Signal-Chefin Meredith Whittaker
Signal-Chefin Meredith Whittaker: "Eine Zusammenarbeit würde eine Verschlechterung unserer Datenschutzstandards bedeuten."
IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union wurde der Meta-Konzern inklusive seiner diversen Plattformen – und dazu gehört unter anderem der beliebte Messaging-Dienst Whatsapp – als "Gatekeeper" identifiziert. Damit gehen neue Verpflichtungen einher: So muss unter anderem Whatsapp eine Schnittstelle bieten, damit auch andere Messaging-Apps mit den Whatsapp-Usern kommunizieren können.

Während aber Meta zur Öffnung für andere Plattformen verpflichtet wurde, werden die kleineren Anbieter nicht gezwungen, diesen Pakt mit dem Konzern auch einzugehen. Und das Interesse daran dürfte auch nicht sonderlich groß sein, wie es in einem Artikel des Fachmediums heise.de mit Bezug auf die alternativen Messaging-Dienste Threema und Signal heißt.

Threema und Signal lehnen ab

So heißt es auf Anfrage des Mediums beim schweizerischen Anbieter Threema, dass der Messenger keine Verbindung mit Whatsapp herstellen wird. "Der Hauptgrund liegt darin, dass unsere Sicherheits- und Datenschutzstandards nicht damit vereinbar sind", erklärt ein Sprecher gegenüber heise.de: "Wir können und wollen von diesen Standards nicht abweichen – sie sind, was Threema ausmacht."

Ähnliches hört man auch von Signal-Präsidentin Meredith Whittaker. Die eigene Messlatte in puncto Datenschutz sei hoch, und man gedenke nicht, diese zu senken, sondern im Gegenteil, noch anzuheben: "Derzeit würde eine Zusammenarbeit mit Facebook Messenger, iMessage, Whatsapp oder auch mit einem Matrix-Dienst eine Verschlechterung unserer Datenschutzstandards bedeuten."

Metadaten und Standards

Als Beispiel für Bedenken in puncto Datenschutz nennt Threema-Chef Martin Blatter im Gespräch mit der Schweizer "Tagesschau" das Thema Metadaten, also unter anderem die Information, wer mit wem wie oft kommuniziert. "Diese Daten sagen sehr viel über eine Person aus, auch wenn man die Inhalte nicht selber kennt", sagt Blatter im TV-Beitrag: "Sie würden in so einmal Fall bei Meta landen, und das wollen wir nicht."

Zudem wäre der technische Aufwand für die kleineren Anbieter vergleichsweise groß, heißt es weiter. Denn Meta kann die technischen Anforderungen vorgeben, das lässt die EU-Auflage zu. "Whatsapp gibt alle Protokolle vor, und wir wüssten nicht mit Sicherheit, was mit den Nutzerdaten geschieht, wenn sie an Whatsapp übertragen werden, zumal Whatsapp ja nicht Open Source ist", wird der Threema-Chef von heise.de zitiert. Durch noch ungelöste technische Probleme könnten "Threema-Nutzer potenziell deanonymisiert werden".

Auch für Nutzer nicht so einfach

Doch auch für Nutzer dürfte sich die Öffnung nicht so einfach gestalten, wie es anfangs klang. Das geht aus einem Interview hervor, das Whatsapp-Manager Dick Brouwer Anfang Februar 2024 dem US-Magazin "Wired" gab. Demnach wird Whatsapp zwar den Austausch von Textnachrichten, Bildern, Sprachnachrichten und Videos zwischen zwei Personen ermöglichen, die unterschiedliche Messenger verwenden. Die Öffnung von Gruppenchats ist aber nicht verpflichtend und wird daher vorerst noch nicht umgesetzt. Dasselbe gilt für Anrufe und Videocalls. Auch klassische SMS können in Whatsapp nicht angezeigt werden.

Zudem werden Nutzer der Öffnung explizit zustimmen müssen, laut Brouwer hat dies Sicherheitsgründe und soll unter anderem der Vermeidung von Spam dienen. Ist die Zustimmung erteilt, so erscheinen die externen Nachrichten nicht gleich auf dem Startscreen von Whatsapp, sondern in einer separaten Inbox.

Auch Anfang Februar äußerten sich diverse andere Plattformen eher zurückhaltend in Bezug auf eine mögliche Verknüpfung mit Whatsapp. Von Snap und Discord hieß es auf Anfrage des US-Magazins etwa, dass man sich hier noch nicht einbringen werde. (stm, 23.2.2024)