Gegner von Wladimir Putin pflegen eines vorzeitigen Todes zu sterben. Es gibt auch eine lange Liste von Politikern, Journalisten, Wirtschaftsbossen und "abtrünnigen" Geheimdienstlern, die vergiftet wurden, aus Fenstern stürzten oder Selbstmord begingen.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin geht mit seinen Gegnern nicht zimperlich um.
IMAGO/SNA/Mikhail Metzel

In Österreich, besonders in Wirtschaftskreisen, herrschte lange Verständnis für Putin. Ein sehr prominenter Vertreter dieser Linie ist der steirische Unternehmer Siegfried Wolf, der sich auch als Aufsichtsrat in der Verstaatlichten-Holding für eine entsprechende Ausrichtung einsetzte. Erinnerlich ist manchen noch, was er an einem Diskussionsabend 2014 in Graz (nach der Annexion der Krim) sagte: wie sehr er Putin schätze, diesen "sehr, sehr, sehr korrekten Mann". Putin habe "Leadership", die er "in großem Maße" in der EU vermisse. "Da würde ich mir ein bissl mehr russische Demokratur wünschen. Dass Leute entscheiden und zu den Entscheidungen stehen. Wenn ich mir die EU anschaue, braucht es hier eine klare Führung, die hat Putin, auch wenn ich nicht immer seiner Meinung bin." Der gelte als einer, der sich nichts gefallen lasse.

So dachten viele in Österreich, und manche denken auch heute noch so. Es ist eine Mischung aus Bewunderung für autoritäre Herrscher, Dankbarkeit für den Staatsvertrag und der Überzeugung, dass man als gemütlicher Österreicher mit den Russen schon reden könne. Eine traditionelle Selbsttäuschung. (Hans Rauscher, 16.2.2024)