Popstar Dua Lipa im falschen Pelz (von Entire Studios) in New York.
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In dieser Woche soll es um ein Modephänomen gehen, das auf Social Media kaum zu übersehen ist. Und dennoch von vielen so nicht vorhergesehen wurde. Wie auch? In den sozialen Netzwerken schwangen die "Clean Girls" in ihren cremefarbenen, aufgeräumten vier Wänden die Zepter. Ihr Auftreten: "natürliches Make-up", minimalistischer Look. Die Ästhetik der supersauberen Girls erfuhr zwar hier und da Kritik, weil es sich ganz offensichtlich um ein Ausdrucksmittel privilegierter junger weißer Frauen handelte. Doch der Trend galt sehr vielen Frauen als Richtschnur.

In den vergangenen Wochen ist nun die Welt der Modetrends aus den Angeln gehoben worden. Die "Mob-Wives" sind nämlich da. Im Jubiläumsjahr der "Sopranos" (25 Jahre ist der Serienstart her) werden jetzt Lederhosen, falsche Pelzmäntel, Leopardenmuster, schwerer Goldschmuck und Sonnenbrillen hervorgeholt. Die Ausschnitte? Möglichst tief. Die Haare? Voluminös, aber gern nachlässig verwuschelt. Das Make-up? Verrucht, der rote Lippenstift immer schön dick aufgetragen.

Man könnte die Sache auch anders formulieren: Glamouröse Mafiabräute, die starken Frauen der Mafiabosse, sind die neuen Stilvorbilder. Ihr Auftreten lehnt sich an das von Figuren wie Carmela Soprano oder Karen Hill in Martin Scorseses "GoodFellas" an. Nochmal für alle zum Mitschreiben: Dabei dürfte es sich um eine radikale Abwendung vom "leisen Luxus" und jener "Clean Girl"-Ästhetik, den dominierenden popkulturellen Phänomenen des vergangenen Jahres, handeln.

Zu den Pionierinnen der noch jungen Bewegung zählen Influencerinnen wie die 29-Jährige Sarah Jordan Arcuri, ihres Zeichens "Mob Wife Aesthetic CEO“. Sie hat sich bereits 2022 als "Mob Wife" inszeniert. Mittlerweile sind auch jene reichweitenstarken Frauen mit an Bord, die Social-Media-Trends massentauglich machen. Popstar Dua Lipa lief in New York in einem falschen Pelzmantel-Ungetüm auf, Kendall Jenner stapfte während der Neujahrsfeiertage in Aspen in einem Fake-Pelz durch den Schnee, Model Emily Ratajkowski betrat New Yorks Straßen im dunklen, zusammengeschnürten Ledermantel.

Model Emily Ratajkowski, unterwegs in New York.
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Die Kritik an den neuen "Mafia-Bräuten" ließ allerdings auch nicht lange auf sich warten. Sie spiegelten schließlich die stereotype Darstellung von Frauen der Mafia-Filme der Neunzigerjahre wieder: Werde mit der Mafia nicht eine ausgesprochen patriarchal aufgestellte, frauen- und LGBTIQ+-diskriminierende Organisation hochgehalten? Und überhaupt: Pelze im Jahr 2024? Zumindest "Mob Wife Aesthetic CEO“ Sarah Jordan Arcuri winkt ab. Trends sollten vor allem Spaß machen, übermäßiges Analysieren schade da nur. Das sei mal so dahingestellt. (Anne Feldkamp, 22.1.2024)