass ein derart leistungsstarkes Fahrzeug seine Kraft nicht auf die Strecke bringt, ist der Fehler rasch gefunden: Die falsche Bereifung. Diese Schlussfolgerung ist umso plausibler, als dass Tesla die (wenig vorhandenen) Cybertruck-Modelle derzeit nur mit Allradantrieb ausliefert, die bei widrigen Umständen eigentlich keine Probleme haben sollten.

Standardmäßig werden die Cybertrucks mit Allwetterreifen von Goodyear ausgeliefert, die zwar als matsch- und schneetauglich gekennzeichnet sind, aber bei starkem Schneefall offenbar schnell an ihre Grenzen stoßen. Diese Kennzeichnung gibt zudem keine verlässliche Auskunft über die tatsächliche Leistungsfähigkeit im Schnee, da es keine einheitlichen Prüfkriterien für die Verwendung dieser Reifen gibt.

Tesla hätte also diese unglücklich wirkenden Situationen für sich und seine Kunden einfach vermeiden können, indem das Unternehmen entweder ausdrücklich auf die Einschränkungen dieser Standardbereifung hinweist oder in entsprechenden Regionen fernab von Texas ab Werk Reifen montiert, die für winterliche Bedingungen besser geeignet sind. Bei einem Verkaufspreis ab rund 60.000 Dollar könnte man argumentieren, dass das nicht zu viel verlangt sein dürfte.

Wasser auf die Mühlen der Gegner

So werden die Pannen des Cybertrucks mit Spott und Häme von Skeptikern kommentiert und wahrgenommen, Beschimpfungen auf das Design des Fahrzeugs und Elon Musk selbst werden bei dieser Gelegenheit gerne wieder aufgegriffen. Und auch die Konkurrenz nutzt natürlich diese Gelegenheit: Ford-CEO Jim Farley betonte etwa augenzwinkernd, dass das Abschleppen eines Cybertrucks durch einen Ford-Truck keine geplante Werbeaktion war, zumindest keine offizielle. Dass es genügend Videos im Internet gibt, wo auch Fahrzeuge seiner Marke im Schnee stecken bleiben, verschweigt er an dieser Stelle klarerweise. (bbr, 10.1.2024)

Video: Deutlich teurer: Musk startet Auslieferung von Teslas Cybertruck.
AFP