Der Eingang des Hotels Park Hyatt Vienna
Im Immobilienpaket, das die Signa Prime verkauft, ist auch das Wiener Hotel Park Hyatt dabei.
APA/Georg Hochmuth

Eigentlich sollten etliche Top-Immobilien der Signa-Immobiliengruppe in der Wiener Innenstadt demnächst den Eigentümer wechseln. Die insolvente Signa Prime Selection AG, die in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung steckt, verkauft ja ihre 100-prozentige Tochter Signa Prime Assets GmbH – unter deren Dach mehrere prominente Immobilien stecken. Und zwar das Hotel Park Hyatt (in dem früher die Zentrale der Länderbank und dann die von Bank Austria untergebracht war), das Goldene Quartier in den Tuchlauben, das Gebäude in der Renngasse 2, in dem der Verfassungsgerichtshof untergebracht ist, sowie das Innsbrucker Kaufhaus Tyrol. Den Verkauf dieser Gesellschaft mit ihren Gebäuden hat Prime-Sanierungsverwalter Norbert Abel bereits vor längerem angekündigt, er wurde auch in der Ediktsdatei bekannt gemacht.

Das Paket sollte bei der deutschen Schoeller-Gruppe landen – einer der ältesten Unternehmensfamilien Deutschlands. Sie habe das beste Angebot gelegt, hieß es am Montag, der Gläubigerausschuss wurde mit diesem Thema befassst. Am Abend wurde dann aber bekannt, dass aus der Transaktion (vorerst) nichts wird. Der Gläubigerausschuss hat nicht zugestimmt, er habe nicht genügend Entscheidungsgrundlagen gehabt, wie kolportiert wurde. Nun soll weiterverhandelt werden, auch über den Preis, den die Deutschen bieten.

Schoeller finanzierte Signa

Die Schoeller-Gruppe hatte schon bisher mannigfaltige Verbindungen zur Signa Prime: Eine ihrer Gesellschaften zum Beispiel hat der Signa Prime Capital Invest ein Darlehen in der Höhe von 200 Millionen Euro gewährt und im Insolvenzverfahren in Summe 700 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Man berief sich dabei auf eine Patronatserklärung, also eine Haftung, der Signa Prime. Abseits dessen macht das deutsche Unternehmen Absonderungsrechte im Insolvenzverfahren geltend, nachdem ihm die Signa für die 200-Millionen-Euro-Finanzierung unter anderem die gesamten Anteile an der Signa Prime Capital Invest GmbH verpfändet hatte. Das ist insofern von großer Bedeutung fürs Insolvenzverfahren und die geplanten Verwertungen, als der Capital Invest GmbH "der wesentliche Teil des Vermögens der Signa Prime in Deutschland und Italien gehört", wie es im jüngsten Bericht des Sanierungsverwalters heißt.

Um diesen Knoten, die "komplexe Sach- und Rechtslage" (Bericht), zu lösen, gab es schon länger außergerichtliche Verhandlungen mit der Schoeller-Gruppe, die Gläubigerin habe "Interesse an einer Beteiligung im Verwertungsprozess bekundet", heißt es in Abels Bericht. Ende Februar lag Signa Prime und dem Sanierungsverwalter bereits ein Angebot der Deutschen für die Übernahme von Beteiligungen bzw. Projekten vor, inbegriffen darin auch die Regelung ihrer Ansprüche. Kurz gesagt: Kämen die Deutschen zum Zug, könnte man auch die Assets in Deutschland besser verwerten.

Kritik an kurzer Angebotsfrist

Vom Sanierungsverwalter und vom Management der Prime ist zum laufenden, nicht öffentlichen Verfahren keine Stellungnahme zu erhalten. Aus dem zweiten Bericht des Insolvenzverwalters ging hervor, dass das Interesse an den Immobilien durchaus rege ist. Auf die Neuigkeit vom Montagvormittag, wonach man mit Schoeller abschließen wolle (Zustimmung von Gläubigerausschuss und Insolvenzgericht vorausgsetzt), haben andere Interessenten und Bieter verschnupft reagiert. Die Signa Prime räumte ihnen laut ihrem Prozessbrief gerade einemal acht Tage Zeit ein, um ein indikatives Angebot abzugeben. Viel zu wenig für eine Transaktion von diesem Ausmaß, wie kritisiert wird.

Die Familie Schoeller war seit dem 18. Jahrhundert bzw. ist in der Metall-, Papier- und Textilindustrie tätig, Alexander von Schoeller etwa war 1843 einer der Gründer der Berndorfer Metallwarenfabrik in Niederösterreich, er gründete auch die Schoeller-Stahlwerke in Ternitz. In Österreich gibt es noch heute die Schoellerbank, sie gehört inzwischen der Bank Austria. Die heutige Schoeller Group hat ihre Zentralen in München und Zürich, ist etwa im Bereich nachhaltige Verpackungen und im Bereich Lieferkettensysteme und in der Immobilienbranche aktiv, inzwischen ist die siebente Generation der Familie am Ruder. In Summe beschäftigt die Gruppe laut ihrer Homepage rund 4.000 Menschen an 70 Standorten und setzt rund 1,1 Milliarden Euro um. (Renate Graber, 11.3.2024)