Es sind viele Unternehmen, sie wechseln relativ oft den Namen, teilweise auch die Anschrift. Und welcher Betrieb wo dazugehört, das lässt sich aufgrund des undurchsichtigen Konstrukts nur schwer nachvollziehen. Der Wiener Szenegastronom Martin Ho ist nach wie vor das Gesicht der Dots-Gruppe, doch im Hintergrund kommt es seit geraumer Zeit zu zentralen Veränderungen.

Im September 2022 trat Ho offiziell vom operativen Geschäft in seiner Dots-Gruppe zurück, auch als Geschäftsführer der Dots Beteiligung GmbH – sozusagen der Holdinggesellschaft – dankte er ab. Aus "wichtigem Grund", hieß es damals, und um sich auf die internationale Expansion zu konzentrieren. So weit, so bekannt.

Zehn Unternehmen der Dots-Gruppe, die von Martin Ho gegründet wurden, trugen im Lauf der Zeit 20 Namen. Bei den meisten änderten sich sowohl die Gewerbeberechtigungen als auch die Geschäftsführer.
imago images/Viennareport

Gewerbeberechtigungen

Weniger bekannt ist, dass bei fast allen Dots-Gesellschaften, die Ho selbst gegründet hat, Mitte Juli 2022 die Gewerbeberechtigungen endeten. Ho selbst hatte die gewerberechtliche Geschäftsführung der Unternehmen in den meisten Fällen bereits im Jahr 2018 abgegeben. Das zeigt ein Blick ins öffentlich einsehbare Gewerberegister (Gisa).

Ab dem 12. Juli 2022, einem Dienstag, wurde es dann ziemlich kompliziert im Firmenimperium von Anh Tuan Ho, wie der 37-Jährige offiziell heißt. Zehn Firmen trugen im Laufe weniger Jahre 20 verschiedene Namen – zumindest jene, bei denen Martin Ho selbst im Gisa aufscheint. Zur Dots-Gruppe gehören noch deutlich mehr. Sowohl die Gewerbeberechtigungen für die entsprechenden Standorte als auch die jeweiligen Geschäftsführungen änderten sich fast überall mehrmals. Die Anfrage, warum das so läuft, lässt die Dots-Gruppe unbeantwortet.

Gründe, weswegen eine Gewerbeberechtigung endet, gibt es viele. Es heißt nicht zwingend, dass man seinen Zuverlässigkeitsnachweis verloren hat. Die Möglichkeiten reichen von einer einfachen Zurücklegung über mangelnde Benachrichtigungen der Gewerbebehörde nach meldungspflichtigen Vorgängen bis hin zur Entziehung durch die Behörde.

Einb
Wer betreibt die Pratersauna? Es gibt gewisse Anzeichen, dass es die insolvente Firma Soundgang Studio sein könnte, die Dots-Gruppe streitet das allerdings ab. Eine Gewerbeberechtigung für das Betreiben einer Badeanlage hat Soundgang jedefalls.

Zuständig ist im Fall von Dots das Magistrat der Stadt Wien, dort erfährt man allerdings nicht viel zu den Hintergründen – das wäre rechtlich auch nicht möglich. "Gemäß § 365e Abs 1 GewO gibt es für die Gründe der Endigung der Gewerbeberechtigung ein Auskunftsverbot. Das heißt, es ist im Gisa nicht ersichtlich, warum die Gewerbeberechtigung geendet ist, auch bei berechtigtem Interesse darf diese Auskunft nicht erteilt werden", sagte eine Sprecherin der Wirtschaftskammer zum STANDARD.

Offene Fragen zur Pratersauna

Ein anschauliches Beispiel für die eigenwilligen Bewegungen im Gewerberegister ist die Soundgang Studio GmbH. Wie berichtet schlitterte diese Ende 2023 in die Insolvenz. Soundgang Studio ist im Gebäude des beliebten Wiener Clubs Pratersauna beheimatet – laut Dots ist Soundgang verantwortlich für Tonstudio, Künstlermanagement und Eventorganisation, nicht aber für den Betrieb der Pratersauna. Wer die Disco betreibt, lässt man offen. Laut Dots zählt der Club aber zur Unternehmensgruppe.Vor der Entstehung der Soundgang Studio GmbH hieß das Unternehmen Dots PS mit Anschrift im zweiten Bezirk, Dots PS im sechsten Bezirk und Dots 21. Die Gewerbeberechtigung lief laut Gisa unter "Gastgewerbe in der Betriebsart einer Bar".

Seit September 2022 hat die gewerberechtliche Geschäftsführung ein gewisser Christian E. inne. Gewerbeberechtigungen hat die Soundgang Studio für Gastgewerbe und den Betrieb einer Badeanlage. Stellt sich die Frage, warum man Letztere braucht, wenn man die Pratersauna (in der es einen Swimmingpool gibt) nicht betreibt. Auch laut der Ediktsdatei des Handelsgerichts Wien ist Soundgang Studio GmbH der Betreiber der Pratersauna.

Ein Hotel sticht heraus

An sich bewegt sich Dots innerhalb Wiens, doch mit dem Hotel La Petite Ivy in der Wachau gibt es eine Ausnahme. Es fällt nicht nur geografisch aus der Reihe, sondern ist auch der einzige von Ho selbst gegründete Betrieb, bei dem die ursprüngliche Gewerbeberechtigung aufrecht ist. Geschäftsführer ist aber auch hier jemand anderes.

Das La Petite Ivy in Mühldorf sticht deutlich aus der Masse heraus – und wirft Fragen auf. Buchungen sind der Website zufolge von Dienstag bis Donnerstag und Freitag bis Sonntag möglich. Eine Nacht kostet wohlfeile 2.500 Euro, exklusive Reinigung. Man kann auch nur das ganze Hotel auf einmal buchen, das sind fünf Doppelzimmer. Kein unbedingt sehr ortsüblicher Tarif. Auf Booking.com ist das Hotel nicht gelistet, und auf der Bewertungsplattform Tripadvisor gibt es eine einzige Rezension vom Juli 2020. "Dass dort ein wirklicher Hotelbetrieb stattfindet, habe ich bisher noch nie mitbekommen", sagt ein Brancheninsider aus der Wachau, der namentlich nicht genannt werden möchte. Eine Anfrage nach Auslastungszahlen oder dem Betrieb per se beantwortet man bei Dots ebenfalls nicht.

Das Imperium von Martin Ho liegt im Umbruch – das Wiener Lokal 404 – Don’t Ask Why hat zu, soll aber wieder geöffnet werden. Zudem gibt es kuriose Konstrukte bei den Gewerbeberechtigungen.
Heribert Corn

Hidden Club bleibt offen

Deutlich auskunftsfreudiger zeigte sich das Unternehmen Ende Dezember in einer anderen Causa. Hos Lokal Hidden Club auf der Mariahilfer Straße in einer ehemaligen DM-Filiale wurde auf Basis einer Generalgenehmigung in einem verkürzten Verfahren genehmigt. Zwar gab es immer wieder Lärmbeschwerden von Anrainern, aber weil der Club mit besagtem vereinfachtem Verfahren eröffnet worden war, konnten diese keine Bedenken bei einer Behörde äußern.

Nach einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs, wonach diese Auslegung unrechtmäßig sei, schien es, als müsste der Club zusperren. Der entsprechende Bescheid wurde kurz darauf aber vom Magistrat als gegenstandslos erklärt. Somit bleibt der Hidden Club vorerst offen, zumindest bis Sommer. Ab 30. Juni müssen Genehmigungen auch in Liegenschaften mit einer Generalgenehmigung wie Einkaufszentren in einem umfangreichen ordentlichen Verfahren erteilt werden. Das Genehmigungsverfahren für den Hidden Club werde deswegen ein weiteres Mal durchlaufen, sämtliche Unterlagen dafür seien bereits eingereicht, heißt es bei Dots. (Andreas Danzer, 15.1.2024)