In der 146. Episode vom 17. Februar äußern sich die Hosts zur Blockierung ihres Accounts.
Screenshot YouTube

"Wird unser Podcast bald zensiert?", fragen sich die zwei Finanzpodcaster Philip Hopf und Kiarash Hossainpour in ihrer aktuellen Folge, die unter anderem auf Spotify weiterhin abrufbar ist. Tatsächlich wurde das Duo zuletzt sehr kritisch beäugt. "Wir würden Verschwörungstheorien verbreiten, Desinformation. Wir wären sogar rechtsextrem!", fasst Hossainpour im Intro die Vorwürfe gut zusammen. Auch Jugendliche sollen von dem Podcast "radikalisiert" werden. Dieser Vorwurf war zuletzt in einem Artikel von "stern.de" zu lesen.

Die Videoplattform Tiktok, auf der sich die Videos der beiden schnell verbreiteten, zog deshalb am 14. Februar die Notbremse und sperrte Videos der beiden. Eine Anfrage des "Spiegel" zur Sperrung der Accounts beantwortete eine Sprecherin des chinesischen Medienkonzerns so: "Wir gestatten keine ungenauen, irreführenden oder falschen Inhalte, die Individuen oder der Community erheblichen Schaden zufügen können, unabhängig von ihrer Absicht." Weiters sagte die Sprecherin, dass eine persönliche Meinung so lange geäußert werden könne, bis sie schädliche Informationen enthalte.

Dennoch kann man die polarisierenden Meinungen des Duos weiter auf Tiktok vorfinden. Ein von den Finanzgurus selbstinitiierter "Kurz-Clip Wettbewerb" soll die eigene Fangemeinde motivieren, sich auch am Marketing der Show zu beteiligen. Eine Praxis, die spätestens Andrew Tate mit seiner "Hustlers University" bei einem internationalen Publikum etablierte. Wie auch bei Tate steht der Aufbau einer unentgeltlichen Werbemaschinerie im Vordergrund, bei der am Ende der Sieger des "Kurz-Clip Wettbewerbs" 500 Euro Preisgeld erhält.

Der reichweitenstärkste dieser Fan-Accounts hat zum Zeitpunkt der Verfassung über 130.000 Follower und kann ein Video mit 1,4 Millionen Aufrufen vorweisen. Das sind Zahlen die mit dem offiziellen Yotube-Kanal des Podcasts konkurrieren. Dort konnten in 147 Episoden insgesamt 215.000 Abonnenten und ein Video mit 500.000 Aufrufen erzielt werden.

Ein ungleiches Paar

Philip Hopf hat nach seiner eigenen Aussage in seinem Leben schon "mehrere 180-Grad-Wandel" erlebt. Er will eine klassische Aufsteigergeschichte nach Vorbild des amerikanischen Traums erzählen. Nach mehreren Jobs im Bauwesen und der Gastronomie konnte er aus einem Buch "neue Motivation" gewinnen und holte seine Fachhochschulreife nach. Seinem Interesse an Finanzmärkten und Trading folgend, gründete er das Stuttgarter Finanzunternehmen HKCM. Im Jahr 2019 begann der heute 39-Jährige auf der Videoplattform Youtube über Finanzthemen zu sprechen.

Sein zehn Jahre jüngerer Kollege Kiarash Hossainpour ist nach eigenen Angaben schon mit 18 Jahren "Krypto"-Millionär geworden. Zuvor versuchte er sich als Entrepreneur mit verschiedenem Start-ups und ist mittlerweile auch auf Youtube und anderen sozialen Netzwerken als Influencer für Finanzthemen anzutreffen. Etwa mit Tutorials, die unter anderem auch den Handel mit Bitcoins erklären, hat er sich eine Plattform mit über 240.000 Followern aufgebaut. Mit diesem Sprachrohr wirbt er unter anderem für die Kryptobörse Bitget, gegen die gerade von der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ermittelt wird.

Angriff ist die beste Verteidigung

In ihrer Reaktion auf die von Tiktok verhängte Sperrung und das mediale Echo geben sich die beiden kämpferisch. Während des Intros der am 17. Februar veröffentlichten Podcast-Episode dementiert "Hoss", dass der gesperrte Account offizielle Verbindungen zur Produktion hat. Weiters stellt er in den Raum, dass seiner Meinung nach so manche Formulierungen der Journalisten, die Breite der Berichterstattung und die Chronologie der Veröffentlichungen für eine geplante Verschwörung sprechen könnten.

Auch Philip Hopf schlägt in diese medienfeindliche Kerbe. Er meint, dass seine Aussagen in der "Stuttgarter Zeitung" in einem falschen Licht dargestellt worden sind, und findet auch, dass "Krypto-Bro" sowie andere verwendete Ausdrücke schlichte Fehlbezeichnungen sind.

Smalltalk gemischt mit Verschwörungstheorien

Das breite Themengebiet des Podcasts erschwert eine genaue Genrezuordnung. Von den in der antifeministischen "Manosphere" so beliebten Motivationstipps für junge Männer bis zu modernen Geldanlagen, medizinischen Themen und Kritik an deutschen Medien wird eine Vielfalt an Themen diskutiert. Auch werden immer wieder tagesaktuelle Themen behandelt, und das alles gern im Licht von Verschwörungstheorien. So sei der tragische Absturz des Malaysia-Airlines-Flugs 370 nur ein von der Rothschild-Familie geplantes Komplott, um an ein Halbleiterpatent eines verstorbenen Fluggasts zu kommen. So die Behauptung des Duos.

Auch in anderen Episoden, die sich mit politischeren Themen auseinandersetzen, ergibt sich ein nicht gerade humanistisches Weltbild der beiden Podcast-Hosts. Zur Frage zur Todesstrafe zeichnet Hopf folgendes Bild: "Wenn ich eine Gesellschaft gesund halten will, wenn ich einen Haushalt sauber halten will … was muss man dann machen? Man muss den Müll rausbringen. Regelmäßig. In unserer Gesellschaft wird der Müll nicht mehr rausgebracht." Hossainpour stellt sich die optimale Lösung so vor: "Der Idealfall wäre, solche Menschen zur Insel zu bringen, wo sie mit seinesgleichen sich selber die Köpfe einschlagen."

Wie nützlich solche mit Verschwörungstheorien getränkten Talking-Points für rechte deutsche Parteien sind, fasst Erik Ahrens, ein Mitarbeiter des deutschen AfD-Europawahlkandidaten Maximilian Krah, auf X so zusammen: "Rechtslibertäre Krypto-Bros können den Diskurs perfekt verschieben, weil sie Jugendliche mit Krypto, Bugattis etc. anlocken und ihnen das AfD-Mindset mitgeben. Aber am Ende werden nicht Libertäre die politische Ernte einfahren, sondern wir Rechten." (gld, 20.2.2024)