Gemeinsam mit Beinahe-Exmann Hugo (Martin Oberhauser) schippert Barbara (Dagmar Bernhard) durch die Krise: Ihre Tanzillustrierte verkauft sich schlecht.
Gemeinsam mit Beinahe-Ex-Mann Hugo (Martin Oberhauser) schippert Barbara (Dagmar Bernhard) durch die Krise: Ihre Tanzillustrierte verkauft sich schlecht.
Wiener Metropol

Im 4/4-Takt drehen sich die Fußspitzen, kreist die Hüfte und beugen sich die Knie. Die Faszination für Twist, den Modetanz der 60er, schlummert in Barbaras (Dagmar Bernhard) Knochen. Als Chefredakteurin der Tanzillustrierten Twist! sorgt sie dafür, dass die Leserschaft immer darüber Bescheid weiß, wer wo wie das Tanzbein geschwungen hat. Und das läuft erstaunlich schlecht, die Verkaufszahlen sinken immer tiefer in den Keller.

Als Noch-Ehemann und Verlagsleiter Hugo (Martin Oberhauser) mit seiner neuen Flamme, der tanzbegeisterten Cindy (Victoria Sedlacek), aufwartet, keimt neuer Optimismus auf. Denn Redakteur Silvio (Vincent Bueno) will durch die Teilnahme an einem Tanzcontest die Zeitschrift aus der Misere retten und erwählt Cindy als seine Partnerin.

Niederschwelliger Schmäh 

Im Musical Twist! wirft Regisseur Peter Kratochvil die Zeitmaschine an und versetzt erfolgreich in eine nostalgische 60er-Jahre-Fantasie mit Wiener Charme und gut pointierten Dialogen. Bühnen- und Kostümbildnerin Ilona Glöckel realisierte eine schillernde Redaktionskulisse mit fein aufeinander abgestimmten Outfits. Mitreißende Gesangseinlagen brachten auch im Publikum die ein oder andere Hüfte zum Schunkeln (musikalische Leitung: Valentin Oman).

Wie in den Swinging Sixties wurden auch im Stück Werte wie Liebe oder Ehe hochgehalten. Dadurch driften manche Charaktere jedoch stellenweise ins Schablonenhafte – Cindy beispielsweise strebt neben dem Ausbau ihrer Karriere auf dem Parkett auch nach einem heiratswilligen Partner. Mit weiteren Charaktereigenschaften wurde diese Rolle jedoch kaum ausgestattet. Silvio wiederum möchte als erfolgreicher Tänzer durchstarten und träumt davon, als Sieger aus dem Tanzwettbewerb hervorzugehen. Beide agieren größtenteils erwartbar und lassen Vielschichtigkeit vermissen. Dennoch: ein komödiantisches und niederschwelliges Werk, das sich nicht zu ernst nimmt. (Patricia Kornfeld, 16.2.2024)