Das Bild zeigt Elon Musk
Adrian Dittmann ist offensichtlich ein großer Fan von Elon Musk. Alles nur "Spaß"?
AFP/STEFANI REYNOLDS

Dass Elon Musk selbst mit zu den fleißigsten Nutzern auf X zählt, ist längst kein Geheimnis. Der "Chief Twit" gibt sich gerne verhaltensauffällig und nutzt X immer wieder als Sprachrohr für problematische Aussagen. Das kostet ihn durch den Wegfall von Werbekunden nicht nur viel Geld, sein Verhalten wirft auch regelmäßig neue Fragen auf. Derzeit werfen mehrere Nutzer dem Tech-Milliardär vor, dass er einen Fake-Account betreibe, mit dem er seinen offiziellen Account selbst loben soll.

Der große Fanboy

Die Gerüchte zu dieser Annahme kamen vor kurzem in Gang, als eine zunehmende Zahl von Nutzern auf X vermutete, dass Musk heimlich ein Konto betreibe, das einem "Adrian Dittmann" gehören soll – dahinter steckt auf den ersten Blick ein auffällig leidenschaftlicher Fan des Milliardärs, der fast genauso twittert und spricht wie der Tesla-CEO.

In einem angehefteten Tweet heißt es etwa, "Boston Dynamics brauchte 30 Jahre, um das zu erreichen, was Tesla in einem Jahr geschafft hat", und einmal reagierte er auf ein Bild von Musk mit seinem kleinen Sohn mit den Worten: "Du bist ein wunderbarer Vater, Elon. Deine Kinder können sich glücklich schätzen." Besonders ins Rampenlicht rückte Dittmann aber, als er und Musk einander auf Spaces "begegneten" und die beiden die Menge mit ihren unheimlich ähnlichen Stimmen schockierten.

Die Stimmen sind sich zumindest so ähnlich, dass Musks Mutter Maye die beiden bei der Veranstaltung kaum auseinanderhalten konnte. "Das ist eine gute Imitation. Ich weiß nicht, wie du das machst", wird sie von Futurism zitiert.

Falsche Vermutung

Zu den Personen, die den Vorwurf des Fake-Accounts erhoben haben, gehörte auch der Poweruser @LiamNissan, dessen langjähriges Konto kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe gelöscht wurde. Dies veranlasste viele wiederum zur Vermutung, dass Musk seine Hand dabei im Spiel gehabt haben könnte, möglicherweise aus dem Gedanken heraus, "aufgeflogen" zu sein. Dadurch verbreitete sich der Hashtag #FreeLiamNissan wie ein Lauffeuer auf der Plattform – und eben auch das Gerücht, dass hinter Musk und Dittmann ein und dieselbe Person stecken könnten.

Mittlerweile stellte sich aber heraus, dass weder X noch Musk für das plötzliche Verschwinden von @LiamNissan auf der Plattform verantwortlich gewesen sind. Vielmehr stellte der Betroffene in einem Bluesky-Post klar, dass er selbst die Notbremse gezogen und den eigenen Account gelöscht hatte, nachdem er infolge seine Vermutungen mit zahlreichen Drohungen anderer Nutzer konfrontiert worden war.

Keine Beweise

Ganz abwegig ist die Vermutung, dass Musk einen solchen Fake-Account betreibt, deshalb dennoch nicht. Erst im Frühjahr des Vorjahres ist bekannt geworden, dass Musk mindestens einen weiteren Account auf X betreibt, auf dem er die Rolle seines zweijährigen Sohnes imitieren soll – unter anderem, um Kritik an dessen Mutter Grimes zu üben und den Vater natürlich mit Lob zu überschütten.

Stichhaltige Beweise für die Annahme, dass Musk und Dittmann ein und dieselbe Person sind, gibt es keine. Mit ein wenig Fantasie mag es noch irgendwie nachvollziehbar sein, dass Musk sich Fake-Accounts erstellt. Der Gedanke, dass einer der reichsten Männer der Welt deshalb in einem Live-Chat die Rolle von zwei Personen übernimmt, wirkt aber schon sehr befremdlich. Auf der anderen Seite: Wer sich ein bisschen mit Elon Musk auseinandersetzt, den dürfte gar nichts mehr wundern.

Problematische Aussagen

Auf dem offiziellen Account von Elon Musk, der von über 173 Millionen Menschen verfolgt wird, findet man häufig Anspielungen auf sein Hobby als Gamer oder halblustige Memes, zuletzt gerne über künstliche Intelligenz. Allerdings tauchen auch immer wieder problematische Inhalte und Falschaussagen auf. Beispielsweise verbreitete Musk im Mai des vergangenen Jahres antisemitische Verschwörungstheorien, indem er George Soros, einen jüdischen Investor und Wohltäter, angriff.

Die Tatsache, dass solche Aussagen nicht nur beunruhigend, sondern potenziell gefährlich sind, scheint Musk wenig zu kümmern. Im November 2023 sorgte er erneut für Aufsehen, als er einer Behauptung zustimmte, die jüdische Gemeinschaften beschuldigte, zur Feindseligkeit gegen Weiße beizutragen. Das zog nicht nur öffentliche Empörung, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen für X nach sich. Davon abgesehen ermöglichte Musk durch bestimmte Entscheidungen, dass Personen mit zweifelhaften Absichten, wie der Verschwörungstheoretiker Alex Jones und der frühere US-Präsident Donald Trump, ihre umstrittenen Ansichten erneut auf der Plattform verbreiten können. (red, 22.2.2024)