Herbert Föttinger fungiert seit 2006 als Direktor des Theaters in der Josefstadt. Im Sommer 2026 läuft seine künstlerische Leitung aus.
Herbert Föttinger fungiert seit 2006 als Direktor des Theaters in der Josefstadt. Im Sommer 2026 läuft seine künstlerische Leitung aus.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Nach dem Volkstheater Wien, wo kürzlich Jan Philipp Gloger als künstlerischer Leiter ab 2025/26 präsentiert wurde, nimmt auch die Direktionssuche im Theater in der Josefstadt Fahrt auf. Da Herbert Föttinger seine künstlerische Leitung im Sommer 2026 auslaufen lässt und Alexander Götz die kaufmännische Direktion mit Saisonbeginn 2026/2027 zurücklegen möchte, laufen derzeit die Vorbereitungen für die Ausschreibungen. Die Entscheidung soll noch vor dem Sommer fallen.

Voraussichtlich am 23. März werde die Ausschreibung veröffentlicht, hieß es aus dem Haus gegenüber der APA. In dem von einer Personalberaterin begleiteten Prozess soll eine siebenköpfige Findungskommission Empfehlungen für die Entscheidung der Gesellschafter der Theater in der Josefstadt-Privatstiftung erarbeiten. Thomas Drozda, Johanna Rachinger und Eva Schiessl-Foggensteiner vertreten in der Kommission den Stiftungsvorstand. Neben Ex-Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann und Volksopern-Direktorin Lotte de Beer als branchenerfahrene Expertinnen sind zwei weitere Plätze für jeweils eine Beamtin bzw. einen Beamten der Subventionsgeber Bund und Stadt Wien vorgesehen.

"Kickl soll gern zur Premiere kommen"

Herbert Föttinger bestätigt unterdessen in einem am Mittwoch online veröffentlichten Interview mit "Die Presse", wonach das morgen Premiere feiernde Stück Leben und Sterben in Wien von Thomas Arzt seine letzte Inszenierung am Haus als Josefstadt-Direktor sein werde: "Ich will den anderen Regisseuren und Regisseurinnen Platz geben, die mich in diesen Jahren begleitet haben. Sie sollen alle noch einmal inszenieren können. Da trete ich gern einen Schritt zurück."

Einen Schritt macht er dagegen auf FPÖ-Anhänger und -Repräsentanten zu, die er keineswegs ausladen wolle. Ausgrenzung sei "immer ein Fehler": "Die sollen nur hereinkommen. Von mir aus soll auch Herbert Kickl gern zur Premiere kommen. Vielleicht kann er ein bisschen was lernen. (...) Er möge kommen. Ich würde ihn nur gerne vorab in der Kantine treffen, um ihm zu sagen, dass er nicht hier ist, um sich ein Beispiel an Dollfuß zu nehmen, sondern um zu sehen, wie fatal das Streben nach autoritärer Staatsführung in diesem Land schon einmal geendet hat."

Wunsch nach Direktorin

Auch die Josefstadt habe Auslastungsprobleme, räumt Föttinger in dem Interview ein: "Für mich sind 80 Prozent Auslastung, auch wenn andere davon träumen würden, kein gutes Ergebnis. Ich sage das ganz offen. Ich hatte immer eine Auslastung von 90 Prozent. Und jetzt sind es 80. Ich will einfach, dass mein Theater voll ist." Für Regisseur Frank Castorf, der zuletzt in Interviews mit einem Josefstadt-Engagement kokettiert hatte und hier auch bereits eine Premiere besucht hat, stünden die Türen offen: "Her mit Castorf!"

Bei der Findung seiner Nachfolge wolle er sich nicht einmischen, sagt er der "Presse" - und hat doch eine klare Meinung dazu: "Dieses Theater ist ein wichtiges österreichisches Theater. Vielleicht ist es gut, wenn es in österreichischen Händen bleibt - und nach 230 Jahren erstmals eine Direktorin bekommt." (APA, 6.3.2024)