Ob Hamas-Chef Yahya Sinwar noch die Fäden aus dem Untergrund zieht, ist unklar.
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Die Geheimdienstgespräche in Kairo endeten am Dienstag ergebnislos: Demnach steht eine Einigung zwischen Israel und der Hamas, mit der man einerseits die israelischen Geiseln befreien und andererseits der Bevölkerung des Gazastreifens eine Atempause verschaffen könnte, nicht unmittelbar bevor. Die Chancen auf einen "Deal" – ein schreckliches Wort, von dem Menschenleben abhängen – schwinden.

Die jüngsten militärischen Erfolge der israelischen Offensive, auf die die Armee verweist, sind unbestreitbar – und dennoch, kühl betrachtet, ernüchternd: Die gelungene Befreiung der ersten zwei zivilen Geiseln erfolgte vier Monate nach Beginn des Kriegs. Viele Kämpfer der Terrororganisation wurden eliminiert, aber vom Ehrgeiz, die Hamas völlig vernichten zu wollen, hat sich inzwischen auch die israelische Rhetorik verabschiedet. Dabei war es das erklärte Kriegsziel. Noch bitterer muss für die Familien der Verschleppten sein, dass nun offen angesprochen wird, dass von manchen nur noch die Leichen nach Israel zurückgebracht werden können.

Mit der Verbreitung von Aufnahmen, die ein verlassenes Versteck von Hamas-Chef Yahya Sinwar zeigen, könnte Israel bezwecken, etwaige Auflösungstendenzen in der Hamas zu beschleunigen. Ob Sinwar aus dem Untergrund noch alle Zügel in der Hand hält, ist nicht klar. Aber es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass ein anderer die Entscheidungsgewalt darüber hat, die Tragödie für beide Seiten zu beenden. (Gudrun Harrer, 14.2.2024)