Nahm sieben Oscars in Empfang: Regisseur Christopher Nolan.
Nahm sieben Oscars in Empfang: Regisseur Christopher Nolan.
EPA/ALLISON DINNER

Auf dem Höhepunkt des Oscar-Abends am Sonntag in Los Angeles stand Christopher Nolan etwas verloren auf der Bühne mit goldenen Statuetten in beiden Händen. Den Preis als bester Regisseur hatte ihm Steven Spielberg zuvor überreicht. Die Auszeichnung für den "Besten Film des Jahres" ging ebenfalls an das Epos Oppenheimer, den großen Gewinner des Abends mit insgesamt sieben Oscars.

Mit seinem zwölften Film über Julius Robert Oppenheimer, den "Vater der Atombombe", gelang ihm ein unerwartetes Kunststück: Ein dreistündiger Blockbuster mit historischer Vorlage statt einer Comic-Fantasy, in dem viel geredet wird und – zum Glück! – erstaunlich wenig explodiert.

Sechs Milliarden Einnahmen

Leicht hat es sich der 53-Jährige nie gemacht. Rückblickend wirkt die Oscar-Ehre fast verspätet, gehört der Sohn eines Briten und einer Amerikanerin doch zu den prägendsten Hollywoodregisseuren des 21. Jahrhunderts, schon wegen seiner düsteren Batman-Trilogie. Wie kein anderer seiner Generation vermengt er intelligentes Unterhaltungskino für Erwachsene mit einer unverkennbaren Autorenschaft. Seine Filme spielten über sechs Milliarden Dollar ein, Oppenheimer knapp eine Milliarde davon.

Auch Nolans Liebe zum Film drückt sich in immer größeren Superlativen aus. Er gilt als der vehementeste Verteidiger analoger Filmtechnik und des Kinoerlebnisses. Für Oppenheimer wechselte er aus Protest gegen Warner Brothers Online-Verwertung zu Universal. Gedreht für 70-mm-IMAX-Leinwände ist das intime Psychogramm Eventfilm und Arthouse-Material zugleich.

Vergleich mit Kubrick und Hitchcock

Der technische Perfektionismus brachte dem gebürtigen Londoner Vergleiche mit seinen Landsmännern Stanley Kubrick und Alfred Hitchcock ein: als eiskalter Meister der Spannung. Er sei einigen seiner getriebenen Filmhelden nicht unähnlich und seine Filme handwerkliche Rätsel- und Meisterwerke zugleich, doch ohne echte Emotionen, wird manchmal kritisiert. Herzzerreißende Gegenbeweise gibt es genügend – von seinen Anfängen mit Memento über The Prestige und Interstellar bis hin zu Dunkirk.

Abseits des Kinos wurde der vierfache Vater schon auf einer Demo für Abtreibungsrechte gesichtet. Die Oscar-Dankesrede für den besten Film hielt seine Ehefrau Emma Thomas, die er als Teenager bei der Willkommensparty auf der Uni kennenlernte. "Sie ist die Produzentin aller unserer Filme und aller unserer Kinder. Ich liebe dich." (Marian Wilhelm, 11.3.2024)