Ein Sturm der Entrüstung fegt derzeit über die USA hinweg, angefacht auch aus den Reihen der regierenden Demokraten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein Ministerium haben Austins Krebsdiagnose und die Einlieferung in ein Krankenhaus am 1. Jänner zunächst vor der Öffentlichkeit, dem Kongress und dem Präsidenten geheimgehalten. Auch die Stellvertreterin des Ministers, Kathleen Hicks, zu dieser Zeit auf Urlaub, wurde nicht gleich informiert und übernahm erst nach Tagen von Puerto Rico aus die Vertretung.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin
Hat sich für seine schlechte "Informationspolitik" entschuldigt: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
AP/Cliff Owen

Austin hat mittlerweile seine Arbeit wiederaufgenommen und entschuldigte sich für seine schlechte "Informationspolitik". US-Präsident Joe Biden will entgegen zahlreichen Rücktrittsaufforderungen an seinem Minister festhalten.

Causa abgeschlossen? Nein. Denn die Empörung ist in diesem Fall, bei allem Verständnis für die Privatsphäre Austins, mehr als gerechtfertigt. Es geht nicht nur um ungeschickte Informationspolitik. Ein führungsloses US-Verteidigungsministerium ist nicht nur ein Problem für die nationale Sicherheit der USA, sondern auch eines für die internationale Ordnung. Es ist ein Signal der Schwäche an diejenigen Staaten der Welt, die gerade lautstark an einer neuen Weltordnung zimmern. Wenn den USA schon die Kontrolle über die militärische Befehlskette im eigenen Land entgleitet, wie wollen sie dann geopolitische Ordnungsmacht in den zahlreichen Krisen weltweit bleiben? Hier hört sich die Privatsphäre auf. (Manuela Honsig-Erlenburg, 10.1.2024)