Nicht alle Menschen haben am Wohnungsmarkt die gleichen Chancen. Wer wenig Geld zur Verfügung und einen nicht österreichisch klingenden Namen hat, kann es schwer haben, eine leistbare und daher besonders begehrte Wohnung zu finden. Das hat eine Recherche des STANDARD vor einem Jahr gezeigt – und das wissen auch Vereine, die sich für geflüchtete Menschen engagieren.

Die Erfahrungsberichte klingen immer ähnlich: Auf ihre Anfragen zu inserierten Wohnungen bekommen Betroffene seltener eine Rückmeldung – und wenn es doch einmal mit der Besichtigung klappt, ist die Wohnung am Ende häufig doch bereits weg.

Die Wohnung ist schon weg – das bekommen Menschen mit ausländisch klingendem Namen öfter zu hören als andere.
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Der Verein "Vielmehr für Alle!" unterstützt geflüchtete Menschen, etwa in Form von Bildung und Buddyprojekten. "Wir haben aber schon länger gesehen, dass es großen Bedarf an Wohnraum gibt", erzählt Projektleiterin Kajal Valadbeigi. Daher hat sich der Verein mit seinem Projekt Homebase nun selbst auf Wohnungssuche gemacht und gleich einen "Glückstreffer" gelandet, wie Valadbeigi berichtet.

Wo genau in Wien die Wohnung ist, will sie nicht verraten, um die künftigen Bewohnerinnen zu schützen. Sie ist 110 Quadratmeter groß und verfügt über vier Schlafzimmer und eine große Wohnküche. Hier soll eine Vierer-WG geflüchteter Frauen einziehen. Zuvor muss die Wohnung aber noch in Schuss gebracht werden. Die Türrahmen müssen zum Beispiel noch ausgetauscht und die Wände ausgemalt werden. Derzeit werden außerdem noch Möbel gesammelt – da hoffe man auf die Unterstützung von Baumärkten, Möbelhäusern und Privatpersonen.

Der Verein mietet an

Die Miete wird von den Bewohnerinnen – jungen Frauen – später selbst bezahlt. Um dem Vermieter Sicherheit zu geben, tritt der Verein aber als Mieter auf und wird die Wohnung dann an die Bewohnerinnen untervermieten. Das Ziel: eine Übergangswohnung, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Gleichzeitig werden die Frauen in ihrem neuen Zuhause sozialarbeiterisch unterstützt. Das Ziel sei, dass die Frauen nach einigen Monaten selbst am Wohnungsmarkt Fuß fassen können, erzählt Valadbeigi.

Der Weg dahin ist kein leichter, wie auch Georg Slawik weiß. Slawik ist Hausverwalter und Obmann des Vereins Immo-Humana, der sich seit Jahren um Mütter und ihre Kinder kümmert, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, indem ihnen leistbare Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Von 15 bis 16 akuten Fällen, in denen Familien die Wohnungslosigkeit droht, weiß Slawik.

Er und sein Team sind immer auf der Suche nach Wohnungen, die maximal 500 Euro kosten. Derzeit wird zum Beispiel in Meidling eine Wohnung für Frau Nataliia gesucht, die mit ihren Kindern aus der Ukraine geflüchtet ist und momentan in einem Heim wohnt, in dem Gemeinschaftsdusche und WC im Keller sind. Die Situation hat sich in den letzten Jahren mit gestiegenen Wohnkosten weiter zugespitzt, berichtet Slawik, "wir haben viel zu tun".

Das Problem sei nicht nur, dass es zu wenige leistbare Wohnungen gebe – sondern auch die Vorurteile, mit denen die Frauen oft konfrontiert sind. Auch Kinder würden viele Vermieter abschrecken. Letztendlich, erzählt Slawik, finde sich aber immer eine Lösung. "Bei uns wird niemand weggeschickt."

Diskriminierung ist verboten

Rechtlich ist die Lage eigentlich klar: Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit ist bei der Wohnungssuche in Österreich verboten. Wer davon betroffen ist, hat Anspruch auf Schadenersatz und kann sich beispielsweise an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wenden. Das Problem: Dass man die Wohnung tatsächlich wegen seiner Herkunft nicht bekommen hat, ist schwer zu beweisen. "Keine Ausländer" steht in Wohnungsanzeigen heute nur noch selten – dass das verboten ist, hat sich laut Einschätzung von Expertinnen und Experten in der Immobilienbranche herumgesprochen.

Auch Schwangere haben es bei manchen Vermietern schwer, DER STANDARD hat vor einigen Monaten über einen skurrilen Fall aus Berlin berichtet. Vor einigen Jahren hat die Gleichbehandlungsanwaltschaft den Fall einer sichtbar Schwangeren, die wegen ihrer Schwangerschaft eine Wohnung nicht bekommen hat, vor die Gleichbehandlungskommission gebracht. Diese hat Diskriminierung aufgrund des Geschlechts festgestellt. Will der Vermieter oder die Vermieterin hingegen keine Kinder im Haus, kann man sich dagegen nicht wehren. Dabei handelt es sich nämlich um Altersdiskriminierung – und die ist bei der Wohnungssuche nicht verboten.

Für Vereine und Initiativen bleibt also noch viel zu tun. Das Projekt Homebase übergibt die erste Wohnung am 1. April an vier junge Frauen. Weitere sind geplant – und wohl auch nötig. (Franziska Zoidl, 8.3.2024)