Wien – Maschek, das sind Peter Hörmanseder und Robert Stachel. Das Kabarettduo macht am Freitag, 26. Jänner, um 21.25 Uhr in ORF 1 in einer halbstündigen Sendung das, was es am besten kann: drüberreden. Davor beantwortet es dem STANDARD schriftlich Fragen, worauf sich das Publikum freuen darf. In diesem Jahr sind von "Maschek" acht Sendungen und eine Best-of-Folge geplant. Parallel dazu bleiben sie auch "Willkommen Österreich" treu.

Robert Stachel (links) und Peter Hörmanseder
Robert Stachel (links) und Peter Hörmanseder wühlen als Kabarettduo Maschek in den Schätzen des ORF-Archivs.
Heribert Corn

STANDARD: Der neue Monatsrückblick läuft freitags um 21.25 Uhr: Wie zufrieden sind Sie mit der Programmierung? Es gab ja auch die Idee, die Sendung nach "Willkommen Österreich" und der "Dienstag.Nacht" zu programmieren.

Maschek: Das natürliche Habitat der Sendung ist im Umfeld von "Willkommen Österreich". Dort läuft es ja auch, aber zuvor eben am Freitag in der Nähe unseres geschätzten Ex-Kollegen Peter Klien. Wir produzieren ohnehin seit jeher mit Blick auf das Online-Publikum und haben auf die lineare Programmplanung keinen Einfluss.

STANDARD: Was ändert sich im Vergleich zum wöchentlichen Auftritt bei "Willkommen Österreich", abgesehen von der Länge?

Maschek: Formal wird es sich wenig unterscheiden. Wir sind ein bisschen mehr im Bild als bei "Willkommen Österreich", wo man uns nur nach den Beiträgen winken sieht. Inhaltlich wird es breiter, wir beschäftigen uns mit allen Themen des Monats, nicht nur mit der Tagespolitik. Das gesamte ORF-Archiv steht uns offen, das werden wir auch für historische Referenzen nützen.

STANDARD: Wie und wo soll der rote Faden der Sendung verlaufen?

Maschek: Es gibt nicht nur die eine Geschichte wie bei "Willkommen Österreich", sondern ineinandergestrickte Miniaturen, kleine Anmoderationen und Erklärstrecken, Geblödel und Gesang. Außerdem versuchen wir neben dem Monatsaktuellen noch ein Motto durch die Sendung zu ziehen. In der Jänner-Folge sind es „Türen", von Van der Bellens Tapetentür über die Kabinentür im Happel-Stadion bis zu Martin Thür.

STANDARD: Wird es primär um Politik gehen?

Maschek: Es geht immer noch primär um Politik, aber eben nicht nur.

STANDARD: Gibt es Einschränkungen, die Ihnen der ORF auferlegt? Etwa, dass alle Parteien ihr Fett abbekommen sollen und es keine politische Schlagseite haben soll?

Maschek: Wie schon bei "Dorfers Donnerstalk" und "Willkommen Österreich" arbeiten wir gänzlich selbstbestimmt. Die verantwortlichen Köpfe im ORF vertrauen darauf, dass wir das Medienrecht nach 25 Jahren verinnerlicht haben. Ganz umsonst soll unser Publizistikstudium nicht gewesen sein.

STANDARD: Für die Zuspieler haben Sie erstmals das gesamte ORF-Archiv zur Verfügung. Inwiefern ändert das die Arbeit?

Maschek: Einerseits ist es ein Schlaraffenland, wenn nicht nur die aktuelle TVthek zur Verfügung steht, sondern der ganze, reiche Schatz des ORF-Archivs. Andererseits merken wir selbst, dass viele historische Bilder der Erinnerung nicht gerecht werden. Manches wird durch die Synchro auch zu sehr gestört und bleibt daher unbrauchbar für uns. Und mitunter stellt sich die Aufgabe, einem etwas jüngeren Publikum zu erklären, wer da überhaupt zu sehen ist. So zum Beispiel beim Fußballmatch gegen die DDR 1989, das in der ersten Folge vorkommt.

STANDARD: Wie viel Archivrecherche und wie viel Zeit fließen in etwa in einen fünfminütigen Maschek-Beitrag?

Maschek: Das kann man nicht festmachen. Die Vorarbeit passiert ja oft ohne konkrete Verwertungsidee, viele lose Ideen entstehen zwischendurch und werden erst vollendet, wenn man eine Geschichte hat, an die sie anschließen können. Aber unterm Strich ist unser Potenzial mit achtmal 25 Minuten im Jahr gut erfüllt. Das wird in etwa doppelt so viel Arbeit, wie wir sonst in eine abendfüllende Show investieren, die jahrelang läuft.

STANDARD: Nachdem vieles sehr politisch ist, was Sie machen: Gibt es oft Beschwerden von Politikerinnen, Politiker oder Parteien?

Maschek: Nein. Die österreichische Politik hat zum Glück gelernt, dass Beschwerden über Satire nach hinten losgehen. Man tut unserer Branche einen Gefallen, wenn man sich öffentlich über uns aufregt. Wer uns schaden will, versucht es eher mit tödlicher Umarmung.

STANDARD: Im Jahr 2019 gab es Aufregung, als Sie beim damaligen FPÖ-Chef Strache "vom Neonazi zum Sportminister" getextet hatten. Der ORF entfernte die Passage aus der TVthek. Sie haben es mit dem Hinweis auf "ausreichend Tatsachensubtrat" verteidigt. Würden Sie wieder so texten, oder sind Sie zu weit gegangen?

Maschek: Selbstverständlich stehen wir zu dieser Formulierung. Strache hat uns ja nicht geklagt, die Passage wurde daher nie ausjudiziert.

STANDARD: Wem legen Sie am liebsten Worte in den Mund? Wer eignet sich am besten?

Maschek: Am besten eignen sich Personen, die lange Zeit in der Öffentlichkeit präsent sind. Wir entwickeln die Rollen mit der Zeit weiter, und je länger jemand im Amt ist, umso eher verselbstständigt sich seine Maschek-Persona. Van der Bellen, Kogler, Kurz, Strache oder Nehammer sind gute Beispiele für solche Entwicklungen. Aber auch Andi Babler schält sich schon gut heraus.

STANDARD: Bei wem würden Sie es niemals machen?

Maschek: Wir halten es mit der alten Satiretugend: nicht nach unten treten. Das gilt auch fürs Parodieren, so will es außerdem das Medienrecht. Wer nicht aktiv in die Öffentlichkeit drängt, soll auch nicht verarscht werden.

STANDARD: Wo verlaufen die Grenzen von Satire?

Maschek: Auch hier hilft eigentlich der trockene Blick aufs Medienrecht. Das "Tatsachensubstrat" muss vorhanden sein. Satire bedeutet nicht, irgendetwas Schlechtes über irgendwen zu sagen, das keinen Bezug zur Realität hat. Die Essenz der Satire sollte allgemein verständlich sein, unabhängig von der ideologischen Haltung der Zuschauer. Persönliche Aversion sollte man hintanstellen oder wenigstens kanalisieren.

STANDARD: Die FPÖ Niederösterreich klagt die "Tagespresse" aufgrund gefakter Wirthausbriefe. Schüchtert so etwas ein?

Maschek: Nein. Die "Tagespresse" hat außerdem unsere volle Solidarität für diese sehr gekonnte Aktion.

STANDARD: Die FPÖ hat angekündigt, dass sie die ORF-Haushaltsabgabe abschaffen und den ORF zusammenschrumpfen würde, sollte sie in die Regierung kommen. Fürchten Sie um Ihre Sendung?

Maschek: Wenn die FPÖ Medienpolitik machen darf, kommt am Ende wahrscheinlich gar kein blauer ORF raus, sondern ein oligarchisches Geflecht von hochgeförderten und skrupellosen Boulevardmaschinen, gegen die die heutigen Fellners und Dichands noch berechenbare Waisenknaben sind. Davor müssen wir uns alle fürchten. Wir selbst hängen zum Glück nicht ökonomisch vom ORF ab. Unsere Lebensgrundlage ist der Verkauf von Eintrittskarten. Und das Publikum im Theater bleibt dankenswerterweise auch unter einer FPÖ-Regierungsbeteiligung treu. (Oliver Mark, 26.1.2024)