Turandot (Annette Fischer) und Tartarenprinz Kalaf (Stefan Fleischhacker) liefern sich auf der Bühne ein hitziges Gefecht.
Turandot (Annette Fischer) und Tatarenprinz Kalaf (Stefan Fleischhacker) liefern sich auf der Bühne ein hitziges Gefecht. Im Hintergrund Kaori Asahara am Klavier.
Luiza Puiu

Prinzessin Turandot (Annette Fischer) ist dafür bekannt, bei der Partnerwahl wählerisch zu sein. Ungewollte Verehrer schafft sie aus der Welt – und das mit ziemlich grausamen Mitteln. Vermag es ein Brautwerber nicht, ihre drei Rätsel zu lösen, folgt seine Enthauptung. 13 Köpfe purzelten bereits zu Boden. Das hält Tatarenprinz Kalaf (Stefan Fleischhacker) nicht davon ab, sein Glück zu versuchen. Zahlreichen Warnungen zum Trotz – von Vater Timur (Max Sahliger) oder Sklavin Liu (Maria Lapteva) – will er die abweisende Adlige heiraten.

Viele widmeten sich bereits dem Stoff Turandot aus der Feder Giacomo Puccinis. Zuletzt zum Beispiel der deutsche Theaterregisseur Claus Guth mit seiner Produktion an der Wiener Staatsoper. Die Geschichte über die erbarmungslose Prinzessin, die sich als Rächerin für ihre geschändete und ermordete Ahnin Lou-Ling versteht, erzählt er als Drama um eine traumatisierte Frau, die Nähe und Intimität nicht zulassen kann.

Das Letztes Erfreuliches Operntheater – L.E.O. hingegen packte in der Inszenierung, die am Sonntagabend Premiere feierte, Puccinis Vorlage in ein märchenhaftes, komödiantisches und nahbares Gewand. "Opernführer" (Paul Müller) macht das Stück durch auflockernde Erklärsequenzen auch für Opernneulinge verständlich und verleiht ihm einen kabarettistischen Touch. Spielerisch wird das Publikum aus der Beobachterrolle geholt und zum Mitsingen angeregt. Manches Mal erweitern die Darstellenden ihren Spielradius um den Zuschauerraum und lassen Ohrenzeugen aus nächster Nähe an ihrer Stimmgewalt teilhaben.

Kurzweiliges Mitmachtheater

Fleischhacker besticht durch eine raumfüllende "nessun dorma", ebenso berührend die Gesangseinlagen von Fischer und Lapteva. Kaori Asahara tauchte die Szenerie für rund zwei Stunden in mal sanfte, mal aufbrausende Klaviertöne. Verantwortlich für das detailverliebte Bühnenbild und die eher einfach gehaltenen Kostüme ist ebenso Fleischhacker, der das Theater 1998 gegründet hat. Regie führten alle Darstellenden gemeinschaftlich.

Turandot wird hier zum amüsanten, stellenweise sehr lauten Mitmachtheater mit individuellem Charme. Am Schluss blieb vieles hängen: Turandots Krone verhedderte sich in der Perücke, Timurs Gehstock verfing sich im Vorhang, und auch diese Darbietung wird ganz sicher im Gedächtnis haften bleiben. (Patricia Kornfeld, 20.2.2024)