Zoom auf einen Strauß weißer Tulpen in der Hand einer Frau
Frauen wird auch gern zugeschrieben, es gehe mehr um Beliebtheitspreise als um sachliche Gehaltsverhandlungen.
IMAGO/ITAR-TASS

Es ist 15 Jahre her, als Forscher Guido Strunk im Rahmen des "Vienna Career Panel Project" anhand von Absolventenkohorten der Wirtschaftsuniversität nachwies, dass zwischen Frauen und Männern trotz gleicher Ausbildung, gleicher Jobs und Lebensumstände im Karriereverlauf gehaltlich schnell ein Kleinwagen passt. "Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen", titelte er diese Ergebnisse damals. Das schlug Wellen.

Gender-Pay-Gap – dieses Ungleichheitsfaktum sorgt heute für dieselben Diskussionen. Trotz mittlerweile einiger Vorschriften zur internen Gehaltstransparenz und einiger Verpflichtungen in Stelleninseraten. Errechnet wurde diese Woche vom Netzwerk Business Professional Women (BPW), dass sich jenes Loch zwischen Frauen- und Männereinkommen am "Equal Pay Day", dem 14. Februar, auf 12,4 Prozent beläuft. Die Statistik Austria erhebt Differenzen nach Bundesländern und kommt auf eine ganze Palette prozentueller Unterschiede – und immer auf ein Loch zuungunsten der Frauen. Herangezogen wird dafür ein Vergleich von Vollzeitäquivalenten, grob quer durch die Branchen, allerdings auch mit dem Ergebnis, dass, je mehr Frauen in einer Branche arbeiten, das Lohnniveau tendenziell niedriger ist.

Unternehmerischer Eigennutz

Über die Gründe wird anhaltend spekuliert, gestritten. Böse Arbeitgeber? Ignorante Vorgesetzte? Oft wird umfangreich erklärt, dass Frauen gerne Arbeit machen, die eben nicht so gut entlohnt wird. Das ist heuer widerlegt, denn selbst in den Zukunftsbranchen Mint (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gibt es den Gender-Pay-Gap, rechnet das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut vor.

Frauen hocken gerne in der sogenannten Darling-Falle, wollen also lieber beliebt sein, statt mehr Geld zu fordern, erklären manche Menschen auch sehr gerne. Quasi selber schuld. Allerdings: Dass Verhandlungsgeschick kein Persilschein für ungleiche Bezahlung sein kann, ist heute rechtlich belegt.

Wann müssen wir darüber nicht mehr reden? Einfach noch ein bisschen warten auf die Umsetzung der scharfen EU-Lohntransparenzrichtlinie mitsamt ihren Sanktionen? Firmen täten schnell und selbsttätig ein wenig Darling-Falle und Beliebtheitswettbewerb im anhaltenden Fachkräftemangel gut: Beliebt sein durch transparent gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit ist für sie definitiv eine Zukunftsfrage. (Karin Bauer, 14.2.2024)