Sebastian Kurz von hinten vor Kameras
Nach dem Urteil im Wiener Landesgericht: Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
EPA/CHRISTIAN BRUNA

Sebastian Kurz vertraut immer noch auf seine Kunst der Inszenierung. Sehr viel mehr war da ja nie. Jetzt probiert er es in seinem Kampf mit der Justiz. Schon vor und während seines Prozesses wollten er und seine Anwälte das Verfahren außerhalb des Gerichtssaals gewinnen – in der Arena der öffentlichen Meinung. Vor jedem Gerichtstermin und in der Pause gab Sebastian Kurz reichlich Pressestatements vor dem Verhandlungssaal ab.

Ein eigener Spindoktor bearbeitete die Journalisten im Gerichtssaal. Dann kamen er und seine Anwälte mit den schwindligen russischen Zeugen daher. In seinem Schlusswort vor dem Urteil produzierte er seine Unschuldsarie für die Galerie. Dann die Interviewwelle nach dem Urteil. Mit Armin Wolf ließ er sich auf ein Dokumentenduell ein: "Das ist falsch zusammenkopiert" (Kurz). "Nein, da steht es so im Protokoll des U-Ausschusses" (Wolf). Gleichzeitig versuchen seine Helfershelfer, die Integrität des Richters zu unterminieren.

ZIB 2: Ex-Kanzler Kurz nach Urteil in der ZIB 2
Die Verurteilung (nicht rechtskräftig) empfinde er als ?sehr ungerecht?, sagte Kurz nach dem Urteil am Freitag. Der ehemalige Kanzler, Ex-ÖVP-Chef und jetzige Unternehmer Sebastian Kurz ist zu Gast im Studio der ZIB2.
ORF

Das entspricht dem Politikverständnis von Kurz. Das Unglück hat begonnen, weil er vor dem U-Ausschuss als der unbefleckte Sebastian dastehen wollte, statt zu sagen: "Natürlich hat sich ein Bundeskanzler um die Besetzung in der Verstaatlichten zu kümmern." Und die ÖVP lässt sich darauf ein. Sie macht ihm und seiner Art der Politik die Mauer, statt die einzige Chance für einen Neubeginn zu ergreifen. (Hans Rauscher, 28.2.2024)