Dass Teslas Cybertruck die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen kann, war schon bei der Vorstellung klar: Die Reichweite sank beim Spitzenmodell von angekündigten 800 Kilometern auf 515 Kilometer. Dafür stieg der Preis deutlich an. Angekündigt worden war der Cybertruck um 40.000 Dollar, tatsächlich kostet er aber 60.000.

Damit endeten die ernüchternden Erkenntnisse aber noch nicht: So erwies sich der Cybertruck als wenig geländetauglich, was ihm schon bald den Spottnamen "Cyberstuck" einbrachte. Fairerweise muss aber dazugesagt werden, dass das Problem wohl an den verwendeten Ganzjahresreifen liegen dürfte, die im Schneematsch schnell die Bodenhaftung verlieren. Dazu kam eine irreführende Werbekampagne, dass der Truck angeblich kugelsicher sei. Zwar halten die Stahlteile dem Beschuss mit kleinen Kalibern stand, die Scheiben sind aber nicht kugelsicher.

Als wäre das nicht genug, hat nun ein Youtuber nachgewiesen, dass Tesla wohl in einem weiteren Punkt geschummelt hat. Während der Cybertruck-Vorstellung zeigte Elon Musk eine ziemlich beeindruckende Vorführung, bei der sein rund drei Tonnen schwerer Elektro-Pickup gegen einen Porsche 911 in einem Beschleunigungsrennen über eine Viertelmeile (402 Meter) antrat. Der Cybertruck ging als Sieger hervor – die Besonderheit, dass der Cybertruck auch noch einen zusätzlichen Porsche 911 gezogen hat, machte den Marketingstunt perfekt. Tesla behauptet, dass das 99.990 Dollar teure dreimotorige Cyberbeast" in nur 2,6 Sekunden von null auf 60 Meilen pro Stunde beschleunigt und das Viertelmeilenrennen in weniger als elf Sekunden absolvierte.

Rennen wurde vorzeitig gestoppt

Ganz so dürfte das aber nicht stimmen: In einem Video auf dem Youtube-Kanal "Engineering Explained" wird Musk vorgeworfen, die Fähigkeiten des Cybertrucks maßlos übertrieben zu haben. Wie Kanalinhaber Jason Fenske nachweisen konnte, legte der Cybertruck in der Demo nämlich nicht die gesamte Viertelmeile zurück. Das Rennen dürfte vielmehr schon bei der Hälfte, einer Achtelmeile oder 201 Meter, beendet gewesen sein. Als Tesla den Porsche und den Cybertruck Seite an Seite über die Ziellinie fahren ließ, war man erst auf halber Strecke zu den Zeitmessgeräten, so Fenske in einem Video, über das "The Verge" zuerst berichtete.

Engineering Explained

Das alles könnte man jetzt als Vermutung abtun, aber Fenske fand noch weitere Beweise für Teslas Schummelei. Er fand anhand von Orientierungspunkten im Video heraus, wo sich die Strecke befindet, und konnte via Google Maps die Strecke nachmessen. Tatsächlich: Es wurde nur eine Achtelmeile gefahren.

Reichweiten noch niedriger als angenommen

Auftritt Youtuber Nummer zwei: Diesmal ist es Kyle Connor von Out of Spec Motoring. Dieser hielt einen Livestream ab, um die Reichweite des Cybertrucks zu testen. Am Ende des fünfstündigen Streams stellte Conner fest, dass das zweimotorige Modell der Foundation-Serie nach einer vollen Ladung nur eine Reichweite von etwa 254 Meilen (408 Kilometer) hatte – deutlich weniger als die von Tesla versprochenen 320 Meilen oder 515 Kilometer. Möglicherweise hatte die Kälte etwas mit der geringeren Reichweite zu tun, da Conner den Wagen bei Temperaturen um die 45 Grad Fahrenheit (sieben Grad Celsius) auf der Autobahn gefahren hat.

Im Forum des Cybertruck Owners Club hat ein Nutzer herausgefunden, dass die Reichweite des Fahrzeugs stark eingeschränkt wird, wenn eine schwere Last gezogen wird. Das ist an sich wenig überraschend und völlig erwartbar. Aber: In einem Test transportierte ein allradgetriebener Cybertruck ein Tesla Model Y auf einem Anhänger mit einem Gesamtgewicht von rund 2,7 Tonnen. Der Fahrer kam mit einer 84-prozentigen Ladung gerade einmal 111 Meilen (179 Kilometer) weit, bevor die Batterie des Cybertrucks ihren Geist aufgab.

Zwar hat Tesla bereits angekündigt, dass es einen Range Extender geben werde, den man auf die Ladefläche des Cybertrucks montieren kann, aber die Angaben über dessen Reichweite von 210 Kilometern lassen angesichts der jüngsten Resultate nichts Gutes erahnen, wie "The Verge" anmerkt. Jedenfalls passen Teslas Ankündigungen nicht zur Vermarktung des Cybertrucks als Zugmaschine und Sportwagen. Dazu kommt noch Kritik an den offenbar recht schnell zerkratzenden Edelstahlpaneelen der Karosserie. Während der Lack der meisten Autos durch Extraschichten Klarlack vor der Sonne und kleineren Kratzern geschützt ist, sind die Niro-Platten des Cybertrucks den Elementen ungeschützt ausgesetzt, weshalb Tesla auch dazu rät, Vogelkot, Streusalz, Fett, Öl und tote Insekten sofort von der Außenhülle des Fahrzeugs zu entfernen. Weshalb im Benutzerhandbuch auch angemerkt wird, dass sich sämtliche auftretenden Kratzer direkt im Edelstahl selbst befinden würden.

Elon Musk hat den Cybertruck als geländegängiges "Beast" für jeden Planeten angekündigt. Angesichts der Testergebnisse und Erfahrungsberichte sei der Cybertruck aber vielleicht nicht einmal für die Erde geeignet, ätzt man bei "The Verge". (red, 18.1.2024)