Wrestling: WWE Royal Rumble vom 27. Jänner.
Wrestling: WWE Royal Rumble vom 27. Jänner.
IMAGO/Joe Camporeale

Fünf Milliarden Dollar sind Netflix die Rechte an der beliebten Wrestling-Liga WWE wert. Der Streamer erweitert damit sein Portfolio. Neben Serien, Filmen, Dokus, Reality-TV und Games können Abonnenten in Zukunft auch Kampfsport schauen. Warum macht Netflix das?

Frage: Warum investiert Netflix gerade in Wrestling?

Antwort: Aus drei Gründen: Erstens ist Wrestling mit professionell inszenierten Choreografien eine Mischung aus Sport und Unterhaltung, was gut zum Portfolio der Plattform passt und woraus sich – zweitens – ein perfektes Umfeld basteln lässt. Dokumentationen, Porträts, Originalserien, womöglich sogar Games über Wrestling werden folgen. Auf all das können – drittens – Abokunden aus aller Welt zugreifen. Anders als bei anderen Sportrechtedeals, die regional abgeschlossen werden, ist die Reichweite damit ungleich größer.

Frage: Was verspricht sich Netflix von dem Deal?

Antwort: Viele, viele neue Abonnentinnen und Abonnenten, damit mehr Einnahmen und mehr Werbekunden.

Frage: Netflix hat jede Menge Verbindlichkeiten. Ist das nicht alles auf sehr dünnem Eis gebaut?

Antwort: Man muss bedenken, dass der Einstieg von Netflix zwar groß, aber kein ganz großes Risiko darstellt. Oder anders gesagt: Es kann nicht viel passieren. Die Marktwert von Netflix betrug laut Statista 2023 rund 24 Milliarden US-Dollar. Sollte Netflix tatsächlich in Zahlungsschwierigkeiten geraten, stünden Kaufinteressenten aus der ganzen Welt Schlange. Die Expertin Minal Modha vom Marktbeobachter Ampere rechnet, dass mit Gesamtausgaben von Netflix bis 2024 von 15,7 Mrd. US-Dollar für das TV- und Filmgeschäft. Fünf Milliarden US-Dollar zahlt Netflix für die Rechte von zehn Jahren, was die jährlichen Ausgaben um 500 Millionen US-Dollar erhöht. Das sind überschaubare drei Prozent.

Ist Netflix mit dem Deal damit der Winner im Streamingkrieg?

Antwort: Zumindest hat Netflix einen entscheidenden Sieg davongetragen. Im letzten Quartal konnten 13 Millionen Abonnenten hinzugewonnen werden. "Die haben als Erste begriffen, dass es um ein Gesamtportfolio geht, um noch mehr Subscriber zu bekommen. Sie sehen, dass Free-TV auf der Welt noch dominiert, und erweitern ständig ihr Portfolio", sagt ein Branchenkenner. Viel Geld fließt derzeit etwa in Gaming. Bezahlt macht sich auch, dass Netflix früh in ein sogenanntes Empfehlungssystem investierte, das Feedbacksignale aufnimmt. Daraus lässt sich genau ablesen, wer was wie lange auf Netflix schaut. Sport gilt seit jeher als Cashcow im Abo-TV. Es war eine Frage der Zeit, bis Netflix bei einem attraktiven Angebot zuschlug.

Frage: Ist das jetzt der große Einstieg von Netflix ins Sportbusiness?

Antwort: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass bereits Anfragen weiterer Sportrechteinhaber am Tisch von Netflix’ Chief-Content-Officer Ted Sarandos liegen. Aber Netflix wird jetzt nichts Unüberlegtes tun und genau beobachten, wie sich die Sache mit dem Wrestling entwickelt. Brancheninsider rechnen aber in naher Zukunft mit mehr. Inhaltlich und ökonomisch interessant könnte etwa die ebenfalls potente Mixed-Martial-Arts-Organisation UFC sein. Hier würde sich inhaltlich eine ähnlich weitreichende Möglichkeit der Vermischung anbieten. Der Haken an der Sache: Auf die Rechte dieser Liga spitzt ein geplanter Mega-Sportstreamer.

Ein Streamer, der in Live-Sportrechte investiert. Ist das erst der Anfang?

Antwort: Der Run auf den Sport ist bereits in vollem Gange. Fast zeitgleich zum Netflix-Deal platzte die Nachricht von einer neuen Sport-Streamingplattform der US-Mediengiganten Disney, Fox und Warner. Voraussichtlich ab Herbst 2024 sollen Inhalte abrufbar sein, die Premiumcontent des Sports beinhalten, etwa Fifa-Weltmeisterschaft ebenso wie Football, Basketball, Baseball, Hockey, Motorsport, Golf, Tennis und Radsport. Ein Auge auf die Formel 1 wirft Apple TV. 2023 bot der Techriese rund zwei Milliarden US-Dollar für die weltweiten Exklusivrechte ab 2025. Daraus wurde vorerst nichts. Aber das Thema ist damit sicher nicht vom Tisch. (Doris Priesching, 15.2.2024)

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