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Der erste Schultag als Lehrerin oder Lehrer ist ein Sprung ins kalte Wasser. Man kann noch so gut vorbereitet sein, die Realität des Unterrichtens trifft einen hart. Da es in Österreich leider nur ein mit wenigen Ressourcen ausgestattetes, institutionalisiertes Supportsystem für Junglehrerinnen und Junglehrer gibt, sind ältere, erfahrene Lehrpersonen anfangs oft die wichtigste Stütze.

Das österreichische Bildungssystem ist bei weitem nicht das innovativste und offenste System, wenn es um Erneuerungen geht. Umso beeindruckender sind Projekte, die oftmals gerade von jenen Lehrpersonen geschaffen wurden, die in den 1980er-Jahren ihre Ausbildung gemacht haben und laut Gastkommentar jüngst an dieser Stelle "obrigkeitshörig" sind und nur "reproduzieren" (siehe "Pisa und die 'alte Schule'", DER STANDARD, 8. 1. 2024): Die (integrativen) Mehrstufenklassen, Lerngemeinschaften von Volksschule und Mittelschulen, die schultypenübergreifend unterrichten, alternative Notensysteme sind nur einige. Davon bräuchten wir heute noch viel mehr und Rahmenbedingungen, die das zulassen und fördern!

Keine Frage des Alters

Das Alter der Lehrpersonen hat mit (schlechten) Pisa-Ergebnissen nichts zu tun. Die Bildungsergebnisse in Österreich sind im OECD-Vergleich unterdurchschnittlich, vor allem in Bezug auf die überdurchschnittlich hohen Ausgaben. Das lässt sich nicht auf das Engagement oder die Leistung einzelner Lehrpersonen zurückführen.

Das segregierende Schulsystem, das Kinder mit zehn Jahren in zwei Schultypen trennt, ist einer der Hauptfaktoren für die Bildungsungerechtigkeit und das Vererben von Bildungschancen in Österreich. Eine gemeinsame Schule, Ganztagsschulen, Investitionen in die so wichtige Elementarbildung und weit mehr Deutschförderung wären notwendig, um die Ergebnisse zu verbessern. Eine echte Entbürokratisierung des Bildungssystems, vollständige Schulautonomie mit Personal- und Budgetautonomie und mittleren Managementteams wären Fortschritte, die Lehrkräfte entlasten und bestärken würden. Und ja, ebenso Feedbacksysteme für Lehrkräfte, aber auch völlige Transparenz bei der Erfolgsmessung von Schulen.

Der Beruf der Lehrkraft ist einer der schönsten der Welt. Wir müssen alles unternehmen, um mehr Personen dafür zu begeistern und mit besseren Arbeitsbedingungen im Beruf zu halten. Denn so vielfältig wie unsere Gesellschaft ist, muss auch das Lehrerinnen- und Lehrerzimmer sein. (Peter Berry, Felix Stadler, 15.1.2024)