Reneé Rapp tritt als Regina George in die Fußstapfen von Rachel McAdams. Sie war bereits in der Broadway-Version von
Reneé Rapp tritt als Regina George in die Fußstapfen von Rachel McAdams. Sie war bereits in der Broadway-Version von "Mean Girls" zu sehen.
AP/Jojo Whilden

Pink, blond, Plastik: Nach dem kommerziellen Mega-Erfolg von Greta Gerwigs Barbie im Sommer vergangenen Jahres mag es ein Leichtes scheinen, die drei Ingredienzen erneut zu einem Erfolgsrezept zu verwursten. Die Neuverfilmung des Teenie-Kultfilms Mean Girls von 2004 will ebenjenes versuchen. Mit viel Glitzer und geballter Girlpower haben Samantha Jayne und Arturo Perez den Streifen vom geplanten Start auf der Streamingplattform Paramount+ also kurzerhand auf die Kinoleinwand bugsiert.

Ob das klappt? Wie schon im Original geht es im Remake um Cady, die nach Jahren im Heimunterricht zum ersten Mal eine amerikanische Highschool betritt, Angourie Rice beerbt in dieser Rolle Lindsay Lohan. In der Schule sind die Hierarchien geklärt: Am oberen Ende der Nahrungskette stehen die "Plastics", ein Gespann rund um Bienenkönigin Regina George (Reneé Rapp).

KinoCheck

Neu ist 2024 das gelegentliche Bildhochformat im Tiktok-Stil, das auf das virtuelle Leben der Teenager auf der Plattform anspielen soll. Die größte Veränderung zum Original liegt aber darin, dass man es hier zu nicht unerheblichen Teilen mit einem Musical zu tun hat. Basierend auf der gleichnamigen Broadway-Produktion von 2017 singt Rapp jetzt klipp und klar "My name is Regina George and I am a massive deal", anstatt sich – wie einst Rachel McAdams – den Respekt der Schülerinnenschaft zu verschaffen, indem sie sie mit Spitzen herunterputzt.

Geheimnis: Musical?

Das kommt überraschend, weil in der Promophase des Streifens nie davon die Rede war, dass es sich um einen Musicalfilm handelt. Auch der Trailer lässt das kaum erahnen. Wollte man das verstecken? "Die Leute tendieren dazu, Musicals anders zu behandeln", antwortete der Marketingchef der Produktionsfirma Paramount auf eine diesbezügliche Frage des Magazins Variety.

Mean Girls
Zu oft kupfert die filmische Neuauflage vom Original ab, das wirkt oftmals uninspiriert.
AP/Jojo Whilden

Nicht nur schwächelt der Film, weil die Gesangseinlagen bis auf wenige Ausnahmen kaum Ohrwurmpotenzial aufweisen. Er hinkt auch seinem Anspruch, dem Kultstatus des Originals nachzueifern, hinterher. Denn zu oft kupfert die filmische Neuauflage vom Original ab, greift ikonisch gewordene Sprüche ("That's so fetch" oder "You can’t sit with us!") wieder auf und verlässt sich auf altbekannte Scherze. Statt die Welt der Mean Girls logisch fortzusetzen und weiterzuentwickeln, wirken die aufgewärmten Witze uninspiriert.

Im Olymp der Teeniefilme

Trotzdem kann der Film, für dessen Drehbuch nach 2004 abermals Comedian Tina Fey verantwortlich war, immer wieder punkten, wenn er von der Wortgleichheit zum Original Abstand nimmt. Etwa als Regina ihren Status als gemeine "Ober-Bitch" verteidigen will: "Die Leute sagen, ich wäre eine Bitch. Aber weißt du, wie sie mich nennen würden, wenn ich ein Junge wäre?", fragt sie. Barbie-geeichtes Publikum erwartet nun eine feministische Kampfrede wie jene dort von America Ferrera. Stattdessen die überraschende Pointe: "Reginald. Ehrlich, da werde ich lieber Bitch genannt."

Mean Girls
Comedian Tina Fey war wie schon im Original für das Drehbuch verantwortlich, als Mathelehrerin Ms. Norbury hat sie selbst einen Auftritt im Film.
AP/Jojo Whilden

Platter Humor wie dieser hat das Produkt aus den Nullerjahren einst in den Olymp der Teeniefilme gehoben: Flache Witze, die gepaart mit der Stumpfsinnigkeit der Charaktere und der trashigen Aufmachung der Geschichte zu einer pinken Realitätsflucht mutierten. Lindsay Lohan und Rachel McAdams überzeugten damals als in Lipgloss getauchte "Plastics". Die Sehnsucht nach rosa Miniröcken und glitzernden Klapphandys ist in der Generation Z wieder präsent, wie der Y2K-Trend auf Tiktok zeigt: Das Kürzel steht für "Year 2000" und referiert auf die Mode der Nullerjahre. Hüftjeans und Tangas sind wieder in!

Schicke Nostalgie

Mean Girls will 2024 zweierlei Bedürfnisse bedienen: Die tatsächliche Nostalgie der Millennials, die 2004 den Aufruhr um das Original erlebt haben, und die schickere Nostalgie der Generation Z, die auf Memes und Tiktok-Trends basiert. Das geht nur bedingt auf: Auf Social Media gehen heute trotzdem wieder Ausschnitte aus dem Mean Girls-Original um. Wie viel Rachel McAdams’ Blondschopfperücke gekostet haben soll (20.000 Euro), interessiert dort zuweilen mehr als die Haarpracht ihrer Nachfolgerin. (Caroline Schluge, 25.1.2024)