Bis zu 80.000 Menschen waren laut Veranstaltern auf den Ringe gekommen, um die Demokratie zu verteidigen, wie das Motto der Kundgebung lautete. Weitere Aktionen sind in Planung.
Christian Fischer

Erich Fenninger ist sehr zufrieden. "Wir konnten innerhalb von fünf Tagen einen Rahmen bieten, in dem sehr viele Menschen ihren Sorgen Ausdruck verleihen konnten." Letztendlich dürften es etwa 80.000 Menschen gewesen sein, die am Freitagabend zum Parlament gekommen waren, um dort an einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus teilzunehmen. "Dass wirklich so viele Menschen kommen würden, hätten wir uns vorher nicht gedacht", sagt Fenninger im Gespräch mit dem STANDARD. Auch der Regen hatte sie nicht abgehalten. "Es ist wichtig, dass Menschen, die erschüttert sind, auch die Möglichkeit bekommen, dieser Erschütterung Ausdruck zu verleihen."

Erich Fenninger, Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, zieht eine sehr positive Bilanz – trotz Kritik, die es an der Veranstaltung auch gibt.
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Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe und Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, war einer der Hauptorganisatoren der Kundgebung, die von den Black Voices, Fridays for Future und der Plattform für eine menschliche Asylpolitik initiiert wurde. Er selbst warnte dort vor den "Deportationsfantasien" der Rechtsextremen.

Video: Zehntausende bei Demos gegen Rechtsextremismus in mehreren Städten.
APA

Location als Schwachstelle

Dass so viele Menschen zu der Kundgebung gekommen waren, offenbarte aber auch eine Schwachstelle der Veranstaltung. Die Bühne samt Tonausstattung, aber auch die Location direkt vor dem Parlament waren nicht auf eine derartig große Menschenmenge ausgerichtet. Zehntausende Menschen, die auf der Ringstraße standen, konnten nicht wahrnehmen, was auf der Bühne passierte. "Es war nicht absehbar, dass so viele Menschen kommen", sagt Fenninger, "ein Ortswechsel wäre so rasch nicht zu organisieren gewesen." Das Parlament sei aber der richtige Ort gewesen. "Wir haben bald Wahlen zum Nationalrat, da bietet sich das Parlament an. Es ist wichtig, dass keine Rassisten oder Identitäre ins Parlament gewählt werden."

Den Umstand, dass eine kleine Gruppe an propalästinensischen Kundgebungsteilnehmern versucht hatte, die Veranstaltung zu vereinnahmen und die Reden mit ihren Parolen niederzubrüllen versucht hatte, nimmt Fenninger achselzuckend zur Kenntnis: "Es ist die Logik von Kundgebungen, dass man dort seinen Anliegen Ausdruck verleiht."

Weitere Veranstaltungen sind jedenfalls in Planung, derzeit wird daran gearbeitet, die Plattform, die solche Kundgebungen tragen soll, zu verbreitern. Konkret organisiert wird derzeit eine Kundgebung am 22. März, das Thema ist vorgegeben: Es ist der UN-Tag gegen Rassismus. Details werden noch bekanntgegeben. (Michael Völker, 29.1.2024)