Jack Sparrow aus
Vor allem Filme und Serien werden online oft als Raubkopien verbreitet und heruntergeladen.
Disney

Eigentlich hätte Onlinepiraterie durch Streamingplattformen besiegt werden können, doch gerade die wachsende Schar an verschiedenen Diensten und die in vielen Ländern schwierige Rechtslage haben zuletzt einen neuen Boom beim Austauschen von Raubkopien diverser Filme und Serien herbeigeführt (DER STANDARD berichtete). Im vergangenen Jahr hatte es 141 Milliarden Zugriffe auf diverse Piraterieplattformen gegeben, rund zehn Prozent mehr als im Jahr 2022.

Allerdings verteilt sich dieses Wachstum weltweit unterschiedlich auf verschiedene Länder, wie das auf derartige Themen spezialisierte Medium "Torrentfreak" mit Bezug auf eine Studie des Datenanalyse-Unternehmens MUSO und des Beratungsunternehmens Kearney berichtet. In der Studie findet sich unter anderem eine Unterteilung diverser Staaten basierend darauf, wie hoch die Zahl der Besuche auf einschlägigen Plattformen im Schnitt pro Einwohner ist und wie sich diese Zahl von 2018 auf 2023 entwickelt hat.

Stagnation in Österreich

Auf Basis dieser Daten konnte eine Grafik mit vier Quadranten erstellt werden, in der ersichtlich ist, wie hoch der Anteil an Onlinepiraten derzeit ist und wie stark die Gefahr wächst. Die Quadranten tragen demnach Namen wie "Hotspots" (hoher Anteil und starkes Wachstum), "Erholungsmärkte" (hoch, aber sinkend), "Wachstumsrisiko" (niedriger Anteil, aber wachsend) und "Positives Signal" (niedrig und sinkend).

MUSO/Kearney Analytics

Österreich befindet sich hier auf der linken Seite der Grafik, der Anteil der Onlinepiraten an der Gesamtbevölkerung ist mit durchschnittlich rund 50 Besuchen auf derartigen Plattformen pro Internetnutzer pro Jahr eher gering. Außerdem stagniert die Entwicklung hierzulande.

Boom in Skandinavien

Auch in den meisten anderen europäischen Ländern ist entweder eine Stagnation oder gar ein Abflauen zu beobachten, in Polen etwa ging die Onlinepiraterie um rund 50 Prozent zurück. In Deutschland ist der Anteil kleiner als in Österreich und leicht sinkend, in der Schweiz ist er größer und sinkt ebenfalls leicht.

Auffällig ist, dass die meisten skandinavischen Länder aus dem Muster herausfallen, der Anteil ist hier meist bereits groß oder wächst stark. Norwegen ist mit rund 85 Seitenbesuchen pro Nutzer und Jahr Europas Piraterie-Hotspot, Finnland verzeichnet mit rund 110 Prozent das stärkste Wachstum innerhalb Europas.

Die globalen Ausreißer

Auf globaler Ebene ist zu beobachten, dass Singapur mit rund 110 besuchten Seiten pro Internetnutzer und pro Jahr der größte Raubkopie-Hotspot unter den untersuchten Ländern ist. Das stärkste Wachstum verzeichnet Indien mit rund 160 Prozent. Unter "Wachstumsrisiko" fallen unter anderem Länder, bei denen der Boom auch durch eine verstärkte Internetdurchdringung begründet werden kann. Neben Indien gehören dazu auch Pakistan, Ghana und Nigeria.

Länder wie Japan oder Brasilien fallen wiederum dadurch auf, dass der Anteil der Onlinepiraten an der Gesamtbevölkerung dort nicht nur gering ist, sondern auch sinkt. Bei "Torrentfreak" betont man, dass es in Brasilien entsprechende Maßnahmen gegen Raubkopien gegeben habe, die zu fruchten scheinen. Relativ leer ist schließlich jener Teil der Grafik, der sich im Eck rechts unten befindet: die "Erholungsmärkte", die zwar einen hohen, aber sinkenden Anteil an Onlinepiraten verzeichnen. (stm, 22.1.2024)