Ein Wrackteil des gesunkenen Schiffes. wurde an den Strand gespült.
Ein Wrackteil des gesunkenen Schiffs.
REUTERS/REMO CASILLI

Rom/Wien – Knapp ein Jahr nach einem Bootsunglück im Mittelmeer mit 94 toten Migranten hat ein italienisches Gericht einen Schlepper zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht in der kalabrischen Stadt Crotone habe gegen den 29 Jahre alten Türken zudem eine Geldstrafe von drei Millionen Euro verhängt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch. Der Mann soll einer von vier Schleusern sein, die das Holzboot vergangenes Jahr mit Migranten an Bord nach Süditalien gesteuert haben.

Die Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Crotone hatte eine 20-jährige Haftstrafe für den Türken beantragt, der mutmaßlich zu den Menschenhändlern auf dem Migrantenschiff Summer Love gehörte, das am 26. Februar 2023 vor der Stadt Cutro in Kalabrien sank. Dabei kamen mindestens 94 Menschen ums Leben. Der Türke war nach dem Unfall geflüchtet und ist am 8. März 2023 in Graz festgenommen worden.

Fünf weitere Angeklagte

Die Staatsanwaltschaft hat außerdem beantragt, den Angeklagten, der im April 2023 von der österreichischen Justiz nach Italien abgeschoben wurde, zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 2,1 Millionen Euro zu verurteilen, erklärte die Staatsanwälte laut Medienangaben vom Mittwoch.

Der Türke ist der einzige unter den insgesamt sechs mutmaßlichen Schleppern, der sich für ein Schnellverfahren entschieden hat. Weitere fünf Personen sind wegen des Unglücks angeklagt. Gegen sie wird wegen Totschlags, fahrlässiger Körperverletzung und Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt.

Nach dem Schiffbruch vor Kalabrien verabschiedete die italienische Regierung das sogenannte Dekret Cutros, mit dem Maßnahmen für einen verschärften Kampf gegen Schlepperei beschlossen wurden. Die Regierung arbeitet außerdem an internationalen Abkommen mit Herkunftsländern, um vermehrt Rückführungen durchführen zu können. (APA, 7.2.2024)