Gen Z Jugendsprache Jugend Non Binary
Party, Bois und Pronomen: Die Gen Z hinterlässt sprachliche Spuren.
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Situationship

Wie viele Begriffe noch für den allerbesten Begriff, den die österreichische Sprache je hervorgebracht hat? Wir hatten Freundschaft plus, Friends with Benefits und nun ist die Situationship das neueste verfluchte Beziehungsmodell. Es beschreibt nichts anderes als ein Gspusi. Aber um ganz genau zu sein, ist eine Situationship eine lose Form von sexueller und emotionaler Bindung mit einer Person, ohne fix zusammen zu sein. Man lernt aber keine Freunde kennen oder fährt gemeinsam auf Urlaub. Das wäre ja zu viel des Guten, ekelhaft! Analysen sehen den Trend als Symptom unserer Gesellschaft, sich nicht mehr binden zu wollen. Es könnte ja immer etwas Besseres kommen.

Delulu

Bleiben wir ein wenig bei der Thematik. In Situationships ist es häufig der Fall, dass sich eine Person mehr vom anderen erhofft. Das Gegenüber gibt aber keinerlei Anzeichen, spricht sogar davon, andere zu treffen, und plant das Leben ohne einen. Sich einzubilden, dass der andere seine Meinung ändert, ist vollkommen delulu. Delulu leitet sich vom englischen Adjektiv "delusional" ab, also realitätsfern, wahnhaft. Es ist ein Mindset: Man träumt sich in etwas hinein, man stellt sich Szenarien vor, die niemals eintreten werden. Eben eine Beziehung mit jemanden eingehen, eine Gehaltserhöhung zu bekommen, oder doch noch irgendwann reich zu heiraten. Delulu sein ist aber nicht nur problematisch: Man belächelt sich mit den Fantasien ein wenig. Denn das Leben ist manchmal echt nur zum Lachen.

Maus

Ich bin eine Journalistenmaus, Sie sind eine Leserinnenmaus, und ein Mörder ist der Logik nach dann eine Killermaus. Maus, das ist universell einsetzbar. Es hat sich vom Spitznamen für die Liebsten zum absoluten Trendbegriff gemausert (höhö). Maus nennen sich eben nicht mehr nur die Partner, Maus sagen die Kolleginnen zueinander, die Mama ist eine Maus, und ich nenne meine Katze Maus. Will man die Mausigkeit noch steigern, bezeichnet man jemanden als "echte oder richtige Süßmaus". Das mausige am Maus-Hype: Die Verwendung ist genderneutral, und nicht mehr nur für Frauen vorbehalten. Jede und jeder kann Maus sein. Chefmaus, Arbeitermaus, Pflegemaus. Im Herbst könnte es sogar passieren, dass wir von Kanzlermaus Kickl sprechen werden. Egal, Mausigsein, das ist ein Lifestyle.

Feldmaus Maus Sprache Süß
Alle sind jetzt Mäuse oder Süßmäuse.
AFP/JOEL SAGET

Mother

Weniger süß, dafür ikonisch: Mothers sind weibliche Stars – Sängerinnen, Schauspielerinnen –, die alleine durch ihr Sein und Auftreten Eindruck hinterlassen. Mother heißt, hier werden wir beeindruckt, hier werden wir mit Glamour und Power gesegnet. Wenn Sie im Netz irgendwo als Kommentar zu einem Bild "Mother" oder "sie ist so mother dafür" lesen, dann wissen Sie, hier wird Geschichte geschrieben (nicht wirklich). Mother löste die Bezeichnung Queen für eine ikonische Frau ab. Auch irgendwie passend: Der Begriff Mütter ist viel nachvollziehbarer als Königinnen.

Rizz

Rizz ist ein Slang-Wort und ist eine Kurzform von Charisma. Genau beschreibt Rizz die Eigenschaft, für andere romantisch oder sexuell anziehend zu wirken. Kurz: Wer Rizz hat, hat den Riss.

GRWM

Nein, das ist nicht das Geräusch des Magens, kurz vor der Mittagspause. GRWM steht für "Get Ready With Me", was so viel bedeutet wie: Schau mir zu, wie ich mich fertig mache. Und genau das ist es. GRWM-Videos geben Einblick in das Leben von unwichtigen Leuten, wie sie sich säubern, schminken und anziehen. Es steht ihnen auch ein schwerer Tag voller Brunches, Treffen mit Freunden und Tiktok-Videos-Drehs bevor. GDNA wäre die österreichische Version davon: Geht dich nichts an!

Vanilla

Wenn Sie jemand als vanilla bezeichnet, dann kann das ein Kompliment sein, ist es aber meistens nicht (Sorry an meine liebe Kollegin!). Vanilla-Menschen sind ein wenig fad, sie lieben das Gewöhnliche, das Unaufgeregte. Sie sind normal, so wie sie Karl Nehammer haben möchte. Sie sind basic und sie leben ihr Leben auch auf eine basic Art und Weise. Vanilla, das ist in der BDSM-Sprache das Gegenteil von kinky, also versaut. Wer nur Blümchensex und Missionarsstellung betreibt, der ist vanilla. Und das lässt sich aufs ganze Leben übertragen.

AF

Vanilla AF wäre die Steigerungsform. AF, ohne D, heißt "as fuck". Heiß AF, müde AF, nervig AF: AF drückt eine besonders starke Beschreibung aus. So simpel, so effektiv.

Himbo

Himbos sind das fleischgewordene "Dumm fi**t gut". Sie sind groß, breit, muskulös und sehen gut aus. Oft sind sie blond, manchmal nicht. Die wichtigste Eigenschaft eines Himbos ist aber, dass er ein bisserl dumm sein muss. Das ist aber egal, denn er schaut gut aus, und das macht seinen fehlenden Intellekt wieder wett. Berühmte Beispiele sind Ken aus "Barbie", Schauspieler Chris Hemsworth und aktuell Taylor Swifts Boy Travis Kelce. Wenn wir uns ehrlich sind: Über Politik und das Weltgeschehen zu philosophieren ist auf Dauer fad und anstrengend. Lieber mit jemandem extrem hotten rummachen, der einfach die Papp'n hält. Das Leben ist dann so viel einfacher. Himbo ist übrigens ein Kofferwort. Nein liebe Himbos, das hat nichts mit Travelling zu tun. Es setzt sich aus den englischen Begriffen "him" (ihm) und "bimbo" (attraktive, aber nicht gerade smarte Frau) zusammen.

Ken Ryan Gosling Barbie Himbo Jugensprache
Ken, der Inbegriff des Himbos: hot, fuckable und bissl dumm.
Foto: Jaap Buitendijk/Warner Bros. Pictures via AP

(Kevin Recher, 3.2.2024)