Taylor Swift
Taylor Swift hat (wieder einmal) Geschichte geschrieben.
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Los Angeles – Es kam, wie es kommen musste. Taylor Swift hat in der Nacht von Sonntag auf Montag bei den 66. Grammy Awards in Los Angeles zum vierten Mal den Preis für das beste Album entgegengenommen. Man ahnt es bereits, das ist wieder ein Rekord. Bisher lag der bei drei Grammys: Paul Simon, Frank Sinatra und Stevie Wonder kamen in deren Genuss. Swift erhielt den Preis für ihr Album "Midnight", nach jenen für ihre Alben "Fearless", "1989" und "Folklore".

Das sagt zwar wie immer bei den Grammys wenig über die Qualität der Musik aus, aber wer sonst hätte den Preis erhalten sollen? Niemand regiert zurzeit die Popmusik wie die 34-Jährige. Und sie wusste die Aufmerksamkeit gleich zu nutzen und kündigte ihr neues Album an, das am 19. April erscheinen und "The Tortured Poets Department" heißen soll.

Video: Taylor Swift gewinnt Grammy für Album des Jahres.
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Die Musikerinnen SZA ("Kill Bill") und Victoria Monét erhielten je drei Grammys, Miley Cyrus, Billie Eilish und Swift zwei. Cyrus bekam für "Flowers" den wichtigen Preis der Aufnahme des Jahres, Eilish für "What Was I Made For?" die Auszeichnung des besten Liedes des Jahres, die die vermeintlich stärksten Songwriter ehrt. Das Stück stammt vom ebenfalls mit einem Preis bedachten Soundtrack für den Film "Barbie". Der Österreicher Markus Illko wurde in der Kategorie "Best Arrangement Instrumental" ausgezeichnet.

Die Grammys sind die jährlich vergebenen Preise der Musikindustrie, die Trophäe ist ein kleines Grammofon. 13.000 Jurymitglieder der Recording Academy entscheiden über die Preise. Die Grammys pflegen vor allem die Pfründe der Industrie, wer gut verkauft, hat gute Karten, wer im Wind des Zeitgeists surft, ebenso. Nur so ist letztlich der Preis für das beste Alternative Album an das Trio Boygenius zu verstehen, das mit seinem Debüt "The Record "ein Allerweltsalbum aufgenommen hat.

Aber die Inszenierung dreier amtlich hipper Frauen als "selbstermächtigte" Frauenband im Rock gilt 2024 schon als auszeichnungswürdig. So, als wäre das neu, so, als wäre man da nicht schon einmal weiter gewesen, so, als wären Bands wie, sagen wir, Haim, die Donnas, Sleater Kinney, Wet Leg, die Bangles, Bikini Kill, die Dum Dum Girls, Luscious Jackson, die Raincoats, Warpaint, die Hellcats oder die Go-Go's nicht allesamt hundertmal aufregender – um nur ein paar zu nennen. Phoebe Bridgers, ein Drittel von Boygenius, nahm insgesamt vier Grammys mit nach Hause. Ein Triumph für den Durchschnitt.

Die prominentesten Kategorien befanden sich schon nach den Nominierungen fest in weiblicher Hand, die Auszeichnungen folglich logisch. In den drei Hauptkategorien war der einzig nominierte Mann das Multitalent Jon Batiste. Als männlicher Gewinner stach der Produzent Jack Antonoff heraus – der wiederum mit Swift zusammenarbeitet.

Frauen dominierten Nominierungen

Die Auszeichnung vieler Frauen und weiblicher Acts darf man als Reaktion auf die wiederkehrende Kritik an den Grammys verstehen, diese würden überwiegend Männer würdigen. Eine insofern interessante Kritik, als nicht die fehlende künstlerische Relevanz oder die mangelnde Originalität vieler Preisgesegneter kritisiert wurde, sondern deren Geschlecht.

Lionel Richie Billie Eilish
Lionel Richie übergab Billie Eilish den Grammy für ihren Gewinner-Song "What Was I Made For?".
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Für Aufsehen in anderer Sache sorgte Killer Mike: Der Rapper aus Atlanta gewann drei Grammofone für sein Album "Michael". Noch vor der eigentlichen Gala wurde er von der Polizei in Handschellen abgeführt. Die Hintergründe des Vorfalls blieben dabei zunächst unklar. Das Magazin "Hollywood Reporter" schrieb unter Berufung auf einen Polizeisprecher, der Musiker sei "wegen einer körperlichen Auseinandersetzung" mit einem Security-Mitarbeiter festgenommen und befragt worden.

Ein weiterer Aufreger ging auf das Konto von Rap-Künstler Jay-Z, der in seiner Karriere selbst mehr als 30 Grammys gewann. Er kritisierte in einer Rede die Veranstalter. Entscheidungen in der Vergangenheit, vor allem die wiederkehrende Ignoranz gegenüber schwarzen Künstlerinnen und Künstlern, seien falsch gewesen. Vollkommen unbefangen wies er darauf hin, dass seine Frau Beyoncé zwar 32 Grammys ihr Eigen nenne, aber noch nie die Hauptkategorie Album des Jahres gewonnen habe. "Wir möchten, dass Sie es richtig machen – zumindest annähernd richtig." Also so richtig, wie Jay-Z sich das vorstellt. (Karl Fluch, 5.2.2024)