Nelson und Nicola Peltz mit Elon Musk bei der Filmpremiere von "Lola". Nelson Peltz und Elon Musk eint eine wohlgepflegte Feindschaft gegenüber Disney-Chef Bob Iger.
AFP/LISA O'CONNOR

Elon Musk legt gern ungewöhnliche Auftritte hin: Als er Twitter übernahm, kam er mit einem Waschbecken in der Hand ins Hauptquartier. Kurz darauf ließ er das "w" im Firmenschriftzug von Twitter übermalen, und dann war da noch die Sache mit dem Käfigkampf gegen Mark Zuckerberg. Dagegen wirkte Musks jüngster Auftritt beinahe schon banal. Bei der Premiere des Indie-Films "Lola" stand auf einmal der zweitreichste Mensch der Welt auf dem roten Teppich neben Regisseurin Nicola Peltz und ihrem Vater Nelson. Doch was tut der Chef von Tesla und Space X bei der Premiere eines vergleichsweise unbedeutenden Films? Hat er nichts Wichtigeres zu tun? Genau das wollte auch eine Reporterin von der Entertainment und Promi-Seite FabTV wissen. Die Antwort von Musk fiel denkwürdig aus. "Ich bin nur mit Freunden hier ... Und ich denke darüber nach, welche Unternehmen ich übernehmen könnte", sprach Musk und machte kichernd kehrt.

Das alles wäre wahrscheinlich unter der Kategorie "Witze, die nur Musk selbst lustig findet" zu verbuchen gewesen. Aber, wie "Futurism" herausfand, gibt es tatsächlich Indizien dafür, dass Elon Musk mit dem Gedanken spielt, den Disney-Konzern zu übernehmen oder zumindest groß in das Unterhaltungskonglomerat einzusteigen. Nelson Peltz, der Vater der Gastgeberin, gilt nämlich als Intimfeind von Disney-CEO Bob Iger. Peltz ist mit seinem Hedgefonds Trian Partners an Disney beteiligt und dürfte schon mehrfach versucht haben, am Sessel von CEO Bob Iger zu sägen. Im Dezember 2023 schlug sich Peltz selbst gemeinsam mit Disney-Finanzchef Jay Rasulo für die Nachfolge von zwei Disney-Vorstandsmitgliedern vor.

Musk gegen Bob Iger

Auch Elon Musk ist deklarierter Gegner von Bob Iger. Der Milliardär macht den Disney-Boss dafür verantwortlich, dass zahlreiche Großkunden ihre Werbekampagnen auf X, vormals Twitter, stoppten. Mehr als 100 große Werbekunden hatten ihre Werbung auf X gestoppt, nachdem Musk antisemitische Verschwörungstheorien auf der Plattform verbreitet hatte. Zu den ersten abspringenden Unternehmen gehörte Disney. Seitdem attackiert Musk den CEO des Unterhaltungskonzerns immer wieder persönlich. Während eines Interviews im Rahmen des Dealbook Summit der "New York Times" richtete Musk den ehemaligen Werbekunden aus: "Fuck yourself" – und sprach dabei auch direkt Bob Iger an. "Hey Bob, wenn du im Publikum sitzt", fügte er hinzu. Kurz darauf forderte Musk, dass Iger sofort gefeuert werden müsse. Tesla entfernte wohl auf Musks Betreiben hin die App des Streamingdiensts Disney+ von den Entertainmentsystemen an Bord.

Dass die beiden erklärten Gegner von Iger etwas aushecken, wird schon länger gemunkelt. So wurde Peltz bereits von Vorstandsmitgliedern von Disney für seine Unterstützung von Musk kritisiert. Musk besitze aber keine einzige Disney-Aktie und sei über den Konzern verärgert, weil "er seiner angeschlagenen Social-Media-Plattform Werbedollars vorenthält", sagte etwa Jason Aintabi, dem selbst Ambitionen auf eine Führungsrolle im Micky-Maus-Konzern nachgesagt werden, wie "Variety" berichtet.

Kampagne gegen die Chefetage von Disney

Trian soll Disney-Aktien im Wert von rund drei Milliarden US-Dollar halten und steckt auch hinter der Kampagne "Restore the Magic", einer Lobbyingaktion, die aktuelle Disney-Produktionen und das Management immer wieder scharf kritisiert. Im Zusammenhang mit der Kampagne gegen die Chefetage von Disney dürfte auch Musks Unterstützung der ehemaligen "Mandalorian"-Darstellerin Gina Carano gesehen werden. Carano wurde gefeuert, nachdem sie transfeindliche Kommentare gepostet und ihr Leben als Republikanerin mit dem Leben als Jüdin während des Holocausts verglichen hatte. Die Schauspielerin klagte ihren Ex-Arbeitgeber auf Wiedereinstellung. Elon Musk übernahm ihre Anwaltskosten, mit der Begründung, er verteidige das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Das alles ähnelt Musks Vorgehen vor der Übernahme von Twitter. Auch hier hatte er zuerst das Management monatelang kritisiert und angegriffen. Aber ist es wirklich möglich, dass Musk Disney übernimmt? Das gilt laut dem Bericht als unwahrscheinlich. Denn auch wenn Elon Musks Vermögen auf 198 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, dürften seine verfügbaren Mittel nicht für eine derartige Akquise ausreichen, denn Disney wird aktuell mit knapp 182 Milliarden Dollar bewertet. Außerdem müsste der Vorstand einer Übernahme durch Musk zustimmen, was nach den Skandalen seit seiner Übernahme von Twitter wohl eher auszuschließen ist. (red, 8.2.2024)