E-Auto wird aufgeladen
Der weltweite Bedarf an Primärenergie für Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und andere Anwendungen ist bereits jetzt groß und wird bis 2050 um weitere 25 Prozent steigen.
Rupert OberhA user via www.imago

Die Autoindustrie hat ihre Forderung nach Technologieoffenheit bei Antriebsarten der Zukunft abermals bekräftigt. "Wir brauchen Diversität statt Diskriminierung", sagte der Vorstandschef des deutschen Automobilzulieferers Mahle, Arnd Franz, bei einem Pressegespräch am Montag. Das sei notwendig, um die CO2-Reduktionsziele zu erreichen und den Industriestandort in Europa zu bewahren.

Mahle rechnet damit, dass in Europa der Bedarf nach Komponenten für Verbrennungsmotoren im Pkw-Bereich bis 2035 um 95 Prozent zurückgehen wird. Europa sei mit seinem Fokus auf batterieelektrische Antriebe "solitär unterwegs". In anderen Regionen sehe das deutlich anders aus, obwohl auch dort die Elektromobilität dominierend sein werde, sagte Franz. Dennoch könne der batterieelektrische Antrieb nicht die einzige Lösung sein: Für die "emissionsfrei Mobilität und den emissionsfreien Transport der Zukunft" sei es notwendig, auf mehrere Technologien zu setzen. Dazu zählt der Mahle-Chef Verbrennungsmotoren mit nachhaltigen Kraftstoffen, Bio-Flüssiggas, Biodiesel, Ethanol und auch Wasserstoff. Das Pressegespräch fand im Vorfeld des 45. Internationalen Wiener Motorensymposiums im April statt.

Plus 25 Prozent bis 2050

"Der Klimawandel ist bei Weitem das größte Problem, das wir als gesamte Menschheit heute sehen", sagte Dieter Grebe, Vorstandsmitglied beim steirischen Motorenentwickler AVL List. Auch er sprach sich für Technoliegeoffenheit im Umgang mit dieser Herausforderung aus. Der weltweite Bedarf an Primärenergie für Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und andere Anwendungen sei bereits jetzt enorm und werde bis 2050 um weitere 25 Prozent steigen. "Diesen gesamten Bedarf an Primärenergie gilt es zu defossilisieren, er muss frei gemacht werden von Kohle, Erdöl und Erdgas", sagte Grebe.

Der Verkehrssektor, inklusive Luft- und Schifffahrt, mache heute etwa 26 Prozent des Bedarfs an Primärenergie aus. Die politische Entscheidung für die Elektromobilität in Europa sei langfristig "absolut richtig". Notwendig sei dafür aber, dass die Stromproduktion nachhaltig gewährleistet werden kann. Der Anteil der Elektrofahrzeuge an der Neuwagenproduktion liege in Europa aktuell knapp unter 30 Prozent. Die allermeisten Autos, die heute auf den Straßen unterwegs sind, sind allerdings Verbrenner. Der Anteil der Elektromobilität liege hier bei drei Prozent. "Wir müssen alles tun, dass auch da ein Beitrag stattfindet", sagte der AVL-List-Vorstand. Grebe verwies hier etwa auf die Zumischung von Bio-Kraftstoffen. Verbrennungsmotoren, die mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden, seien auch längerfristig sinnvoll, etwa in der Luft- und Schifffahrt, bei Lkws und bei Maschinen in der Landwirtschaft oder am Bau.

Auch Wasserstoff sei ein wichtiger Energieträger, etwa wenn es um den Transport von Energie geht. Die Verteilung der Sonneneinstrahlung und der Windintensität sei weltweit deutlich unterschiedlich, "an den Orten, wo wir hohe Energiedichten haben, leben wenig Menschen", sagte Grebe. Energie werde deshalb nicht nur über Hochspannungsleitungen sondern auch in Form von Molekülen, etwa als Wasserstoff, transportiert werden. (APA, 19.2.2024)