In die Vergangenheit mag Georg Knill, er ist Präsident der Industriellenvereinigung, nicht blicken. Dafür schaut er in eine düstere Zukunft. "Wo die österreichische Industrie steht, ist besorgniserregend", sagt er Margit Laufer in der "ZiB 2" am Donnerstagabend nicht gerade hoffnungsfroh, "wir verlieren an Wettbewerbsfähigkeit." Er will "mit den Fingern in die offenen Wunden zeigen" und damit deutlich machen, wo Korrekturmaßnahmen nötig seien.

Georg Knill war Donnerstagabend zu Gast bei Margit Laufer in der
Georg Knill war Donnerstagabend zu Gast bei Margit Laufer in der "ZiB 2".
Screenshot; ORF-TVThek

Ob die Lohnabschlüsse unvernünftig waren, bohrt Laufer ganz ohne Finger, aber verbal nach. "Sie waren extrem hoch und haben dazu geführt, dass wir in den Lohnstückkosten jetzt um 20 Prozent höhere Kosten haben gegenüber dem Vorjahr", so Knill, das sei "bedrohlich" und gefährde Arbeitsplätze, "wenn wir unsere Produkte am Weltmarkt nicht verkaufen können", sei aber auch eine Gefahr für den Wohlstand und für den Sozialstaat. "Wir befinden uns in einer Krise, in einer Rezession", so Knill.

Wie soll eine Lohnnebenkostensenkung finanziert werden? Knill sieht hier beim Familienlastenausgleichsfonds Möglichkeiten, er erwähnt auch "Ineffizienzen" im Gesundheitssystem und Maßnahmen im Bereich der Arbeitslosenversicherung und fordert von der Bundesregierung konkrete Schritte. "Wenn man da immer den Kopf in den Sand setzt, werden wir das nicht voranbringen", so Knill.

ZIB 2: IV-Präsident Knill zur schwächelnden Industrie
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Laufer will wissen, ob es sich die Industrie leisten kann, auf Fachkräfte – egal ob geringfügig oder in Teilzeit – zu verzichten. "Wir wollen und müssen in Vollzeit kommen", sagt Knill. Den Vorschlag der ÖVP zur Reform des Arbeitslosengelds – die ÖVP will wie berichtet das Arbeitslosengeld auf unter 50 Prozent kürzen – sieht er aufgrund des Arbeitskräftemangels grundsätzlich positiv. Und er fordert die Strompreiskompensation ein, das sei jetzt "ganz wichtig und unmittelbar notwendig". Knill macht auch auf den "Riesenaspekt Bürokratie" aufmerksam, "wir müssen einen Befreiungsschlag schaffen, weg von diesen ganzen Berichtspflichten".

Wie bringen diese Punkte mehr Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt? "Indem erfolgreich Unternehmen am Weltmarkt ihre Produkte verkaufen können und damit die Produktion hier in Österreich forcieren", sagt Knill und gibt mit Merksätzen wie aus dem VWL-Skript Nachhilfe, wie die Wirtschaft funktioniert: "Erfolgreiches Unternehmertum heißt auch erfolgreiche Beschäftigung und erfolgreicher Staat." (Astrid Ebenführer, 16.2.2024)