So jubelt man über einen Sieg auf der Streif. Cyprien Sarrazin hat die Fahrt zum Sieg genossen, eine Gondel in Kitzbühel trägt nun seinen Namen. Womit ein Lebensziel erreicht ist.
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Kitzbühel - Die ganz große Überraschung ist am Freitag in Kitzbühel ausgeblieben. Die Italiener durften hoffen, nachdem Florian Schieder den Weltcupdominator Marco Odermatt in der ersten von zwei diesjährigen Abfahrten auf der Streif bezwungen hatte und auf Platz eins lag. Noch um fünf Hundertstel schneller im Ziel war allerdings Cyprien Sarrazin. Der 29-jährige Franzose, eigentlich ein Riesentorläufer, der erst diese Saison den schnellen Abfahrtsschwung entdeckt hat, holte sich in 1:55,75 Minuten seinen vierten Weltcupsieg und eine goldene Gams.

Der zweifache Wengen-Sieger und überlegene Weltcupspitzenreiter Odermatt musste sich mit Platz drei begnügen, wäre aber beinahe noch von Ryan Cochran-Siegle vom Podest verdrängt worden. Der US-Amerikaner reihte sich nur um eine Hundertstel hinter dem Schweizer Genie als Vierter ein.

Für die schlecht wie nie gestarteten österreichischen Abfahrer blieb der erhoffte Befreiungsschlag aus. Als bester kam Vincent Kriechmayr (+0,6 Sekunden) noch hinter dem Kanadier Cameron Alexander und dem Italiener Dominik Paris nicht über Rang sieben hinaus.

Der für seinen verwegenen, risikofreudigen Fahrstil bekannte Sarrazin, ein leidenschaftlicher Downhill-Mountainbiker, der erst 2022 in Beaver Creek seine erste Weltcupabfahrt bestritten hatte, führt seinen rasanten Aufstieg in dieser Saison vorrangig auf mentales Training in der Vorbereitung zurück. Davor habe er gerne zu viel riskiert, nun sei er ganz bei sich, denke nicht zu viel nach und genieße jeden Moment. "Ich fahre diese Saison einfach zum ersten Mal in meinem Leben genauso Ski wie ich lebe", sagte der erste französische Sieger auf der Streif seit Luc Alphand 1997. Dessen Sohn wurde übrigens 46.

Podest abonniert

Drei Tage vor Bormio sei ihm, Sarrazin, bewusst geworden, dass er auch ein Abfahrtsrennen gewinnen könne. Und tatsächlich schaffte er dann seinen ersten Speedsieg. In Wengen folgte im Super-G sein nächster Streich, in den Abfahrten am Lauberhorn musste er sich zweimal nur Odermatt beugen. Davor hatte er lediglich ein Parallelrennen 2016 in Alta Badia gewonnen. "Es ist ein wunderbares Gefühl. Ich habe es sehr genossen, als ich die Ziellinie überquert habe. Ich habe mir gesagt, schrei so laut, wie du kannst", sagte Sarrazin nach seinem Sieg auf der Streif.

Ohne Kriechmayr wäre die Skination in ein veritables Debakel geschlittert. Der Sieger in der ersten Kitz-Abfahrt 2023 habe "leider ein paar Mal die Spur nicht optimal getroffen." Als Zweitbester reihte sich Otmar Striedinger (+1,67) als 21. ein, Raphael Haaser wurde unmittelbar vor Christopher Neumayer 26., Stefan Babinsky 31. Während Debütant Stefan Eichberger als 41. abschwang, kam Daniel Hemetsberger (Knieprobleme) nach fehlerhafter Fahrt nicht über Platz 52 hinaus.

Platz sieben für Vincent Kriechmayr.
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Besser lief es mit drei Mann in den Top zehn für die Schweiz. Wobei der mit Startnummer 53 gekommene Arnaud Boisset plötzlich die Siegerinterviews störte, als er mit besten Zwischenzeiten zu einer Sensation unterwegs war, ehe er als Neunter abschwang.

Immerhin gab es in der Abfahrt "Kitzbühel" keine schweren Stürze oder gar Verletzte zu beklagen. Zu den drei Ausfällen zählte mit Daniel Danklmaier aber auch ein Österreicher. Er war am Hausberg ausgerutscht. Das Rennen war wegen Schneefalls und Nebels um eine Stunde verspätet gestartet worden. Kurios war, dass die drei besten Fahrten bei einsetzendem Schneefall hingelegt wurden, während davor, etwa bei Paris und Kriechmayr, noch die Sonne strahlte.

Der zweitplatzierte Schieder war bisher erst einmal auf einem Podest gelandet, just 2023 in der ersten Abfahrt in Kitzbühel. In der ersten Wengen-Abfahrt hatte er unlängst als Vierter bereits seine gute Form angedeutet.

Am Samstag ist die eigentliche, bereits im Vorfeld ausverkaufte Hahnenkammabfahrt (11.30 Uhr) geplant, am Sonntag steigt der Slalom (10.30 und 13.30 Uhr, beide Rennen live ORF 1) am Ganslernhang. Im Slalom gibt es absolut keine ÖSV-Krise, der dreifache Saisonsieger Manuel Feller ist Favorit. (Thomas Hirner, 19.1.2024)

Ergebnisse der Weltcup-Abfahrt der alpinen Ski-Männer am Freitag in Kitzbühel:

1. Cyprien Sarrazin (FRA) 1:55,75
2. Florian Schieder (ITA) 1:55,80 +0,05
3. Marco Odermatt (SUI) 1:56,09 +0,34
4. Ryan Cochran-Siegle (USA) 1:56,10 +0,35
5. Cameron Alexander (CAN) 1:56,21 +0,46
6. Dominik Paris (ITA) 1:56,33 +0,58
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:56,35 +0,60
8. Justin Murisier (SUI) 1:56,58 +0,83
9. Arnaud Boisset (SUI) 1:56,86 +1,11
10. Nils Allegre (FRA) 1:56,88 +1,13
11. Elian Lehto (FIN) 1:56,90 +1,15
12. Maxence Muzaton (FRA) 1:57,01 +1,26
13. Matthieu Bailet (FRA) 1:57,08 +1,33
14. Dominik Schwaiger (GER) 1:57,10 +1,35
15. Stefan Rogentin (SUI) 1:57,11 +1,36
Simon Jocher (GER) 1:57,11 +1,36
17. Guglielmo Bosca (ITA) 1:57,13 +1,38
18. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) 1:57,20 +1,45
19. Sam Morse (USA) 1:57,24 +1,49
20. Alexis Monney (SUI) 1:57,34 +1,59
21. Blaise Giezendanner (FRA) 1:57,42 +1,67
Otmar Striedinger (AUT) 1:57,42 +1,67
23. Adrien Theaux (FRA) 1:57,50 +1,75
James Crawford (CAN) 1:57,50 +1,75
25. Bryce Bennett (USA) 1:57,52 +1,77
26. Raphael Haaser (AUT) 1:57,57 +1,82
27. Jeffrey Read (CAN) 1:57,75 +2,00
Christopher Neumayer (AUT) 1:57,75 +2,00
29. Miha Hrobat (SLO) 1:57,82 +2,07
30. Pietro Zazzi (ITA) 1:57,83 +2,08

Weiter: 31. Stefan Babinsky (AUT) 1:57,84 +2,09 41. Stefan Eichberger (AUT) 1:58,40 +2,65 52. Daniel Hemetsberger (AUT) 1:59,50 +3,75

Ausgeschieden.: Daniel Danklmaier (AUT), Niels Hintermann, Ralph Weber (beide SUI)

Gesamtwertung (nach 17 Rennen):

1. Marco Odermatt (SUI) 1076
2. Cyprien Sarrazin (FRA) 560
3. Marco Schwarz (AUT) 464
4. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 440
5. Manuel Feller (AUT) 384
6. Vincent Kriechmayr (AUT) 352
7. Dominik Paris (ITA) 319
8. Atle Lie McGrath (NOR) 290
9. Henrik Kristoffersen (NOR) 285
10. Filip Zubcic (CRO) 268

Abfahrt Männer (6):

1. Marco Odermatt (SUI) 436
2. Cyprien Sarrazin (FRA) 410
3. Dominik Paris (ITA) 269
4. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 220
5. Bryce Bennett (USA) 207
6. Florian Schieder (ITA) 178
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 178
8. Nils Allegre (FRA) 172
9. Mattia Casse (ITA) 160
10. Ryan Cochran-Siegle (USA) 157

Mannschaft Männer (17):

1. Schweiz 2712
2. Österreich 2256
3. Frankreich 1640
4. Norwegen 1480
5. Italien 1231

Nationencup (37):

1. Schweiz 5270
2. Österreich 4764
3. Italien 3356
4. Norwegen 2397
5. USA 2273