Auch die Beteiligungen der Signa in New York, wie jene am Chrysler Building (links im Bild), sollen versilbert werden.
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Beachtliche Zahlen hat der Insolvenzverwalter der Signa Holding, Christof Stapf, am Montag präsentiert. In einer Prüfungstagsatzung am Handelsgericht Wien präsentierte er den Gläubigerinnen und Gläubigern seinen zweiten Bericht über den Status quo im Insolvenzverfahren, einem Sanierungsverfahren, das mittlerweile ohne Eigenverwaltung stattfindet.

Laut seinem Bericht haben die Gläubiger inzwischen Forderungen in der Höhe von 8,6 Milliarden Euro angemeldet – wobei, um die Geschichte zu spoilern, der Insolvenzverwalter die allermeisten Forderungen vorläufig bestritten hat. Anerkannt hat er nur Forderungen in Höhe von 80,3 Millionen Euro, also weniger als ein Prozent.

Video: Gläubiger wollen von der Signa Holding rund 8,6 Milliarden Euro.
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"Aufgeblähte" Forderungen

Rund 5,1 Milliarden Euro der angemeldeten Forderungen entfallen auf Haftungsansprüche aus Garantie- und Patronatserklärungen und rund 1,6 Milliarden auf sogenannte Intercompany-Verbindlichkeiten, also solche, die innerhalb der Gruppe bestehen. Aus der Aussendung: "Ein Teil dieser Forderungen in relevanter Höhe führt zwar momentan zu einer Aufblähung der Forderungssumme, wird aber einer strengen Beurteilung nach erster Einschätzung voraussichtlich nicht standhalten. Intercompany-Forderungen wurden vom Insolvenzverwalter vollständig bestritten."

Etwas mehr als eine Milliarde der Forderungen wurde für Darlehen, 124 Millionen Euro für Schadenersatz- und 33 Millionen Euro für offene Honorare angemeldet. Auch sie seien größtenteils bestritten worden, so der Insolvenzverwalter. Die öffentliche Hand hat offene Abgabenforderungen von rund 940.000 Euro angemeldet, sie wurden fast zur Gänze bestritten.

Gläubiger reichten keine Unterlagen ein

Der Grund, warum er so hohe Beträge nicht anerkannt hat und nun einer genauen Prüfung unterziehen wird: Viele Forderungen wurden sehr knapp vor oder sogar nach Ablauf der Anmeldefrist angemeldet, ein Drittel sogar ohne jegliche Unterlagen, die die Ansprüche erklären könnten. Die Gläubiger werden ihre Dokumentationen, von denen sie ihre Forderungen ableiten, nun dem Gericht nachreichen müssen. Wer bestrittene Forderungen einklagen will, bekommt dafür zwei Monate Zeit. Parallel dazu prüft der Insolvenzverwalter diese von ihm vorerst bestrittenen Forderungen noch einmal ganz genau – sollte er zum Schluss kommen, dass sie doch zu Recht bestehen, wird er die Bestreitung rückgängig machen.

Anfang März gibt die Signa Holding ihren Firmensitz im Palais Harrach zurück, weitere Verwertungen und Verkäufe seien im Gange. So laufen Gespräche über den Verkauf der Signa-Anteile an der "Krone" und anderen Medien ebenso wie über jene an der US-Sparte Signa RFR US Selection AG, deren berühmtester Vermögenswert ein Anteil am New Yorker Chrysler Building ist.

Fortführung bis Ende April sollte klappen

Parallel dazu wird an einem mittelfristigen Finanzierungsplan getüftelt, mehrere Deals aus dem Jahr vor der Insolvenzeröffnung werden auf ihre Anfechtbarkeit abgeklopft. Die laufenden Schiedsklagen von Mubadala auf 713 Millionen Euro und von Al Miqab Capital (Katar) will die Signa Holding unterbrechen lassen.

Die nächste Prüfungstagsatzung ist dann Ende April – Stapf geht davon aus, dass die Signa-Dachgesellschaft dank weiteren Verwertungserlösen bis dahin fortgeführt werden kann.

Und welche Verwertungserlöse gibt es schon? Was wurde überhaut schon verwertet? Dazu lässt sich aus der Presseaussendung nichts ablesen. Sehr wohl aber aus dem schriftlichen Bericht des Insolvenzverwalters an die Gläubiger, den DER STANDARD kennt. Demnach brachte die Versteigerung der ersten Tranche der Signa-Einrichtung im Palais Harrach brutto 500.000 Euro. Und der Flieger, eine Cessna XLS, spülte der Masse netto 4,9 Millionen Euro in die Kasse. Verkauft wurden auch Uhren, um knapp 19.000 Euro.

Schwierige Beteiligungsverwertung

Die Verwertung von Beteiligungen gestaltet sich freilich schwieriger, nicht zuletzt wegen der komplizierten Eigentumskonstruktionen. So hält die Signa Holding indirekt 50,1 Prozent am US-Immobilienzweig Signa RFR US Selection AG, der etwa das Chrysler Building in New York gehört. Gerne würde man diese Beteiligung an die Joint-Venture-Partner dort verkaufen, aber: Es gibt "divergierende Wertvorstellungen" und, eben, komplexe Besitzverhältnisse. In einer Darstellung der Berater des Insolvenzverwalters heißt es zu diesem Kapitel unter anderem, die Verfügbarkeit an Auskunftspersonen bei Signa sei "sehr eingeschränkt und atomisiert".

Verwerten will Stapf auch die Medienbeteiligungen, zu denen jene an der Krone zählt. Das läuft über die WAZ Ausland Holding GmbH, an der noch die deutsche Funke Gruppe beteiligt ist. Mit ihr ging der Insolvenzverwalter ein Stillhalteabkommen ein: "Man setzt vorerst keine wechselseitigen Schritte, welcher Art auch immer, um eine Anbotslegung für die Anteile zu bewerkstelligen."

Dritte Million von Benko-Seite 

Insgesamt geht der Insolvenzverwalter davon aus, dass das Geld für das laufende Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung vorerst einmal reicht. Dazu trägt auch Signa-Gründer René Benko bei. Er hat garantiert, drei Millionen Euro einzuschießen, im Dezember hat er zunächst 1,145 Millionen überwiesen. Im Jänner folgten 845.000 Euro, freilich "von dritter Seite zugunsten von Benko", wie es im Bericht ohne Angabe von Namen heißt. Die letzten 1,01 Millionen will diese "dritte Seite" diese Woche einzahlen. (Renate Graber, 29.1.2024)