Der Wiener Verleger Christian Brandstätter
Der Wiener Verleger Christian Brandstätter wurde 80 Jahre alt.
Julia Dragosits

Er baute einen der erfolgreichsten heimischen Verlage auf und machte sich mit dessen kulturgeschichtlichem Programm um das Bild Österreichs verdient: Christian Brandstätter, der Gründer des Brandstätter-Verlags, ist in der Nacht auf Donnerstag nach kurzer, schwerer Krankheit 80-jährig verstorben. Das gab sein Sohn Nikolaus Brandstätter, der den in Wien ansässigen Verlag seit 2011 leitet, bekannt. "Mein Vater war ein großer Menschen- und Bücherfreund. Sein feiner Geist, sein Kunstsinn und sein verlegerisches Gespür werden uns fehlen", heißt es in der Aussendung.

1943 in Lambach (Oberösterreich) geboren, studierte Brandstätter Jus und begann 1968 beim Verlag Fritz Molden als Privatsekretär und leitender Mitarbeiter, wo er 1974 die Molden Edition Grafische Kunst begründete. Nach der Insolvenz des Verlags startete Brandstätter 1982 seinen eigenen Verlag und setzte unter der neuen Marke seine bis dahin entwickelte Linie fort.

Kunst- und Geistesleben

Mit den illustrierten Titeln zu Kunst- und Geistesleben in Wien um 1900 machte sich der neue Verlag schnell einen Namen. Eine Insolvenz 1991 konnte auch wegen dieser Bedeutung abgewendet werden, der Staat sprang damals helfend bei, der Österreichische Bundesverlag (ÖBV) übernahm das Unternehmen. Selbst 2003 von der Klett-Gruppe aufgekauft, konnte Brandstätter 2005 von jener die Hälfte seines Hauses zurückkaufen.

Der Verleger Christian Brandstätter legte Wert auf schön gestaltete Kunstbände.
Christian Brandstätter legte Wert auf schön gestaltete Kunstbände.
APA/HANS PUNZ

Fürs Programm war er in jenen Jahren weiterhin verantwortlich gewesen, entdeckte als einer der Ersten die Zugkraft besonderer Kochbücher (etwa von Ewald Plachutta) als weiteres Geschäftsfeld. Zudem sammelte er Fotografien aus deren Frühzeit und von zeitgenössischen Kalibern des Metiers wie Erich Lessing, Barbara Pflaum oder Dora Kallmus. Sie machte er nicht nur in opulenten Bänden zugänglich, sondern gründete 2002 zudem mit seinem Sohn die Fotoagentur Brandstaetter Images, das heute größte private heimische Bildarchiv.

Arbeit bis zuletzt

Als Nikolaus Brandstätter das Ruder übernahm, kamen Sachbücher zu aktuellen gesellschaftlichen Themen ins Programm. Die Liste der Autorinnen und Autoren ist illuster.

Anfang vergangenen Jahres vom Konkurs des Buchauslieferers Medienlogistik Pichler-ÖBZ getroffen, holte Brandstätter im Dezember die Stadt Wien als Beteiligte ins Boot. Auch Christian Brandstätter sprang helfend ein. Obwohl nicht mehr am Tagesgeschäft beteiligt, arbeitete Brandstätter dennoch. Etwa an der Bildrecherche für das Buch Wien und die wilden 20er Jahre. (Michael Wurmitzer, 25.1.2024)