Phönix Gentrifizier dich
Wer wohnen will, muss kämpfen können: "Gentrifizier dich!".
Andreas Kurz

Linz – Mietpreise haben sich in den letzten Jahren empfindlich erhöht. Befristete Verträge sind die Norm geworden. Und wenn man die Konditionen für neu abzuschließende Mietverträge ansieht, wird einem angst und bange. Das Thema ist gerade so virulent, dass sich neben dem neuen Film von Sebastian Brauneis, Die Vermieterin, der derzeit im Metro-Kino in Wien läuft, auch ein Theaterstück mit der Mietmisere befasst. Carla Niewöhners Gentrifizier dich! feiert am Donnerstag österreichische Erstaufführung im Theater Phönix in Linz.

Ähnlich wie in Brauneis’ Film steht auch hier eine junge Frau im Mittelpunkt, die bei der Wohnungssuche ihre blauen Wunder erlebt. Lena wähnt sich mit einem guten Job und netter Wohnung in Sicherheit, bis ihr Vermieter überraschend den Vertrag kündigt. Ab hier beginnt der Horror. Der Annoncenmarkt wirft seine Schatten voraus. Einmal heißt es: "Kuschelige Kellerwohnung ohne Tageslicht und Bad, ideal für Gamer, 28 Quadratmeter, alles inklusive für nur 700 Euro." Oder: "Gemütliches großes Durchgangszimmer in zwangloser 10er-WG, 500 Euro warm."

Kampf um Mietvertrag

Gentrifizier dich! ist eine Satire und spitzt die Realität zu, scheint in den konkreten Fakten und Vorgehensweisen indes nicht übertrieben. Die in Bremen geborene und vorwiegend in Deutschland tätige Autorin arbeitet seit 2014 auch als Regisseurin und ist Teamarbeit-erfahren. Auch an diesem Stück haben weiters Marlene Moninger, Aaron Holland und Jonas Pätzold mitgearbeitet und eigene Erfahrungen und Recherchen eingebracht.

Das Stück legt Usancen im Kampf um einen Mietvertrag offen, von fingierten Biografien über fingierte Mitbewerberinnen. Und zeigt das brutale Aussiebeverfahren vonseiten der Vermieter auf. Inszeniert wird der Abend von Josef Maria Krasanovsky, der ebenfalls sowohl als Regisseur als auch Autor tätig ist.

Mondmilch trinken

Mit seinem eigenen neuen Stück Mondmilch trinken, immer und jetzt / dein Solarplexus ist mir egal, das im Vorjahr den Preis der Österreichischen Theaterallianz gewonnen hat, wird Krasanovsky kommenden Herbst ein weiteres Mal im Phönix-Theater landen – in Koproduktion mit u. a. den Bregenzer Festspielen, wo das Stück im Sommer 2024 seine Uraufführung erleben wird.

Der 1976 in Salzburg geborene und in Wien lebende Regisseur ist aus der freien Szene in Österreich nicht wegzudenken. Am Phönix-Theater hat er zuletzt 2018 seine eigene Jedermann-Version inszeniert. (Margarete Affenzeller, 7.2.2024)