Skipiste mit Pistenraupe und ein Mitarbeiter läuft über den Schnee
In Wiesen laufen die letzten Vorbereitungen für den Start der Saison am Samstag.
Guido Gluschitsch

Aus den Boxen unter dem Dach der Talstation dudelt leise Schlagermusik. Irgendwas mit Ewigkeit, Augen und Sternen. Radio Burgenland. Gegenüber in der Skihütte sind die Mitarbeiter des Schiklubs Wiesen gerade beim Kaffee. Während einer die Teller abserviert, machen sich die anderen schon aus, wie die Tische noch umgestellt werden müssen, damit morgen alles passt. Drinnen, in der Skihütte, würde man nicht glauben, dass man mitten im Burgenland, auf 340 Meter Seehöhe, ist. Durchs Fenster sieht man direkt auf die Piste, und in der Hütte hängt noch der Geruch von Glühwein und vielleicht auch Schnaps. Oder anders gesagt, es riecht nach Après-Ski.

Vier Männer beim Kaffeetrinken in der Skihütte.
Das Bild des harten Kernteams des Klubs beim Kaffeetrinken in der Skihütte ist absichtlich verschwommen – weil das den Geruch von den vielen Litern Glühwein, der sich hier beim Kochen in der Holzvertäfelung verfangen hat, wiedergeben soll. Und wenn Sie mir das nicht glauben, lass ich mir was anderes einfallen.
Guido Gluschitsch

"Ja, da drinnen ist schon mehr als einmal ordentlich gefeiert worden", sagt Lukas Weghofer, Obmann des Schiklubs Wiesen. Ein Traditionsklub, möchte man sagen, gibt es ihn doch schon seit 1976. Das Kernteam zählt an die 20 Mitarbeiter – äh, Mitglieder –, im Winter sind es auch einmal 30 Menschen, die anpacken. Seit vergangenen Sonntag, als klar wurde, dass ein paar kalte Nächte und vor allem auch Tage folgen werden, arbeitet die Truppe an der Saisoneröffnung, die am Samstag stattfinden wird. "Wir hatten ideale Bedingungen – minus zehn Grad in der Nacht –, da konnten wir viel Maschinenschnee herstellen", erklärt Lukas Weghofer. Jetzt liegen 30 bis 40 Zentimeter Kunstschnee auf der 300 Meter langen Piste – und darunter vielleicht noch zwei Handvoll Naturschnee.

Einheimische und Ungarn

"Die Pistenraupe müssen wir noch mit einer Matte sichern", sagt einer der Männer. Und auch wenn nicht allen klar ist, wie sich das ausgehen soll, dass da einer reinfährt, macht sich einer auf, um das Heck des Pistengeräts zu sichern. Sicherheit geht vor. Alle hier arbeiten ehrenamtlich. Und passieren soll auf keinen Fall etwas. "Wir machen das für die Kinder", sagt Lukas Weghofer. Die anderen nicken. Und ja, Weltcuprennen wird hier so schnell wohl keines stattfinden. Rund 40 Meter fällt die 300 Meter lange Piste ab. Für ein Rennen reicht das nicht, wohl aber, dass Kinder ihren Spaß haben. "Unter der Woche sind vorwiegend die Einheimischen da", erzählt Lukas Weghofer. An den Wochenenden kommen aber auch Gäste aus Niederösterreich und Ungarn. Aus einem einfachen Grund.

Lukas Weghofer steht auf der Piste
Lukas Weghofer ist Obmann des Schiklubs Wiesen.
Guido Gluschitsch

"Wer bei uns Skifahren möchte, der muss Mitglied im Verein sein", sagt Lukas Weghofer. Der Mitgliedsbeitrag beträgt für ein Kind 33 Euro, für einen Erwachsenen 38 Euro. Und damit ist die Saisonkarte in Wiesen billiger als die meisten Tageskarten in anderen Skigebieten. Auf fast 1.000 Mitglieder kommt der Schiklub Wiesen so in einer guten Saison, davon sind 200 bis 300 Mitglieder aus Wiesen – einer Gemeinde in der Nähe von Mattersburg und Forchtenstein, die eigentlich für das Jazzfest und die Erdbeeren bekannt ist.

Der Lift aus Admont

"Mit den Mitgliedsbeiträgen und den Förderungen geht es sich grad aus, dass wir über die Runden kommen", beschreibt Lukas Weghofer die finanzielle Lage des Schiklubs Wiesen. Ohne die Freiwilligenarbeit des Kernteams gebe es aber sicher keine neue Talstation und auch keinen Schlepplift. Den haben die Männer vor 21 Jahren in Admont ab- und im Burgenland wieder aufgebaut. Und ohne die Freiwilligen, die auch in der Nacht nach dem Rechten sehen, gäbe es auch nicht den Kunstschnee, der mit Schneekanonen und Lanzen erzeugt wird. "Zum Glück hatten wir kaum Wind", sagt Lukas Weghofer erleichtert, "weil sonst hätten wir nicht beschneien können. Zumindest nicht die Piste – die Umgebung schon."

Ein Mann mit einem Quad auf der Piste.
Die Arbeit auf der Skipiste ist hart, und manchmal muss man einfach schnell mit dem Raupenquad die 300 Meter rauf zur Bergstation und was schauen. So ein Pech aber auch.
Guido Gluschitsch

Der Hang, auf dem die Piste liegt, gehört im unteren Teil der Gemeinde und ist im oberen Teil Privatbesitz. Also noch einer, der mitspielen muss, dass hier, wenn alles gut geht, die Kinder ein oder vielleicht sogar zwei Wochen Ski fahren können. "Im Sommer wächst hier Heu für die Tiere", sagt Lukas Weghofer nachdenklich. "Wir überlegen, ob wir nächstes Jahr nicht wieder versuchen sollen, was mit Gras-Skifahren zu machen." Aber bis dorthin ist noch Zeit. Erst startet morgen die Wintersaison. Eine Woche soll sie jedenfalls dauern. Es ist nix für die Ewigkeit, aber große Augen wird es geben – und Sterne werden auch gerissen werden. Dafür ist es nicht einmal in Wiesen zu flach. (Guido Gluschitsch, 12.1.2024)