Bibiza Bex Shooting Rondo Der Standard Jubiläum Modeshooting Musiker Österreich
Bibiza: Hemd: Acne Studios, Hose: Louis Vuitton, Tasche: Marc Cain, Brille: Loewe, Hut: Ruslan Baginskiy, Ringe: Carolin Dieler, Schuhe: Rosa Mosa, Bex: Kleid: Acne Studios, Schuhe: Prada, Brille: Robert La Roche, Strumpfhose: Falke
Marko Mestrovic

Bex

Bibiza Bex Shooting Rondo Der Standard Jubiläum Modeshooting Musiker Österreich
Anzug: Gestuz, Schuhe: Marc Cain, Oberteil & Schmuck: Artist’s own
Marko Mestrovic

Vorsichtig wird die kunstvoll in Wellen gelegte blonde Perücke auf Bex’ Kopf gesetzt. "Dabei legt sich eine Art Schalter um, der einen Teil von mir aktiviert. Es ist die Bex, die gern im Rampenlicht steht und vor Selbstbewusstsein strotzt", erklärt die 27-Jährige am Set des RONDO-Shootings und zeigt ihr Alter Ego auch gleich vor der Kamera. Auch im energiegeladenen Song Polly Parton besingt sie die blonde Perücke, die zu einer Art Markenzeichen der Rapperin geworden ist. "Das Blond wird bestimmt nicht jedem passen, aber das ist mir egal. Ich habe eine dicke Haut, was sowas angeht", zeigt sich Bex selbstsicher.

Schon früh musste sie lernen, mit rassistischen Ressentiments umzugehen. In Ghana geboren und mit zehn nach Österreich gekommen, verbrachte Bex ihre Kindheit in einem kleinen Dorf im Pongau, den die junge Frau als landschaftlich wunderschön, menschlich teilweise problematisch zusammenfasst. Blöde Kommentare von Mitschülern und Lehrerinnen hätten ihr das Gefühl gegeben, "der 'weirdo' in der Ecke" zu sein. Erst später erkannte sie darin eine Stärke. Die spielt sie nun mit ihrer Musik bewusst aus. Bei ihren Auftritten wolle sie die Euphorie, die sie auf ihrer ersten queeren Party erlebte, vermitteln, erzählt Bex, die ihre Bisexualität offen lebt. Negative Erfahrungen macht Bex nicht nur mit rassistischen Menschen: "Manche wollen mir erklären, wie ich meine Blackness präsentieren soll. Das hat niemand zu entscheiden außer ich selbst." Auch übervorsichtiges Verhalten empfindet sie als befremdlich. "Ein Eiertanz ist nicht nötig. Lege einfach Hausverstand und Respekt an Tag, und alles ist gut", sagt Bex.

Erste Berührungspunkte mit Musik hatte Bex in der Hauptschule. Schüler und Schülerinnen wurden eingeladen, bei einem Casting für das Musical König der Löwen vorzusingen. Als es um die Rolle der Löwin Nala ging, war Bex zu schüchtern. Sie meldete sich nicht. Doch bei Bösewicht Scar nahm sie allen Mut zusammen, legte eine Performance hin, die ihr großen Applaus und auch die Rolle einbrachte. Dass sie Musik zu ihrem Beruf machen könnte, war ihr damals noch nicht bewusst.

Die entscheidende Phase

Bibiza Bex Shooting Rondo Der Standard Jubiläum Modeshooting Musiker Österreich
Oberteil: Motoguo
Marko Mestrovic

Mit 24 zog sie nach Wien („zum ersten Mal fühlte ich mich unsichtbar und nicht von den Mitmenschen angestarrt“) und lernte dort Performance-Artist Aengl kennen. Es entwickelte sich eine innige Freundschaft zwischen den beiden. Aengl schlug vor, zum Spaß Musik im Studio aufzunehmen. Aus der Spontanaktion wurde ein "Best-Friend-Track", der auch der Wiener Produzent Nono Punch zu Ohren kam. Der liefert seither die Beats zu Bex’ Texten, die schon immer gerne Poesie verfasste. Nach einzelnen Single-Veröffentlichungen 2022 erschien im vergangenen Jahr die EP Bundle.

2024 werde eher wieder ein Single-Release-Jahr, sagt Bex. Für ein Album sei die Zeit noch nicht reif. "Ich bin ich im Kokon. Es kann ein Schmetterling aus mir werden, wenn ich jetzt alles gebe. Das ist eine entscheidende Phase", erklärt die Rapperin, die noch von keinem Plattenlabel unter Vertrag genommen wurde. Erfolge hat sie trotzdem gefeiert. Sie trat beim Popfest in Wien auf und ist für den Amadeus Award 2024 nominiert. Das gibt Bex eine Extraportion Selbstbewusstsein: "Mit solchen Meilensteinen beweise ich es mir selbst und allen, die früher nie an mich geglaubt haben."

Bibiza

Bibiza Bex Shooting Rondo Der Standard Jubiläum Modeshooting Musiker Österreich
Sakko: Marni, Gilet: Artist’s own, Hose: JW Anderson, Schuhe: Camper, Ring: Carolin Dieler
Marko Mestrovic

Franz Bibiza kommt gerade von seiner Tournee zurück. Wobei, ein paar Tage zum Erholen hat er sich gegönnt, bevor er beim RONDO-Shooting vor der Kamera steht. Spuren dieser exzessiven Zeit sind dem 24-Jährigen am Set jedenfalls nicht anzusehen. Nach der Tour beginnt für den Musiker nun eine ruhigere Phase: Er arbeitet an einem neuen Album. In welche Richtung es geht, kann der Wiener noch nicht sagen. Er entwickle sich stilistisch aber auf jeden Fall weiter. Sein letztes Album Wiener Schickeria ließ sich irgendwo zwischen Hip-Hop, Indie und Elektronik verorten. Es erschien im vergangenen Jahr und machte Bibiza, der seinen Nachnamen als Künstlernamen verwendet, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Ein Album zu produzieren mag weniger wild sein als das Leben auf Tour, anstrengend ist es trotzdem: "Selbstzweifel kommen immer wieder. Wenn Sessions nichts Brauchbares hervorbringen, stell ich gleich alles infrage", sagt Bibiza. Um aus der Negativspirale rauszukommen, gehe er laufen oder spreche mit Freunden. "Danach denk ich mir: Oida, Franz, das Leben ist eh leiwand", sagt Bibiza. Das trifft vor allem dann zu, wenn ein Song richtig gut geworden ist: "Es gibt kein schöneres Gefühl. Die erfolgreichsten Songs sind interessanterweise oft jene, die in weniger als einer Stunde entstehen." Beim Texten von Liedern sei er fast manisch, blende die Welt um sich herum aus. Er müsse aber für die Sache brennen, um diesen Biss zu haben.

Den hatte er in Sachen Musik nicht von Beginn an. Als Kind habe er den Gitarrenunterricht gehasst, sich lieber Videospielen gewidmet. Mit zwölf änderte sich das, und er brachte sich das Instrument mithilfe von Youtube-Tutorials schließlich selbst bei. "Ich war richtig euphorisch", erzählt er. Einige Jahre später entdeckte Bibiza dann eine neue musikalische Leidenschaft: Hip-Hop. Er nahm an Rap-Battles teil („ich war grottenschlecht“) und fand in der Community Gleichgesinnte.

Auf dem Weg zur Schickeria

Bibiza Bex Shooting Rondo Der Standard Jubiläum Modeshooting Musiker Österreich
Hemd, Hose: Emporio Armani, Brille: Loewe, Halstuch: Ayushin, Schmuck: Carolin Dieler (Ringe, Armband linker Arm), Nialaya (Armband rechter Arm)
Marko Mestrovic

Nach der Matura schrieb er sich erst einmal für ein Soziologiestudium ein. "Das habe ich meinen Eltern zuliebe ausprobiert, aber schon nach wenigen Monaten bemerkt, dass ich keine Leidenschaft dafür habe", erzählt Bibiza. Die Eltern seien zwar skeptisch gewesen, als er ihnen von seinem Plan, Musiker werden zu wollen, erzählte. Sie haben seinen Traum trotzdem unterstützt.

So widmete sich Bibiza also verstärkt der Musik, es entstanden erste Tracks, die 2021 auf den Alben Zwei Zöpfe auf dem Kopf und Lebe wie ein Hippie veröffentlicht wurden. Zwei Jahre später kam schließlich Wiener Schickeria heraus, Songs wie Schick mit Scheck oder Opernring Blues wurden hierzulande vor allem FM4 auf und ab gespielt. Und in diesem Jahr ist Franz Bibiza für den Amadeus Austrian Music Award nominiert. "Es freut mich voll, aber meine Eltern noch viel mehr", sagt der 24-Jährige. Wo wir wieder bei Bibizas Erkenntnis wären: Oida, das Leben ist eh leiwand! (Michael Steingruber, 7.3.2024)