Das Bild zeigt ein E-Auto von Ford in der Produktionsstraße
Die Umstellung auf E-Autos führt nicht automatisch zu einer nachhaltigeren Industrie.
EPA

Wenn es um Klimaschutz und Nachhaltigkeit geht, versucht die Autoindustrie Elektrofahrzeuge gerne als umweltfreundliche Alternative zu traditionellen Verbrennungsmotoren darzustellen. Mit dem Umstieg auf Elektromobilität leiste man einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der globalen CO2-Emissionen und könne die Klimabilanz verbessern, so das Versprechen – und auch die Hoffnung so mancher Verbraucher.

Die Realität scheint aber leider eine andere zu sein: Unabhängig davon, dass es natürlich eine wesentliche Rolle spielt, wie der Strom erzeugt worden ist, mit dem die Fahrzeuge betrieben werden, dürften E-Autos unter den gegenwärtigen Herstellungsbedingungen kaum einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz leisten. Ein wesentlicher Grund dafür sind die Lieferketten der Automobilhersteller, die immer noch stark auf CO2-intensive Prozesse angewiesen sind, wie ein aktueller Bericht verdeutlicht.

"Lead the Charge", ein Bündnis aus Klima-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, kritisiert darin die 18 größten Autohersteller nicht nur für ihren langsamen Übergang zu alternativen Antrieben, sondern vor allem für die Vernachlässigung der CO2-Emissionen in ihren Lieferketten. Toyota, Honda, Kia und Nissan zeigen im aktuellen Ranking die geringsten Fortschritte in Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen innerhalb der Autoindustrie.

Schlechtes Zeugnis

Aber auch generell stellt der Bericht ein schlechtes Zeugnis aus: Der Gesamtfortschritt in der Autoindustrie wird als unzureichend bewertet, und die Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr seien nur gering. Das lässt die Sorge aufkommen, dass die Branche ihre Klimaziele verfehlen könnte. Trotz des allgemeinen Trends zu einer "grüneren" Mobilität und der zunehmenden Popularität von Elektrofahrzeugen zeigen die Ergebnisse der Bewertung, dass die Umstellung auf E-Autos nicht automatisch zu einer nachhaltigeren Industrie führt.

Die Herausforderungen liegen nicht nur in der Produktion der Fahrzeuge selbst, sondern auch in den umfangreichen Lieferketten, die für die Herstellung von Batterien, Stahl und Aluminium erforderlich sind. Diese Materialien sind für die Produktion von Elektrofahrzeugen unerlässlich, doch ihre Gewinnung und Verarbeitung ist oft mit hohen Emissionen und erheblichen Umweltauswirkungen verbunden.

Der Bericht stellt fest, dass die durchschnittliche Performance der Autohersteller bei nur 19 Prozent aller möglichen erreichbaren Punkte liegt und kein einziges Unternehmen mehr als die Hälfte der Punkte erreichte. Ford und Mercedes-Benz belegten die "Spitzenplätze" mit 42 Prozent und 40 Prozent, gefolgt von Tesla mit 35 Prozent. Ein Drittel der bewerteten Automobilhersteller hat noch gar keine konkreten Maßnahmen zur Dekarbonisierung von Stahl und Aluminium ergriffen. Gerade diese Bereiche, die für die Automobilproduktion zentral sind, würden aber deutlich mehr Aufmerksamkeit benötigen.

Tiefgreifendere Änderungen notwendig

Obwohl Unternehmen wie Ford oder Mercedes-Benz im Ranking besser abschneiden, zeigt der Gesamtbefund, dass selbst diese führenden Unternehmen noch weit davon entfernt sind, eine wirklich nachhaltige Produktion zu erreichen. Ein von Polestar und Rivian in Auftrag gegebener Klimabericht unterstreicht übrigens diese Erkenntnis.

In diesem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die Automobilindustrie trotz eines signifikanten Rollouts neuer Elektro- und Hybridmodelle immer noch weit davon entfernt ist, ihre schädlichen Emissionen in einer Weise zu reduzieren, die mit den Zielen des Pariser Abkommens übereinstimmt. Das Elektroauto allein wird also nur wenig Veränderung zum Positiven bewirken: Vielmehr braucht es tiefgreifende Änderungen in den Lieferketten, der Materialgewinnung und den Produktionsprozessen. (bbr, 28.2.2024)