BenQ X300G
Beamerbild über dem PC-Monitor: So stellt sich BenQ in einem Promobild die Nutzung des X300G vor.
BenQ

Während bei Fernsehern 4K-Auflösung längst zum Standard gehört, ziehen Beamer in diesem Bereich nur langsam nach. Die meisten Geräte bieten nach wie vor nativ nur Full-HD-Auflösung, echte 4K-Geräte sind unter 2.000 Euro kaum zu erstehen. Der BenQ X300G hingegen soll natives 4K-UHD (3840×2160 Pixel) bieten, und dazu noch viel mehr: Durch eine niedrige Latenz, Bildwiederholungsraten von bis zu 240 Hz sowie Gaming-Modi und -Funktionen soll sich das Gerät zu einem Preis von knapp 1.800 Euro vor allem an Menschen mit einem Faible für schnelle Spiele richten.

Außerdem wird damit geworben, dass sich der Kurzdistanzbeamer auch in kleine Umgebungen – Stichwort: Gaming-Zimmer – einfach einfügen und an verschiedenen Orten positionieren lässt. Und Filme soll man darauf natürlich auch schauen können. Der STANDARD hat getestet, ob das Versprechen gehalten wird.

Portabel? Nicht wirklich.

Um die Erwartungen an die Portabilität an dieser Stelle gleich zu dämpfen: Diese ist in der Praxis nicht wirklich gegeben. Denn zwar ist der BenQ X300G mit Abmaßen von 212 x 180,9 x 194,8 mm kleiner als so manches Konkurrenzprodukt, aber noch immer klobiger als zum Beispiel der "The Freestyle" von Samsung, den die Koreaner auch als potenziellen Kandidaten fürs Urlaubsgepäck bewerben. Zudem ist das BenQ-Gerät mit rund drei Kilo alles andere als ein Leichtgewicht.

BenQ Beamer
Im echten Leben ist der BenQ X300G ein drei Kilo schwerer Würfel.
Der Standard/Stefan Mey

Klargestellt werden muss an dieser Stelle auch, was BenQ bei diesem Gerät unter dem Begriff "Kurzdistanz" versteht, denn der X300G ist nicht mit jenen Geräten gleichzusetzen, die man aus professionellen Meetingraum-Situationen kennt und die direkt an der Projektionsfläche stehen. So haben wir im Test mit normaler Skalierung bei einer Distanz von 1,50 Metern eine Bilddiagonale von 1,90 Meter (circa 75 Zoll) erreicht, vergleichbar also mit einem recht großen Fernseher. Reduzierten wir den Abstand auf circa 50 Zentimeter und erhöhten die Skalierung des Bildes auf das 1,2-Fache, so wurde eine Bilddiagonale von 77 Zentimetern (circa 30 Zoll) erreicht, was bereits sehr klein ist. Long Story short: Ein gewisser Abstand wird gebraucht, allerdings lassen sich auch in kleinen Zimmern Bildgrößen erzielen, die so manchen High-End-Fernseher ausstechen.

Ärgerlich ist, dass der Beamer Anschluss sucht, aber nicht zwingend finden muss. So verfügt er über nur einen HDMI 2.0 Port, während andere andere Geräte zumindest zwei Anschlüsse dieser Art bieten, im Optimalfall einen davon mit HDMI 2.1: Dieses wäre nötig, um gar 8K- oder auch 4K-Auflösung mit einer Bildwiederholungsrate von 120 Hz zu ermöglichen.

4K via USB-Stick als Ruckelpartie

Ergänzend dazu gibt es einen USB-A- und einen USB-C-Anschluss. Hier wurde der Versuch gestartet, auf einem USB-Stick abgespeicherte Urlaubsvideos direkt auf dem Beamer abzuspielen – mit einem etwas überraschenden Ergebnis: während das Full-HD-Video problemlos wiedergegeben wurde, ruckelte das Video in 4K-Qualität so stark, dass wir die Vorführung nach wenigen Sekunden beendeten.

Am Material lag der Fehler nicht, auf dem Laptop ließen sich beide Videos problemlos abspielen. Von einem spezifisch auf diesen Zweck ausgelegten Gerät, also einem 4K-Beamer, hätten wir eine ähnliche Zuverlässigkeit erwartet.

Heimkino mit zwei mal acht Watt?

Anschlüsse, die man vergeblich sucht: ein Audio-Out (in welchem Format auch immer), mit dem sich eine Soundbar oder externe Lautsprecher anschließen ließen. Bietet also die Spielekonsole – von der wie gesagt nur eine gleichzeitig angeschlossen werden kann – ebenfalls kein optisches Audio, so bleiben im Endeffekt zwei Optionen: Entweder man begnügt sich mit den beiden integrierten Acht-Watt-Lautsprechern des Beamers, oder man schaltet einen Hifi-Receiver zwischen den Beamer und die zu verbindenden Geräte.

BenQ X300G
In puncto Konnektivität gewinnt der BenQ X300G keine Preise.
Der Standard/Stefan Mey

Die letztere Option bietet vor allem den Vorteil des Gestaltungsspielraums: Beliebig viele Lautsprecher können verbunden werden, um den gewünschten Klang zu erreichen. Und auch das Problem des einen einsamen HDMI-Eingangs ist damit gelöst, lassen sich doch gleich mehrere Geräte mit dem Receiver verbinden, bevor dieser mit dem Beamer verbunden wird. Der Nachteil neben den zusätzlichen Kosten für das weitere Gerät liegt hingegen darin, dass durch diese fixe Installation die Portabiliät des Heimkinosystems gänzlich verlorengeht.

Bezüglich der integrierten Lautsprecher des Beamers wirbt der Hersteller wie von der Branche gewohnt mit Superlativen. Unter anderem ist sogar von Spatial Sound – also der Verteilung im dreidimensionalen Raum – die Rede, was gerade beim Spielen von Shootern in der Theorie von Vorteil wäre. Im Praxistest war davon jedoch wenig zu spüren. Schlecht im engeren Sinne ist der Sound zwar nicht, zumindest ist bei moderater Lautstärke kein Krächzen zu hören, und Töne werden klar ausgespielt. Mit einer Soundbar oder gar einer Surround-Anlage lässt sich die Qualität aber nicht vergleichen.

Android TV

Als Betriebssystem kommt Android TV zum Einsatz. Und hier lassen sich direkt auf dem Gerät diverse Apps installieren, darunter Amazon Prime Video, Disney Plus, Youtube, Twitch, Spotify, die ORF TVthek und auch Netflix. Die Wiedergabe läuft problemlos. Wer möchte, der kann auch den VLC-Player installieren und somit im Heimnetzwerk abgespeicherte Videos abspielen. Angeschlossene USB-Sticks werden nicht als Laufwerke erkannt, somit können die darauf gespeicherten Dateien nicht über den VLC-Player abgespielt werden.

Was an dieser Stelle bei einem auf Gamer ausgerichteten Beamer nett gewesen wäre: Gaming-Apps. So findet sich im Repertoire leider keine App zum Streamen von Spielen über den Game Pass Ultra. Über diesen könnte man Xbox-Spiele zocken, ohne auf die Rechenleistung des Beamers angewiesen zu sein, da diese aus der Cloud gestreamed werden. Eine ähnliche App von Nvidia, Geforce Now, ist zwar theoretisch verfügbar, ließ sich jedoch nicht starten.

Fernbedienung, Fokus und Keystone

Die Fernbedienung des Beamers ist angenehm schlicht gehalten, die bei Fernsehern mittlerweile üblichen Buttons für diverse Streaming-Services gibt es nicht. Einbuchtungen an den Tasten (etwa zur Lautstärkeregelung) erleichtern die Bedienung auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Zudem finden sich auf der Fernbedienung Tasten zur Steuerung von automatischem Fokus und automatischem Keystone, also der Ausrichtung des Bilds auf der Wand.

BenQ X300G Fernbedienung
Die Fernbedienung des BenQ X300G ist angenehm schlicht gehalten.
Der Standard/Stefan Mey

Der automatische Fokus funktioniert einwandfrei. Er ist in wenigen Sekunden erledigt, das Bild ist anschließend gestochen scharf. Auf Wunsch kann die Schärfe händisch nachjustiert werden, im Test war dies jedoch nie nötig.

Das automatische Keystone sorgte hingegen öfter für Frust. So muss eine bestimmte Taste im richtigen Timing gedrückt werden, um zwischen manueller und automatischer Ausrichtung zu unterscheiden. Da zudem die Funktion zum Drehen des Bildes auf derselben Taste der Fernbedienung hinterlegt ist, kann es rasch zu Verwirrung kommen. Das wäre per se nicht schlimm, wenn man diese Einrichtung nur einmal durchführen müsste. Allerdings "vergaß" das Gerät die Einstellungen gelegentlich, wodurch der Prozess nach einem Neustart wiederholt werden musste.

Streamen per Chromecast: Kontrast im Praxistest

Passend zu Android TV gibt es auch ein eingebautes Chromecast, also die Möglichkeit, von anderen Geräten drahtlos an den Beamer zu übertragen. Im Test mit einem Pixel 7 Pro funktionierte dies sofort, auch 4K-Videos fanden inklusive Ton ihren Weg ruckelfrei vom Smartphone auf die Heimkinowand. Allerdings wird das Bild des Videos im Vergleich zum Android-TV-Startbildschirm leicht verkleinert. Wer es größer will, der muss das projizierte Bild somit händisch mit der Fernbedienung skalieren.

Bei hellerem Umgebungslicht wirken die Farben allerdings nicht so satt und die Kontraste nicht so stark wie auf dem Bildschirm des Smartphones – was wiederum auch eine Schwachstelle des BenQ-Beamers aufzeigt: Die Lichtstärke liegt mit 2.000 Ansi Lumen unter der vieler anderer Geräte in einer ähnlichen Preisklasse. Das macht sich in der Praxis auch bemerkbar, wenn Medien direkt vom Gerät abgespielt werden: Wirkten Farben, Kontraste und vor allem die Schwarzwerte nachts bei kompletter Dunkelheit überzeugend, waren bei bewölktem Himmel am Tag in den ersten Nachtszenen der neuen "Avatar"-Serie manche Details nur schwer zu erkennen.

Und die Bildqualität beim Gamen?

Und wie schlägt sie der Beamer nun beim Gamen, wo vor allem im kompetitiven Bereich Schnelligkeit zählt? Hier sei dazugesagt, dass die eingangs erwähnte Bildwiederholungsfrequenz von bis zu 240 Hz nicht für die 4K-, sondern nur für Full-HD (1080p) geboten wird. In 4K sind bis zu 60 Hz möglich, bei 2K sind es immerhin 120 Hz. Die Latenz reicht von 4,2 Millisekunden in der 1080p-Auflösung bis zu 16,7 Millisekunden bei der 4K-Auflösung.

Zu beachten ist aber auch, dass es eine Frage des Contents ist, ob diese Werte überhaupt ausgereizt werden können. So brachte Bethesda selbst seinen Blockbuster "Starfield" im vergangenen Jahr nur mit 30 Bildern pro Sekunde (FPS) auf die Xbox Series X – also die Hälfte dessen, was der Beamer in 4K-Qualität darstellen kann. Die meisten Games laufen auf 60 FPS, während 120 FPS aufwärts eher im Profibereich relevant sind. Und solche Leute spielen nicht auf Konsole und Beamer, sondern am PC-Bildschirm mit Maus und Tastatur. Mit den hier angeführten Werten sorgen BenQ-Kunden also eher für die Zukunft vor, wenn besagte Bildwiederholungsraten auch wirklich im Konsolen-Massenmarkt ankommen.

BenQ X300G Fadenkreuz
Auf Wunsch montiert der BenQ X300G ein zusätzliches Fadenkreuz ins Bild.
BenQ

Angeboten werden von BenQ außerdem verschiedene HDR-Bildmodi, die auf bestimmte Spielegenres abgestimmt sind: Der RPG-Modus für Rollenspiele bietet bessere Farbgenauigkeit, um vor allem bei Schnittszenen eher ein Kinogefühl zu schaffen. Der First-Person-Shooter-Modus verstärkt die Details, der Sportspielmodus soll lebendigere und hellere Visuals liefern. In der Praxis sind die Unterschiede zwischen diesen Modi zwar sichtbar, aber bestimmt nicht spielentscheidend.

Anders hingegen ein Modus, der das Bild bewusst aufhellt: Das sieht zwar nicht schöner aus, kann aber vor allem bei Shootern in dunklen Dungeons Spielvorteile verschaffen. Weiters ist es möglich, sich für First-Person-Shooter ein großes Fadenkreuz in die Mitte des Bildschirms montieren zu lassen. Ob dieses wirklich gebraucht wird oder ob das in den Spielen integrierte Fadenkreuz ausreicht, muss jeder für sich entscheiden.

Fazit: Nicht perfekt, aber auf dem richtigen Weg

Es gibt diverse Details, die am BenQ X300G kritisiert werden können. Das beginnt bei der leider etwas spärlichen Ausstattung mit Anschlüssen und setzt sich bei Ärgernissen wie den Problemen beim Abspielen von Videos via USB-Stick fort. Auch ein helleres Bild wäre von Vorteil. Auf der anderen Seite überzeugt der Beamer aber dort, wo es wirklich wichtig ist: Das Bild ist gestochen scharf, beim Spielen schießt das Gerät in puncto Latenz und Bildwiederholungsrate gar über das Ziel hinaus. Damit sind 4K-Beamer auf einem guten Weg, doch noch in die Wohn- und Gamingzimmer dieser Welt zu finden. Wenn dann noch diverse Wehwehchen beseitigt werden, gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. (Stefan Mey, 16.3.2024)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: das Testgerät wurde für einen beschränkten Zeitraum von BenQ zur Verfügung gestellt.