Die smarten Lautsprecher Echo mit Sprachassistentin Alexa verkaufen sich prächtig. Nur nutzt die Kundschaft die Geräte nicht so, wie man sich das bei Amazon vorstellt.
REUTERS, Mike Blake

Dass es um Amazons Sprachassistentin Alexa nicht allzu gut steht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Jetzt will Amazon mit "Remarkable Alexa" die Wende schaffen. Alexa soll dank generativer KI nicht nur smarter werden, der Konzern will endlich Geld mit ihr verdienen.

Wie "Business Insider" berichtet, soll ein kostenpflichtiges Abonnement für Alexa folgen, das nicht in der Prime-Mitgliedschaft enthalten ist. Unter dem Arbeitstitel "Alexa Plus" soll die kostenpflichtige Variante von Alexa über bessere Konversationsfähigkeiten verfügen. Die zugrunde liegende Technologie namens "Remarkable Alexa" soll die bislang doch überschaubaren Gesprächsfertigkeiten der Sprachassistentin deutlich aufpeppen. Laut internen Berichten wurde diese bereits an 15.000 externen Kundinnen und Kunden erprobt.

Es gibt jedoch ein großes Aber: Die Antworten der neuen Alexa sollen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. So soll "Remarkable Alexa" sehr häufig dazu neigen, Falschinformationen weiterzugeben. Außerdem lenkte Alexa oft ab oder gab unnötig lange Antworten, ein Problem, das man schon aus der Basisversion kennt. Deshalb überarbeitet Amazon die Technologie aktuell. Dennoch bleibt der Zeitplan straff: Schon am 30. Juni soll die neue Alexa veröffentlicht werden.

Straffer Zeitplan

Ob dieser Termin haltbar ist, erscheint fraglich, denn intern soll es einige Unstimmigkeiten geben, wie aus dem Bericht hervorgeht. Das liegt am Grundproblem von Alexa: Zwar ist es Amazon dank Schleuderpreisen gelungen, die Hardware in die Haushalte zu bringen, aber sie wird nur für simpelste Aufgaben genutzt. Das sind vor allem das Abspielen von Musik sowie simple Fragen nach dem Wetter oder auch das Setzen von Timern. Die Idee von Amazon, dank der Sprachassistentin neue Umsätze zu generieren, indem die User mit ihr einkaufen, kann man getrost als Bauchfleck bezeichnen. Deshalb soll das neue Abo endlich Geld in die Kassen spülen. Einst galt die Sprachassistenz als Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Unternehmens. "Wenn es nicht gelingt, Einnahmen zu erzielen, ist Alexa in Schwierigkeiten", zitiert "Business Insider" einen Insider.

Amazon lehnte eine Stellungnahme ab. Für Alexa kommt der Wechsel zu einem kritischen Zeitpunkt, da die Sprachassistentin in den letzten Jahren hinter Konkurrenten wie Google und Apple zurückgefallen ist. In den USA wird Google Assistant laut einer Prognose von Insider Intelligence in diesem Jahr 88,8 Millionen Nutzer haben, gefolgt von Siri mit 84,2 Millionen. Alexa folgt mit 75,6 Millionen Nutzenden auf Platz drei.

Qualitätsprobleme

Einige Aspekte der neuen KI-gesteuerten Alexa wurden während der Hardware-Veranstaltung von Amazon im September 2023 vorgestellt.

Remarkable Alexa soll darüber hinaus von genau jenen Problemen geplagt sein, die schon die Ur-Alexa ausbremsten. So soll die neue Version noch immer Schwierigkeiten haben, mit komplexeren Aufgaben umzugehen, vor allem wenn mehrere Dienste wie die Lichtsteuerung und die Musikwiedergabe im Spiel sind. Kurz: Die erwarteten Qualitätsstandards werden nicht erfüllt. Das dürfte auch daran liegen, dass der Technologie-Stack für Alexa von Grund auf neu entwickelt wurde. So soll die neue Alexa intern eine zentralere Struktur haben und für Sprachverständnis und Antwortgenerierung ein einziges Sprachmodell verwenden. Diese neue Technologie führte zu internen Spannungen, da das Team von Classic Alexa – so der interne Name – darauf bestand, auf der bestehenden Technologie aufzubauen.

Auch über das Abomodell herrscht intern Uneinigkeit. Die nachvollziehbare Befürchtung: Warum sollten die Menschen zusätzlich zu ihrem Prime-Abo auch Gebühren für eine neue Version der Sprachassistentin hinblättern, deren Qualität aktuell zweifelhaft erscheint? "Es gibt Spannungen darüber, ob die Leute für Alexa zahlen werden oder nicht", heißt es in dem Bericht.

Große Erwartungen

Die Konzernleitung sieht das freilich anders. Intern werde erwartet, dass die neue Alexa das, was ihre Vorgängerin schon konnte, besser macht und gleichzeitig Schwächen ausmerzt. Etwa die Erledigung von Aufgaben, die mehrere Dienste erfordern. Außerdem soll eine kohärente Konversationsfunktion ein Verkaufsargument sein. Dafür braucht es ein zugrunde liegendes Sprachmodell, das intern Olympus genannt wird.

Im Vorjahr hat Amazon ein Team für Artificial General Intelligence gegründet, das nun umstrukturiert wurde – Stellenstreichungen inklusive. (red, 19.1.2024)