Lange lag Wanda (Lucy McEvil) damit im Clinch, Severin (Jonas Kling) zu dominieren, doch steht ihr die Rolle als liebende Despotin gut zu Gesicht.
Lange lag Wanda (Lucy McEvil) damit im Clinch, Severin (Jonas Kling) zu dominieren, doch steht ihr die Rolle als Herrscherin gut zu Gesicht.
Melina Marcher

Schmerzen und Demütigungen turnen ihn an: Severin (Jonas Kling) ist ein Masochist. Nach einer prägenden Kindheitserfahrung strebt er danach, von einer Frau beherrscht und diszipliniert zu werden. Eine solche findet er in Wanda (Lucy McEvil), die plötzlich mitten in seinem Zimmer erscheint und im bodenlangen, goldenen Kleid der Göttin Venus auf verblüffende Weise ähnelt.

Nach langem Hadern und erschöpfenden Diskussionen erwägt die personifizierte Schönheit, Severins Sklaventreiberin zu sein. Doch ist es eine Beziehung, die nach den Regeln des Unterdrückten ablaufen muss: Wanda soll ihm zwar körperliche Schmerzen zufügen, darf aber keinen anderen mehr lieben als ihn.

Reigen der Dualitäten

Der Masochismus ist nach dem Autor Leopold Sacher-Masoch benannt. Dessen 1870 erschienene Novelle Venus im Pelz diente als Ausgangsmaterial für das gleichnamige Stück, das am Donnerstag im Theater Nestroyhof Hamakom (in Kooperation mit divercitylab), uraufgeführt wurde. Regisseurin Azelia Opak spielt darin mit der Inszenierung von Unterwerfung und strengem Regiment als Gegenspieler und spinnt eine Parabel über das spannungsgeladene Ungleichgewicht der Geschlechter.

Voller Körpereinsatz beweist Klings Severin seine Hingabe – er friert im Schnee, ertränkt sich beinahe im Aquarium oder bietet sich der Guillotine als williges Opfer dar. Er teilt aber auch sein Frauenbild mit, nämlich betrachtet er diese entweder als Heilige oder Hure. Und er reklamiert Besitzansprüche: Verschreibt sich die Frau dem Mann nicht als alleinige Dienstleisterin, soll sie auch sonst keinem gehören.

Er würde lieber sterben, als ohne Wanda zu leben. Das demonstriert Severin (Jonas Kling) eindrücklich, indem er kopfüber ins Aquarium steigt.
Er würde lieber sterben, als ohne Wanda zu leben. Das demonstriert Severin (Jonas Kling) eindrücklich, indem er kopfüber ins Aquarium steigt.
Melina Marcher

Marie Alma Mala Schmidt und Derya Satır an der Geige verleihen dem Kammerspiel musikalische Pointen (Komposition: Uwe Felchle). Gleichzeitig drehen sich die Figuren mit repetitiven Dialogen mitunter im Kreis und hämmern die Botschaften etwas zu plakativ ein, Straffung hätte nicht geschadet. Man sieht dem erotischen Geplänkel aber gerne zu. (Patricia Kornfeld, 8.3.2024)