Christof Spörk
Kein moralischer Fingerzeig: Christof Spörk in "Eiertanz".
Ernesto Gelles

Das Gehirn ist wie ein österreichisches Bundesmuseum, findet Christof Spörk. Schließlich sei darin zwar nicht alles schön, dafür habe alles seine Bedeutung. Offenbar steht es gut um das Erinnerungsvermögen des Kabarettisten und Musikers, dessen Inhalt er in seinem neuen Programm Eiertanz von seiner Zeugung an bis heute durchexerziert. Ja, immerhin wisse er tatsächlich noch, wie die Empfängnis vonstattengegangen sei, von der Geburt ganz zu schweigen.

Um Erlebnisse, bei denen Spörk ein Licht am Ende eines Tunnels – oder des Geburtskanals – gesehen haben soll, wird es im Laufe des Abends noch öfters gehen. Schließlich hat der promovierte Politologe, Musikwissenschafter, ehemalige Bandleader von Landstreich und Global Kryner und jetzige Musikkabarettist schon einiges erlebt, seit 1972 das Atomkraftwerk Zwentendorf noch in Planung, das "Furzkraftwerk Christof Spörk" hingegen schon vollumfänglich in Betrieb gegangen war.

Es geht um einschneidende Erlebnisse seiner Kindheit wie eine Würgeerfahrung als Siebenjähriger, die ihm erstmals die Bedeutung des Atmens nähergebracht hat. Oder ein FKK-Strand in Istrien, an dem ihm mit zehn Jahren klar wurde, dass es mehr als nur zwei Geschlechter geben muss. Auch bei der Erfindung des Komasaufens, die in der Oststeiermark gemacht worden sein soll, meint er maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Damit spannt er den Bogen zur zweiten seiner insgesamt drei durchaus theatralischen Darstellungen der Geburts- beziehungsweise Wiedergeburtsszenen, deren Dramatik von gleißendem Scheinwerferlicht und brummenden Bässen unterstrichen wird.

Schädliche Bildung

In seinem siebenten Kabarettprogramm setzt sich Spörk nur noch selten ans Keyboard, lullt das Publikum dann aber mit simplen, jazzigen Melodien und banalen Texten in Mitsing-Manier ein: "Wem g’heat der Hund?" Intellektuell anspruchsvoll soll das Programm des Kuba-Kenners eh nicht werden, immerhin habe Bildung einen immensen Schaden angerichtet: In den 1970ern war der oberösterreichische Ort Fucking eben nur ein Dorf und kein neuenglischer Kraftausdruck.

Am Ende des Abends lernt man dann doch etwas: etwa warum die Trunkenheit des österreichischen Bundesheers eine gefinkelte Verteidigungstaktik sein soll oder wer der Trauzeuge des Enkels von Pieter Bruegel dem Älteren war. Nämlich der Barockmaler Paul Peter Rubens.

Witzig, schlau und ohne sich in Klischees zu verlieren, räumt Spörk in Eiertanz mit seiner eigenen Vergangenheit und gleich noch mit der ganzen Weltgeschichte auf. Wen es danach nach weiteren biografischen Schmankerln gelüstet, ist versorgt: Das Kabarett ist laut Spörk nur das Begleitprogramm zum gleichnamigen Buch, das im November 2023 erschienen ist. (Caroline Schluge, 1.2.2024)