Eine Frau umarmt ihr Smartphone. Auf dem Display sind lauter Herzen zu sehen.
Die Suche nach der neuen Liebe führt meist ins Internet und auf Dating-Apps. Wer dort punkten will, muss häufig aber auch bezahlen.
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Es klingt eigentlich einfach. Menschen, die auf Partnersuche sind, schreiben einen Steckbrief, garnieren diesen mit schönen Bildern, laden ihr Profil hoch, und los geht's. Tausende Suchende sind auf Plattformen wie Tinder, Bumble, Parship und Co registriert. Alle wollen das Gleiche: ein neues Liebesglück – oder zumindest ein wenig Dating-Spaß. Wie schwer kann es sein, hier einen Treffer zu landen? Die Antwort: sehr schwer. Denn auf dem Weg zum Partnerglück lauern auch viele Stolpersteine, von denen die Betreiber auch gut leben.

Viele Anbieter werben – oder besser gesagt locken – die Nutzer mit Gratisangeboten. Gratis sind aber nur Basisdienste, mit denen man im jeweiligen Portal mitunter wenig sehen kann. Wer einem schon ein "Like" gegeben hat, kann auf Tinder etwa nur sehen, wer auch dafür bezahlt. Die Information, von wem das eigene Profil bereits besucht wurde, verbirgt sich bei vielen Anbietern auch hinter einer Bezahlschranke. Die Möglichkeiten, Kontakt mit jemandem aufzunehmen, sind ausgestaltet je nach Paket, das man erwirbt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Geld man in seine Suche investiert, desto höher ist die Sichtbarkeit im Portal und desto größer auch der Spielraum, die Suche selbst aktiv zu beeinflussen.

Mitgefangen ...

Der Gedanke, sich das mal für einen Monat, ein paar Wochen, ein halbes Jahr anzuschauen, liegt nahe. Doch Achtung: Diese Verträge werden in vielen Fällen automatisch verlängert, wenn Kunden nicht rechtzeitig kündigen. Konsumentenschützer führen diesbezüglich immer wieder Klagen gegen Anbieter, weil in der Flut der E-Mails, die von den Portalen verschickt werden, diese Erinnerungs-E-Mail oft untergeht und die Kunden dann in ihren Verträgen hängen. "Oftmals erfolgt die automatische Verlängerung zu ganz anderen Konditionen", warnt Maria Semrad, Anwältin beim Europäischen Verbraucherzentrum Österreich. Ein Widerrufsrecht fehle hier meist, diesbezüglich ist eine Klage beim Obersten Gerichtshof anhängig.

Aus dem Betreff einer Erinnerungs-E-Mail zur Vertragsverlängerung muss laut Konsumentenschutzgesetz eindeutig hervorgehen, dass es sich um eine solche handelt. Hier werde laut Semrad aber nach wie vor getrickst. Ein Umstand, der für die Konsumentenschutzexpertin nicht tragbar ist. Die Kündigung müsse nicht selten vier Monate vor Vertragsende erklärt werden. Ein Halbjahres-Abo muss also bereits nach zwei Monaten gekündigt werden, um auf der sicheren Seite zu sein.

... mitgehangen

Wer die Vertragsverlängerung nicht möchte, in die er hineingerutscht ist, habe kaum Chance, zu entkommen. Der Druck, den die Plattformen mit Mahnungen, Inkassodrohung und Anwaltsschreiben aufbauen, kann enorm werden. Semrad empfiehlt in diesen Fällen, den Betrag zu bezahlen, jedoch mit dem schriftlichen Hinweis darauf, dass diese Zahlung "unter Vorbehalt der rechtlichen Klärung erfolgt". Dann hätten Kunden auch später die Chance auf eine Rückforderung.

Plattformen bieten ihren Kunden oftmals auch einen Vergleich an. Zu bezahlen ist dann nur die Hälfte der offenen Summe, und der Vertrag wird aufgelöst. Für die Kunden mag das ein rascher Weg raus aus dem Vertrag sein. Semrad weist aber darauf hin, dass man bei der Annahme eines Vergleichs auch das Recht auf spätere Rückforderungen verliert.

Kunden, die Datingportale nutzen möchten, "sollten immer auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen durchlesen", sagt Julia Pasquali, Konsumentenschutzexpertin bei der Arbeiterkammer Wien. Sie rät dazu, den Vertrag gleich nach dem Abschluss zu kündigen, damit keine Fristen übersehen werden und die Kostenfalle nicht zuschnappen kann.

Geschäft mit der Liebe

Aus dem Dating ist in den vergangenen Jahren ein professionelles Geschäft geworden. "Onlinedating bewegt sich weg von der reinen Steigerung der Nutzerzahlen hin zur Monetarisierung", sagt Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und Marktexpertin bei E-Fundresearch. Neben der Bezahlvariante und teuren Jahresabos gebe es immer mehr À-la-carte-Services. "Für ein paar Euro kann jemand etwa eine virtuelle Blume verschicken", sagt Rosen. So kann auch die Zielgruppe mit kleinerer Geldbörse gewonnen bzw. gehalten werden, denn die teuren Jahresabos können sich viele junge Menschen in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation nicht leisten. Doch es sind gerade sie, die Dating-Apps am meisten nutzen. Eine Erhebung von Morgan Stanley (April 2023) zeigt, dass nur sechs Prozent der Singles ab 65 Jahren Onlinedating nutzen, verglichen mit relativ konstanten 40 Prozent in den verschiedenen Altersuntergruppen der 18- bis 64-Jährigen.

Bei Anlegern machte sich im Vorjahr daher die Sorge breit, "dass die Flitterwochen im Datingbusiness vorbei sein könnten", wie es Morgan Stanley in einem Bericht formulierte. "Ich denke, es gibt auch ein allgemeines Gefühl der App-Müdigkeit", sagt Kathryn Coduto, Assistenzprofessorin an der Boston University, die sich mit Internetverhalten befasst. An welchem Punkt monetarisieren wir das Unglück eines anderen? Wo wird es unethisch? Denn in Portalen warten auch viele Fake-User. Ihnen geht es nur darum, dem Gegenüber so lange etwas vorzumachen, bis man über fingierte Schicksalsschläge Geld herauslocken kann.

Doch noch läuft das Geschäft mit der Liebe. Die US-amerikanische Match Group (betreibt 45 soziale Netzwerke und Singlebörsen wie Match.com, Tinder, Okcupid) hat im vierten Quartal 2023 bei einem Umsatz von 866 Millionen Dollar (802 Millionen Euro) rund 230 Millionen Dollar Gewinn verbucht. (Bettina Pfluger, 14.2.2024)