Als der Mount Tambora am 10. April 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa östlich von Java explodierte, spie er bis zu 45 Kubikkilometer Lava, Asche und Gestein aus. Seit der Ōruanui-Eruption vor 26.500 Jahren in Neuseeland, bei der Taupō 1.200 Kubikkilometer Material in der Umgebung verteilte, hatte es keinen so mächtigen Vulkanausbruch mehr gegeben. Selbst noch über Borneo und den Molukken ging ein Ascheregen nieder, mindestens 71.000 Menschen kamen bei der Naturkatastrophe ums Leben. Dem Tambora-Ausbruch folgten vorübergehende globale Klimaveränderungen, das "Jahr ohne Sommer".

Nun aber haben Geologinnen und Geologen Spuren einer Unterwassereruption in jüngerer Vergangenheit entdeckt, die das Tambora-Ereignis noch in den Schatten stellt: Bei seinem Ausbruch vor rund 7.300 Jahren südlich von Japan schleuderte der Kikai bis zu 450 Kubikkilometer vulkanisches Material aus – dies wäre der größte Vulkanausbruch seit Beginn des Holozäns vor 12.000 Jahren.

Vulkan, Hunga Tonga-Hunga Ha'apai
Wie auch der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Mitte Jänner 2022 im Südpazifik (diese Satellitenaufnahme entstand etwa 100 Minuten nach dem Beginn) war der Ausbruch des Kikai eine Unterwassereruption.
Foto: REUTERS/Simon Proud / University of Oxford, RAL Space, NCEO / Japan Meteorological Agency

Drei große Ausbrüche

Die als Kikai-Akahoya-Ausbruch bekannte Eruption ereignete sich südlich der japanischen Insel Kyūshū, wo die philippinische Platte unter die eurasische Platte rutscht. Der Unterwasservulkan Kikai hat in den vergangenen 140.000 Jahren drei große Ausbrüche erlebt, der jüngste war der Kikai-Akahoya-Ausbruch. Das Ausmaß dieser Eruption allerdings war bisher weitgehend unklar gewesen, vor allem weil es äußerst aufwendig ist, Unterwasservulkane zu erforschen.

Für seine Studie erstellte ein Team um Satoshi Shimizu von der Kobe-Universität in Japan anhand von hochauflösenden seismischen Messungen eine detaillierte Karte des Meeresbodens rund um den Vulkan. Die Daten offenbarten gewaltige unterseeische Ablagerungen. Um sicherzugehen, nahmen die Forschenden Proben aus diesen Sedimenten, die eine ferngesteuerte Tauchdrohne an mehreren Stellen einsammelte.

Glas und vulkanische Trümmer

Die Sedimente offenbarten im Untergrund eine über 4.500 Quadratkilometer große Zone, die viel vulkanisches Glas enthielt, sogenannte pyroklastische Ablagerungen. Die Zusammensetzung der Gesteine passte zum schon früher datierten Zeitpunkt des letzten Kikai-Ausbruchs. Allein das nachgewiesene vulkanische Glas und andere vulkanische Trümmer ergaben rund 71 Kubikkilometer an Auswurfmaterial, wie die Autorinnen und Autoren im "Journal of Volcanology and Geothermal Research" berichten.

Das Team kombinierte seine Ergebnisse mit bereits vorliegenden Schätzungen der an Land abgelagerten vulkanischen Trümmer des Ausbruchs. Sie kamen zu dem Schluss, dass diese Megaeruption ein Gesamtvolumen von 332 bis 457 Kubikkilometer an Material ausgeworfen haben muss. Das macht den Kikai-Akahoya-Ausbruch "wahrscheinlich zur größten vulkanischen Eruption des Holozäns", meinen die Forschenden.

Supervulkan Toba

Neben einem deutlich weiter zurückliegenden Vulkanausbruch verblassen sie jedoch alle: Als der Supervulkan Toba auf Sumatra vor 74.000 Jahren in die Luft flog, löschte er beinahe die junge Menschheit aus – so zumindest lautet eine Theorie. Man schätzt, dass der Toba bis zu 6.000 Kubikkilometer an Material ausspie und Asche und Staub in der Atmosphäre zu einem globalen vulkanischen Winter von sechs bis zehn Jahren und zu einer jahrhundertelangen Abkühlung führten. (tberg, 29.2.2024)