Der US-Rapper Killer Mike mit seinen drei akuten Grammys, bald darauf wurde er in Handschellen abgeführt: Schlechtes Glück.
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Im günstigsten Fall verlässt man die Grammy Awards mit einer Trophäe. Dem Mörder-Michl, wie die Fans den US-Rapper Killer Mike hierzulande rufen, ist am Sonntag bei der 66. Grammy-Awards-Verleihung ein besonderes Kunststück gelungen. Zwar erhielt er für sein im Vorjahr erschienenes Album Michael drei Auszeichnungen, allerdings verließ er die Veranstaltungshalle noch vor der eigentlichen Gala – und das in Handschellen.

Der Grund dafür: Der Hip-Hopper soll vor der Veranstaltung einen Security-Mitarbeiter körperlich attackiert haben, dazu wurde er von der Polizei befragt. Und in den USA, wo viele Menschen so viel Angst haben, dass sie sich aus reinem ­Selbstschutz bewaffnen, wird man dafür gleich in Handschellen gelegt. Schließlich nennt sich der auch noch Killer Mike, da gilt natürlich die alte Heimwerkerregel: Safety first.

Anständiger Haarschnitt

Als Michael Santiago Render in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia geboren, ist Killer Mike eine Hälfte des Duos Run the Jewels, einem Südstaaten-Hip-Hop-Act. Die Karriere des 48-Jährigen startete im Wesentlichen mit einem Auftritt bei dem Hitalbum Stankonia (2000) des Duos Outkast; mit Run the Jewels hat er seit 2013 vier relativ anstrengende Alben veröffentlicht. Sein Solowerk Michael, für das er am Sonntag mehrfach prämiert wurde, ist autobiografisch geprägt und thematisiert seine Kindheit und die Musik, die sie begleitete. Es wurde von der Kritik wohlwollend, aber ein wenig lauwarm rezipiert.

Dennoch ist der vierfache Vater ein engagierter Promi, denn neben der Musik ist er als Aktivist im Einsatz, vor allem bekämpft er Polizeigewalt und Alltagsrassismus. Dazu engagiert er sich schon lange in der Regionalpolitik, auf nationaler Ebene hat er 2016 den Kandidaten Bernie Sanders unterstützt, Hillary Clinton später dann nicht. Wenn er nicht gerade bei den Grammys abgeführt wird, arbeitet er als Stimme für Animationsfilme oder steht hin und wieder auch als Schauspieler vor der Kamera.

Seit 2011 hat er in seiner Heimatstadt außerdem drei Barbershops eröffnet – angeblich ein Jugendtraum von ihm. Er würde gerne in schwarzen Nachbarschaften in den ganzen USA ähnliche Shops aufsperren. Für ihn sind es spezielle Orte des sozialen Zusammenlebens, die in seiner Community besonders wichtig, aber bedroht sind. Ein anständiger Haarschnitt vor Gericht ist ihm also sicher. (Karl Fluch, 5.2.2024)