Gastbeitrag: Jan Krims

Ein junger Mann und eine junge Frau joggen in Trainingsanzügen durch den Schnee
Ohne neue Prämissen gibt es auch keine neue Praxis: Mentale und emotionale Vorbereitung auf das Mögliche sind entscheidend.
IMAGO/Zoonar

Herzlich willkommen im Jahr 2024. Willkommen in dem Jahr, in dem Donald Trump vielleicht zum US-Präsidenten gewählt wird. Dem Jahr, in dem sich Österreich vielleicht auf den Weg in Richtung "Orbánistan" machen wird. Einem Jahr, in dem die Auswirkungen der Klimakatastrophe zunehmend auch im persönlichen Umfeld zu spüren sein werden.

Willkommen im Jahr 2024, in dem sich die wirtschaftlich trübe Lage im Sinne einer Stagflation wahrscheinlich noch weiter verdunkelt. Ohne dass es große Lichtblicke gibt. Willkommen in einem Jahr, in dem die technologische Disruption und die politische Unberechenbarkeit potentiell zunehmen werden. Einem Jahr, in dem der Kostendruck wahrscheinlich stärker und die Arbeitskräfteknappheit voraussichtlich nicht weniger wird.

Nein, das sind natürlich keine Prognosen. Hier geht es nicht darum, Panik zu erzeugen oder Pessimismus zu verbreiten. Sondern darum, ein Gefühl zu bekommen für das, was kommen kann. Einen Ausblick auf das zu geben, worauf sich Menschen und Organisationen einstellen sollten, wenn sie auch in einer schlechteren Welt gut (über)leben wollen.

Persönliche Vorsätze, organisatorische Jahresziele oder eine umfassende Planung nützen dabei wenig. Die Zukunft gibt es schließlich nur im Plural. Nützlich ist hingegen eine konkrete und handlungsorientierte Vorbereitung auf unterschiedliche Szenarien und Optionen. Noch wichtiger ist eine mentale und emotionale Vorbereitung. Ohne neue Prämissen und Paradigmen gibt es auch keine neue Praxis.

Dafür ist es wichtig, dort hinschauen zu können, wo es unangenehm und beängstigend wird (ohne zwanghaft hinschauen zu müssen!). Je offensichtlicher die Probleme werden, desto anstrengender und belastender wird ansonsten das Wegschauen. Das wahrzunehmen, was ist, ist manchmal schwierig – nur das zu sehen, was man gerne hätte, macht es noch schwieriger.

Angesichts der großen Komplexität und Unklarheit kann es dabei besonders wertvoll sein, wirklich zu wissen, was man will. Bei hoher Dynamik und Unsicherheit ist es aber auch besonders riskant. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass das, was man gerne hätte, nicht (mehr) möglich ist. Wenn hinter dem Wollen dann ein (unbewusstes) "Ich muss" oder "Wir brauchen" steckt, wird es potenziell gefährlich.

Welche Sicht- und Verhaltensweisen können in diesem herausfordernden Kontext nützlich sein? Was können Organisationen tun, um sich vorzubereiten?

Was können Menschen individuell tun, um sich gut auf schlechte Zeiten vorzubereiten? Zum Beispiel das:

Wenn man sich immer öfter in neuem, unbekanntem Gelände bewegt, kann man sich nicht mithilfe alter Landkarten orientieren. Sie führen häufig in die Irre oder im Kreis. Bis es aber neue Landkarten gibt, hat sich die Landschaft wahrscheinlich schon wieder verändert. Multidimensionale Herausforderungen lassen sich ohnehin schlecht auf zweidimensionalen Landkarten abbilden. Hilfreich ist da eher eine gut entwickelte und oft geübte Intuition: ein professionelles Bauchgefühl. (Jan Krims, 20.1.2024)