Das Bild zeigt eine Szene aus dem Film
Pikachu ist Maskottchen und Aushängeschild der Pokémon Company. Das Joint Venture von Nintendo, Creature und Game Freak wurde bereits 1998 gegründet, um die Verwaltung der millionenschweren Marke auszulagern.
Warner Bros.

Wenn man ein Spiel entwickelt, das sich wie ein Lauffeuer in der Gamingwelt ausbreitet und auch noch als "Pokémon mit Waffen" berühmt wird, darf man sich nicht wundern, dass eines Tages wer vor der Tür steht? Richtig. Die Pokémon Company. Wohl weniger mit guten Absichten: Denn frei nach dem Motto "Wer hat's erfunden?" hat das Unternehmen nun offiziell angekündigt, dass es den Vorwürfen nachgehen wird, das von Pocketpair entwickelte Crafting-Spiel "Palworld" könnte seine geistigen Eigentumsrechte verletzen.

Wie kommt es zu diesen Vorwürfen? Das Kernstück von "Palworld" besteht darin, dass die Spieler, in dem Fall die sogenannten Pal-Tamer, durch eine riesige offene Welt navigieren, Kämpfe bestreiten und unter anderem eben verschiedene Kreaturen mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten einsammeln. Die Elemente weisen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der "Pokémon"-Reihe auf - und ergeben ein Gesamtbild, das von Fans, Influencern und Kommentatoren der Branche natürlich nicht unbemerkt blieb.

Trotz dieser Vergleiche hat der Geschäftsführer von Pocketpair erklärt, dass das Spiel vor seiner Veröffentlichung rechtlich gründlich geprüft worden sei. Die Ähnlichkeiten auch zu den Kreaturen selbst sind allerdings so frappierend, dass sie immer wieder zu neuen Kopiervorwürfen führen. Das geht so weit, dass die Entwickler seit Veröffentlichung des Spiels sogar mit Morddrohungen konfrontiert sind.

Und es kam jetzt auch, wie es kommen musste: Die Pokémon Company sieht sich dazu veranlasst, eine Erklärung abzugeben, in der sie darauf hinweist, dass sie die Verwendung ihres geistigen Eigentums oder ihrer Vermögenswerte für ein "im Januar 2024 veröffentlichten Spiel" nicht genehmigt hat. Darüber hinaus beabsichtige man, diesbezüglich "alle Handlungen zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen". In der Erklärung wurde "Palworld" zwar nicht ausdrücklich genannt, aber die Andeutung lässt sich ganz eindeutig eingrenzen.

Die Situation eskalierte unter anderem, als der australische Youtuber ToastedShoes ein Video hochlud, in dem Pokémon-Figuren in der "Palworld"-Spielumgebung zu sehen waren. Diese Aktion führte Berichten zufolge dazu, dass Nintendo eine Urheberrechtsklage gegen den Youtuber einreichte. An anderer Stelle wiederum berichtete die Gaming-Nachrichtenseite "PCGamesN", dass Nexus Mods, eine populäre Plattform für nutzergenerierte Inhalte und Spielemodifikationen, unter Berufung auf rechtliche Bedenken zögere, Pokémon-Mods für "Palworld" zu veröffentlichen.

Gefährdeter Blockbuster 

Der kommerzielle Erfolg von "Palworld" ist unumstritten und hat schon mehrere Rekorde gebrochen. Seit seiner Veröffentlichung in der Early-Access-Version am 19. Jänner hat sich das Spiel mehr als acht Millionen Mal verkauft. Obwohl es immer wieder zu Serverabstürzen kommt, hat "Palworld" auf der Grundlage von 100.000 Bewertungen im digitalen Store Steam (zum Zeitpunkt des Verfassens) eine "sehr positive" Nutzerbewertung erhalten. Die Entwickler des Spiels haben eingeräumt, dass der Erfolg ihre Erwartungen übertroffen hat, und sind bestrebt, die Probleme zu lösen, die sich aus dem überwältigenden Interesse an dem Spiel ergeben.

Überschattet wird dieser Erfolg nun dennoch von dieser angespannten Situation, deren weitere Entwicklung mit großem Interesse von der Spielebranche verfolgt wird. Schließlich könnten die Untersuchung dieser Vorwürfe durch die Pokémon Company und daraus resultierende Maßnahmen erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft des Bestsellers von Pocketpair haben. Ein guter Grund, sich "Palworld" selbst noch einmal anzusehen, solange es noch ohne weiteres möglich ist. (bbr, 26.1.2024)