Achim Benning
Der ehemalige Burgtheaterdirektor Achim Benning ist heute, Dienstag, 30. Jänner 2024, im 90. Lebensjahr gestorben. Im Bild: Achim Benning auf einem undatierten Archivbild.
APA/HAUSNER FRANZ

Der ehemalige Burgtheaterdirektor Achim Benning ist heute, Dienstag, im 90. Lebensjahr gestorben. Das Burgtheater bestätigte eine dementsprechende Meldung des ORF gegenüber der APA. Benning hatte das Burgtheater von 1976 bis 1986 geleitet und war seit 1986 Ehrenmitglied des Hauses. Die für morgen, 31. Jänner, geplante Präsentation des Dokumentarfilms "Achim Benning – Homo Politicus" von Kurt Brazda im Wiener Metro-Kino (15 Uhr) wird voraussichtlich zu einer Gedenkveranstaltung.

Markus Kupferblum

Benning wurde am 20. Jänner 1935 als Sohn eines Ingenieurs in Magdeburg geboren und verbrachte seine Jugend in Braunschweig. Von 1955 bis 1960 studierte er in München und Wien Germanistik, Geschichte und Philosophie und absolvierte gleichzeitig das Max Reinhardt Seminar. 1959 wurde er von Ernst Haeusserman als Schauspielschüler ans Burgtheater geholt, wo er bald zum Ensemblemitglied avancierte. Zu seinen erfolgreichsten Rollen an der Burg gehörten unter anderem der Malcolm in Shakespeares "Macbeth", der Bürgermeister in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" sowie die Titelrolle in Molieres "Der Geizige". Außerdem vertrat er als Ensemblevertreter die Interessen der Schauspieler.

Galt als "Hauslösung"

Sein Regiedebüt gab Benning 1972 – unter der Direktion von Gerhard Klingenberg – ebenfalls an der Burg mit der Uraufführung von Wolfgang Hildesheimers "Mary Stuart". Es folgten Inszenierungen wie Hauptmanns "Der rote Hahn" ( 1974), Strindbergs "Totentanz" (1977), Gorkis "Sommergäste" (1979), Feydeaus "Einer muss der Dumme sein" (1980), Büchners "Dantons Tod" (1982), Tschechows "Der Kirschgarten" (1983), Ibsens "John Gabriel Borkman" und Nestroys "Heimliches Geld, heimliche Liebe" (beide 1985).

Kinder der Sonne Benning
Szene aus Bennings Inszenierung "Kinder der Sonne" am Burgtheater anno 1988.
© Christine de Grancy

Nach dem Abgang Klingenbergs übernahm Benning ab der Saison 1976/77 die Direktion des Burgtheaters. "Wir hatten damals im Ensemble ein ziemlich dickes Papier erarbeitet, in dem wir für sämtliche Bereiche Vorstellungen definiert haben, was sich ändern muss", erinnerte sich Benning einmal in der "Presse". "Daran war eine Reihe von Leuten beteiligt, ich war halt ein bisschen mehr tätig als die anderen, was die Formulierungen und was die Komposition dieses Konzepts betraf." Benning galt als "Hauslösung", die vom damaligen Unterrichts- und Kulturminister Fred Sinowatz auch gegenüber Thomas Bernhard, der ebenfalls Ambitionen auf die Leitung des Burgtheaters hatte, verteidigt wurde.

Lob für Sinowatz

"Sinowatz war ein hochgebildeter und autark denkender Mann. Er war sehr verlässlich. Ihm hatten wir es zu verdanken, dass wir politisches Theater machen konnten", zeigte sich Benning einmal gegenüber der APA voll des Lobes für den seiner Meinung nach besten Kulturpolitiker der Zweiten Republik, der die Kreisky-Jahre auch zu Goldenen Jahren der Kulturpolitik machte. "Wir hatten unglaubliches Glück. Es war wie ein Fenster, das sich geöffnet hatte." Dieses Fenster machte Benning als Burgtheaterdirektor vor allem für zeitgenössische Autoren und Regisseure sowie für Künstler aus Osteuropa weit auf.

Die tschechischen Dissidenten Vaclav Havel und Pavel Kohout schrieben für das Burgtheater, Schauspieler wie Pavel Landovsky, der daheim Auftrittsverbot bekommen hatte, wurden Ensemblemitglied. Als Landovsky für ein Moskau-Gastspiel des Burgtheaters das Visum verweigert wurde, habe Sinowatz die Absage unterstützt und auch seine eigene Reise storniert, erzählt Benning: "Wir haben Theater nicht gegen, sondern mit der Obrigkeit gemacht."

Spezialist für Nestroy, Feydeau

Nach seinem Abschied als Direktor blieb Benning während der Ära seines Nachfolgers Claus Peymann dem Burgtheater als Regisseur treu. So realisierte er etwa Nestroys "Umsonst" (1987) sowie Gorkis "Kinder der Sonne" (1988). In der DVD-Edition des Burgtheaters ist seine Feydeau-Inszenierung "Einer muss der Dumme sein" dokumentiert. 1989 folgte Benning einer Berufung als Direktor ans Schauspielhaus Zürich. Dort brachte er u.a. 1990 "Der letzte Gast" und 1991 "Der Gesandte" von Thomas Hürlimann zur Uraufführung. Nach einem Disput mit der Züricher Stadtregierung über die finanzielle Ausstattung des Theaters warf Benning 1992, zwei Jahre vor Ende seines Vertrags, das Handtuch.

Danach war der Spezialist für Nestroy, Feydeau, Tschechow und Schnitzler als freier Regisseur tätig. An Burg- und Akademietheater waren etwa Tschechows "Platonov" (1995), Nestroys "Talisman" (1993), Schnitzlers "Professor Bernhardi" (1998) und "Das weite Land" (1999) sowie Ionescos "Die Stühle" (1999) zu sehen. Benning wurde 1976 zum Kammerschauspieler ernannt und 1981 mit der Kainz-Medaille der Stadt Wien ausgezeichnet. (APA, 30.1.2024)