Handy mit ChatGPT
Die Nutzung von ChatGPT an Schulen und Universitäten erfordert ein Umdenken.
AP/Michael Dwyer

Da immer mehr Bachelor-Arbeiten mit KI-Tools wie ChatGPT oder Google Gemini verfasst werden, zieht die FH Wien der WKW laut einem Bericht des "ZiB Magazins" nun Konsequenzen: Ab Herbst 2024 liegt der Fokus nicht mehr auf dem Verfassen der schriftlichen Arbeit, stattdessen müssen die Studierenden in Gruppen von zehn bis zwölf Personen ihre Forschungsschritte präsentieren, diskutieren und akademisch verteidigen.

Was sonst also für das eigenhändige Verfassen einer Arbeit nötig ist, wird künftig innerhalb von drei Semestern in einer Peergroup erarbeitet. Der Fokus wandert mehr in Richtung Hochschuldiskussion, Hochschulargumentation und auch kritische Auseinandersetzung, wird Manfred Schieber, Studienbereichsleiter von Management und Entrepreneurship an der FH Wien, im Bericht des ORF zitiert. Somit werden auch der Diskurs und das Einbringen in die Diskussion in die Bewertung miteinbezogen.

Da die Bachelorarbeit allerdings im Fachhochschulgesetz vorgesehen ist, kann sie nicht ganz weggelassen werden. Im neuen Modell soll sie jedoch mehr der Dokumentation der eigenen Arbeitsschritte dienen. Als Nebeneffekt soll das neue System bei den Studierenden die Furcht vor der "großen" Abschlussarbeit nehmen.

Internationale Vorbilder

Die heimische FH ist nicht die erste Bildungsinstitution, die mit derartigen Schritten auf die starke Verbreitung von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT und Gemini reagiert. Unter anderem hatte Ende 2023 auch die Wirtschaftsuniversität in Prag verkündet, die Bachelor-Arbeiten abzuschaffen.

Schon zuvor habe das Problem bestanden, dass wissenschaftliche Arbeiten heimlich von Dritten verfasst werden, durch derartige KI-Tools habe sich das Problem noch verschärft, hieß es damals seitens der Universität: Stattdessen wolle man den Abschluss des Bachelorstudiums auf einen praktischen Nutzen für das spätere Arbeitsleben hin optimieren.

KI in der Schule

In Österreich wird auch darüber debattiert, wie mit der Nutzung von KI-Tools in der Schule umgegangen werden soll. Bereits Anfang 2023 hatten Schulen in New York City die Nutzung von ChatGPT komplett verboten. Hierzulande schien das Pendel jedoch zuletzt jedoch eher in Richtung Adaption als Verbote zu schwenken.

"Um die Schülerinnen und Schüler fit für die Zukunft zu machen, in der KI eine zentrale Rolle spielen wird, braucht es umfassende digitale Kompetenzen", sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) im Dezember 2023: "Quellenkritik und Informationskompetenz sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien und ethisches Bewusstsein sind dabei zentrale Inhalte." Unter anderem soll das Schulfach "Digitale Grundbildung" dabei eine große Rolle spielen. (stm, 29.2.2024)

Update, 1.3.2024: Durch den ursprünglichen Titel konnte der Eindruck entstehen, die FH würde Bachelorarbeiten abschaffen. Diese sind jedoch weiterhin abzugeben, aber in veränderter Form und ergänzend zu der Gruppenarbeit, wie auch später im Text erklärt wird. Die Headline wurde entsprechend präzisiert.