Für den Popstar beziehungsweise Swifts Anwälte ist es eine Angelegenheit von "Leben und Tod".
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Nach Elon Musk setzt jetzt der US-amerikanische Popstar Taylor Swift rechtliche Schritte gegen den College-Studenten Jack Sweeney. Der 21-jährige Student der Central Florida University postete auf seinen diversen Social-Media-Accounts öffentlich zugängliche Fluginformationen von Privatjets. Diese Informationen nimmt Sweeney direkt von der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde (FAA) oder wertet die Daten von Hobbyisten aus, die Flugzeuge anhand ihrer Signale tracken.

Laut einem Bericht der "Washington Post" sind jetzt die Anwälte des US-Popstars am Zug. Bereits im Dezember 2023 soll Sweeney eine Unterlassungserklärung erhalten haben. In dieser fordern die Anwälte Sweeney auf, sämtliche Social-Media-Accounts zu löschen, und werfen ihm "Stalking und belästigendes Verhalten" vor. Ein Verhalten, das "irreparablen und direkten Schaden" verursache. Während es für den Studenten offenbar nur ein Spiel sei, sei es für Swift und ihre Familie eine Angelegenheit von "Leben und Tod", schreiben die Anwälte.

Aussagen wie diese schlagen in eine ähnliche Kerbe, in der sich Sweeney 2022 mit Elon Musk bereits befand. Der US-Unternehmer warf dem Studenten damals mit dem Betreiben solcher Flug-Tracking-Accounts die Vorarbeit zur "Mordkoordination" vor. Seit dieser Auseinandersetzung und einer zwischenzeitlichen Blockierung der Accounts auf X (vormals Twitter) werden die Daten auf der Plattform mit 24 Stunden Verzögerung gepostet. Bei den Konkurrenten Mastodon, Bluesky und Telegramm werden derzeit noch aktuelle Flugzeiten und -wege gepostet.

Sweeney reagierte offenbar gelassen auf den Anwaltsbrief. Er lässt durch seinen Anwalt bekräftigen, dass es nicht darum geht, jemandem einen GPS-Tracker anzuhängen und in dessen Privatsphäre einzudringen. Stattdessen sollen die Accounts ein Mittel sein, die Jets von öffentlichen Personen mithilfe von frei zugänglichen Informationen auffindbar zu machen. Auf das Posting von Musk, in dem dieser Sweeney einen furchtbaren Menschen nannte und für die Besorgnis von Taylor Swift Verständnis zeigte, reagierte der Student prompt. Er zitierte einen "Business Insider"-Artikel, aus dem hervorgeht, dass Musk im Zuge seines Sorgerechtsstreits mit der Musikerin Grimes wichtige Dokumente nur mithilfe von Elonjet erhalten konnte. Ein Mitglied des Anwaltsteams von Grimes konnte den CEO damals aufgrund seiner Privatjetbenutzung ausfindig machen.

CO2-Sünden sichtbar machen

Die Accounts des Studenten sollen nach eigener Aussage die Privatsphäre prominenter Personen nicht verletzen, sondern deren tagtäglichen CO2-Ausstoß sichtbar machen. Nach jedem Posting, das Route und Flugzeit sichtbar macht, werden weitere Informationen zu Menge und Gewicht des Treibstoffes sowie der CO2-Ausstoß in Tonnen gepostet. So kostete die Welt ein achtminütiger Flug von Taylor Swifts Privatjet vom 30. Jänner dieses Jahres als Beispiel 187 Liter an Kerosin, von dem etwa 150 Kilogramm während des Fluges genutzt wurden. Das sind eine halbe Tonne an Emissionen für einen sehr kurzen Flug. Zahlen wie diese erklären, warum Swift nach einer Recherche der "Washington Post" aus dem Jahr 2022 auf Platz eins der prominenten Privatjetbesitzer und Klimasünder landete.

Ein weiterer Flug Swifts einen Tag zuvor.

Swifts Vorgehen erinnert stark an die Auseinandersetzung Musks mit Sweeney. Der US-Unternehmer änderte sogar die Plattformregeln von X, um gegen den Studenten und seine Accounts vorgehen zu können. Nach Musks Twitter-Übernahme belegte er beispielsweise Profile zuerst mit einem sogenannten Shadow-Ban und sperrte sie schlussendlich aufgrund "datenschutzrechtlicher Sorgen". Etwas später hob er aufgrund von öffentlichem Widerstand die Sperren auf. Ihm war unter anderem vorgeworfen worden, durch dieses Vorgehen sein eigenes Credo als "Absolutist der Meinungsfreiheit" zu verletzen.

Sichtbar durch günstige ADS-B-Tracker

Obwohl es die amerikanische Flugsicherheitsbehörde (FAA) Flugzeugbesitzern ermöglicht, ihre Flugzeuge auf den Regierungswebsites unkenntlich zu machen, können sie mithilfe von preiswerten ADS-B-Trackern geortet werden. Ein lediglich USB-Stick großes System ist beispielsweise beim Onlinehändler Amazon für etwa 40 Euro zu haben. Jedes Verkehrsflugzeug übermittelt seine Position nämlich regelmäßig mithilfe von Transpondern. Sie dienen dazu, das Flugzeug für die Flugkoordinatoren, Behörden sowie andere Piloten sichtbar zu machen. Vom Boden aus können diese Signale unter Verwendung eines ADS-B-Trackers eingefangen und auf Websites wie ADS-B Exchange geteilt werden.

Auf die Frage der "Washington Post", ob Swift beweisen könne, dass die veröffentlichten Daten von Sweeney von Stalkern genutzt wurden, antwortet eine Sprecherin des Popstars: "Wir können laufende polizeiliche Ermittlungen nicht kommentieren, aber wir können bestätigen, dass das Timing von Stalkern eine Verbindung nahelegt." Wohl auch deshalb hat beispielsweise Meta reagiert und die Accounts von Sweeney vorläufig offline genommen. Auf Bluesky, Mastodon und Telegram sind die Accounts weiterhin ohne zeitliche Verzögerung einsehbar. (gld, 7.2.2024)