Zecke auf weißem Hintergrund
Ein EU-weites Zecken-Monitoring soll ermöglichen, neue Arten und übertragene Krankheitserreger früher zu erkennen.
APA/dpa/Julian Stratenschulte

Zecken gehören zu den Klimawandelprofiteuren. Die milden Temperaturen sorgen dafür, dass die Parasiten praktisch ganzjährig gesichtet werden. 2023 herrschten global die wärmsten Durchschnittstemperaturen seit Messbeginn, und heuer setzt sich der Trend fort: Laut Geosphere Austria wurde an einigen Orten in Österreich die höchste Jänner-Temperatur der jeweiligen Messreihe vermeldet. Damit sind auch die Zecken hierzulande schon jetzt im Aktivitätsmodus, wie der Parasitologe Georg Duscher von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) gegenüber dem ORF bestätigt.

Als Erstes im Jahr kann man für gewöhnlich die kältetolerante Auwaldzecke antreffen, dicht gefolgt vom Gemeinen Holzbock, der mit 95 Prozent den größten Anteil an der heimischen Zeckenfauna bildet. Während der heißen Sommermonate geht deren Aktivität etwas zurück – und man kann, etwa auf Haustieren, die Reliktzecke finden, heißt es bei der Ages.

Kälte- und höhenresistent

Generell sind Zecken sehr kälteresistent. Aufgrund von Antifrost-Glykoproteinen überleben sie auch ein kurzzeitiges Einfrieren bei minus 20 Grad Celsius. Sobald es etwa fünf Grad hat und windstill ist, verlassen sie ihre Überwinterungsstätten, etwa im Laub, und lauern auf einen Wirt. Im Zuge des Klimawandels haben sich die Tiere, die zur Klasse der Spinnentiere und Unterklasse der Milben gehören, schon weit über die frühere Höhengrenze von 1.000 Metern ausgebreitet. Einzelne Fundstellen liegen laut Ages höher als 1.500 Meter über dem Meeresspiegel.

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Entwicklungsstadien und Wirte der Zecke.
Ages

Früherkennungssystem

Ein EU-weites Projekt, das am 1. Jänner gestartet ist, soll nun die Zecken-Aktivität, die Population und das Vorkommen in den Regionen künftig besser überwachen, heißt es vonseiten der Ages. Damit sollen auch neu auftretende Gattungen und neue Viren, die durch sie übertragen werden können, schneller erkannt werden. So wurde 2018 die Tropische Riesenzecke Hyalomma marginatum, die gefährliche Krankheiten wie das Krim-Kongo-Fieber übertragen kann, erstmals in Österreich nachgewiesen. Im letzten Jahr wurden in Österreich Fälle des Alpha-Gal-Syndroms bekannt, bei dem ein Stich bestimmter Zecken-Arten eine Fleischallergie auslöst. Fachleute warnen schon länger davor, dass der durch den Klimawandel erweiterte Lebensraum von Gelsen und Zecken auch die Ausbreitung tropischer Krankheiten vorantreibt.

Die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in der nördlichen Hemisphäre ist allerdings die Lyme-Borreliose. Der Ages zufolge sind mehr als 30 Prozent der Zeckenart Gemeiner Holzbock mit Borrelien infiziert. Zecken sind außerdem die häufigsten Überträger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die FSME-Impfung bietet dagegen den besten Schutz, eine entsprechende Impfaktion ist in vielen Bundesländern bereits gestartet. Darüber hinaus lautet die oberste Devise, den Tieren möglichst auszuweichen – also gut geschlossene Kleidung, Vermeidung von hohem Gebüsch und Dickicht und sorgfältiges Absuchen nach einem Ausflug in den Wald. (kri, 19.2.2024)